Sub Terra
fair.«
Jason tupfte mit dem Finger jeden einzelnen Kekskrümel von seinem Dessertteller auf. Dann leckte er ihn ab und genoss die letzten Spuren von Schokolade. »Darf ich mir noch einen Keks holen?«, bettelte er seine Mutter an.
»Du hattest schon zwei. Das reicht. Geh bitte ins Bad und wasch dir die Finger.«
Jason murmelte etwas Unverständliches und schob seinen Stuhl zurück. »Na gut.«
»Wie wäre es mit einer Partie Poolbillard, wenn du fertig bist?«, fragte Ben, als Jason sich an ihm vorbeidrückte.
Jasons verkniffene Gesichtszüge lockerten sich. Er schaute seine Mutter an. »Darf ich?«
»Klar. Jetzt beeil dich. Wir brechen bald auf.«
»In einer Minute bin ich wieder da, Ben«, sagte Jason und schoss durch die Messe zur Toilette am anderen Ende des Saals. Der Vorraum war leer. Jason schlüpfte in die mittlere Kabine und fummelte an seinem Gürtel.
Als er sich hinsetzte, hörte er, wie die Tür aufging, Lärm aus dem Saal hereindrang und die Tür wieder zufiel. Jemand pfiff eine Melodie, näherte sich den Toiletten und betrat die Kabine rechts von Jason. Immer noch pfeifend ließ der Mann seinen Rucksack auf den Boden der Kabine fallen. Genau rechts neben Jason.
Jason sah mit großen Augen, wie eine schwarzbehaarte Hand hinunterlangte, die Schnalle des Rucksacks öffnete und darin herumwühlte. Er hörte, wie ein Streichholz angezündet wurde … und jemand langsam ausatmete. Es roch nach einer brennenden Zigarette. Während der Mann immer noch pfiff, öffnete er geräuschvoll den Gürtel. Als er sich setzte, trat er mit dem Absatz gegen den Rucksack und warf ihn um. Ein kleiner Haufen in Plastik verschweißter Würfel, die wie graue Play-Doh-Knete aussahen, kullerte in Jasons Kabine.
In diesem Moment ging die Tür zur Herrentoilette wieder auf. Ein anderer Mann ging zu den Urinalen hinüber. Jason nahm das Öffnen eines Reißverschlusses und das charakteristische Plätschern wahr. Der Mann am Urinal seufzte. Jason belauschte seinen Nachbarn, der seinen Gürtel zuzog und den umgekippten Rucksack aufhob.
Der Nachbar verließ die Kabine.
Der Mann am Urinal sprach. Jason erkannte Bens Stimme. »Khalid, mein Bester, Rauchen ist hier nicht erlaubt.«
»Ach, die Amerikaner haben einfach viel zu viele Vorschriften. Wie soll man da wissen, welche man befolgen und welche man ignorieren soll? Möchtest du eine Zigarette?«
»Danke für das Angebot«, erwiderte Ben, »aber ich bin zum Billard verabredet.«
Die Tür der Herrentoilette wurde aufgestoßen, und Khalid stampfte hinaus.
Jason setzte seine Füße wieder auf den Boden und stand auf. Während er seinen Gürtel schloss, schaute er auf den Boden. Der Ägypter hatte einen seiner eingeschweißten Würfel übersehen. Er war zur gegenüberliegenden Seite von Jasons Kabine gekullert. Jason streckte den Arm aus und hob den Würfel auf. Was sollte er damit machen? Wenn man kräftig zupackte, fühlte er sich an wie feste Tonerde. Ihm war bewusst, dass er den Würfel Khalid zurückgeben sollte, aber dann käme heraus, dass er gelauscht hatte. Er steckte ihn in seine Hosentasche und verließ die Kabine.
»Da bist du ja!« Ben stand vor ihm. »Deine Mutter hat schon gedacht, du wärst ins Klo gefallen.«
Jason grinste. Er schob den Würfel noch tiefer in seine Tasche.
»Was hast du denn da, Sportsfreund? Hast du dir den dritten Keks gemopst?«, fragte Ben augenzwinkernd.
»Nein«, sagte Jason und bekam einen Schluckauf vom Lachen. »Ist nichts Besonderes.«
»Na gut. Dann auf zum Billard.«
Blakely stemmte sich gegen eine Windbö, während er durchs Camp schritt. Das Büro des befehlshabenden Offiziers lag auf der anderen Seite der Basis, weit weg von der Müllkippe. Wenn er diese verdammte Ausrüstung nicht so nötig gehabt hätte, wäre er direkt zur Alpha-Basis weitergereist. Doch Rolands Communiqués und Gesuche hatten den sturen Offizier nicht umstimmen können. Er brauchte diese verfluchten Platinen; sie waren für das Funkverbindungsnetz lebensnotwendig.
Er schritt die Stufen zum Basishauptquartier hinauf, und eine Wache prüfte seine Personalien. Blakely schenkte dem Mann einen säuerlichen Blick, während er wartete. Ein roter Helikopter der US Navy flog dicht an ihnen vorbei und schleuderte Eis und Dreck in das Wachhäuschen. Mit gerunzelter Stirn schaute die Wache hinauf.
»Alles okay, Dr. Blakely.«
»Danke.« Er ging hinein. Verdammte Vorschriften. Nachdem er seinen Parka aufgehängt hatte, eilte er weiter den Flur entlang. Das
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