Substance-Die Formel
Armaturenbrett. Siebzehn Minuten vor fünf. Es würde verflixt knapp werden.
Kaum war die Öffnung breit genug, gab er Gas und fuhr auf die Straße. Der Verkehr floss zäh, und obwohl er ständig die Spur wechselte, kam er nur langsam voran.
Um eine Minute vor fünf Uhr stellte er den Mustang in einer Parkbucht direkt vor dem Verwaltungsgebäude ab, ohne sich um das Schild »reserviert« zu kümmern. Den Ausdruck in der Hand rannte er die Stufen hinauf, bis er im zweiten Stock vor der Glastür des Büros für Studentische Angelegenheiten stand. Er hatte die Tür gerade halb aufgestoßen, als ihm eine Frau Einhalt gebot.
»Das Büro ist geschlossen.«
Er erkannte die Studentin mit dem braunen Lockenkopf und dem wie mit Ölkreiden aufgetragenen Make-up sofort wieder. Sie hieß Teri Linley. Vor einem Jahr hatte Kevin einen Chemiekurs der Erstsemester benotet. Teri war unausstehlich gewesen, sie hatte sich wegen jedes einzelnen Punktes, den er ihr abgezogen hatte, bei ihm beschwert.
Ohne einen Blick auf den Besucher zu werfen, wollte sie die Tür wieder schließen. Kevin hielt den Griff fest.
»Teri, ich muss Dean Baker sprechen.«
Theatralisch sah sie auf ihre Armbanduhr.
»Es ist nach fünf. Wir haben zu.« Sie wirkte verärgert und ungeduldig. Sie wollte offensichtlich weg.
»Ich weiß, aber ich muss mit ihr reden.«
Sie schüttelte den Kopf. »Montag.«
»Geht nicht.« Kevin schwenkte den Ausdruck. »Hier steht, ich muss sie heute noch sprechen.«
»Was dieses Büro betrifft, ist der heutige Tag vorbei.«
»Ich weiß, dass Dean Baker noch da ist. In ihrem Büro brennt Licht.«
»Ich habe nicht gesagt, sie sei nicht da. Ich habe gesagt, dass wir geschlossen haben.« Wieder zog sie an der Tür. Kevin hielt die Klinke fest.
»Was soll das? Loslassen!«
»Ich lasse nicht los, bis ich sie sprechen kann.«
Teri blickte zögernd den Flur hinunter.
»Es geht ein ganzes Stück schneller, wenn ich zu ihr darf.«
Sie sah ihn ein paar Sekunden angewidert an, ließ die Tür los und hob resigniert die Hände. »Wenn es sein muss.«
Während sie hinter ihren Schreibtisch zurückkehrte, machte sich Kevin auf den Weg zum Büro der Professorin.
Er klopfte leise an die offene Tür.
»Dr. Baker?«
Julia Baker musterte den Ankömmling mit dem unverkennbaren Blick einer Autoritätsperson. Der Gedanke an seinen eigenen Aufzug, verglichen mit ihrem teuer wirkenden grauen Kleid mit dem türkisfarbenen Schal, machte ihn verlegen, aber seine Mütze nahm er trotzdem nicht ab. Der Zustand seines Haares hätte sein Erscheinungsbild nur noch verschlimmert.
»Entschuldigen Sie, dass ich so spät …«, begann er.
»Nicht schlimm«, fiel sie ihm lächelnd ins Wort. »Setzen Sie sich bitte.« Sie wies auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch. »Ich habe Sie erwartet, Kevin.«
»Sie wissen, wer ich bin?«
Julia Baker kam von der University of Oklahoma und hatte erst im Sommer an der STU angefangen. Kevin hatte sie noch nie gesehen.
»Natürlich. Auf Ihrem Antrag ist schließlich ein Passfoto.« Sie drückte auf ein paar Tasten ihres Computers und blickte auf den Bildschirm. »Ihre Durchschnittsnote ist hervorragend. Wir wollen unseren besten Leuten jede Chance bieten, ihre Studien fortzusetzen, unabhängig davon, welche Probleme es in der Vergangenheit gab.«
»Ich bin gleich gekommen, nachdem ich Ihre E-Mail gelesen habe.«
»Geschickt habe ich sie am 22. August. Das ist fast drei Wochen her.«
»Ich benutze meine Uni-Adresse nicht oft. Ich gebe diesen Sommer keinen Kurs und arbeite nicht auf dem Campus.«
»Ich verstehe.« Sie tippte wieder etwas ein. »Hier steht, Michael Ward bot Ihnen im vergangenen Jahr eine Doktorandenstelle an, und Sie haben sie angenommen.«
»Das ist richtig, aber vor acht Monaten hat er mich gefeuert.«
»Ich weiß, aber hier steht nicht, warum.«
»Es kam zu einem Unfall im Labor. Dabei gingen einige teure Apparate kaputt. Professor Ward machte mich dafür verantwortlich.«
»Und? Sie haben keinen Widerspruch eingelegt. Warum nicht?«
»Kann ich nicht genau sagen. Wir waren beide im Labor, aber ich hatte die Versuchsanordnung aufgebaut, deshalb musste ich den Kopf hinhalten. Er feuerte mich direkt nach dem Unfall. Ich hatte keine Möglichkeit, den Vorfall genauer zu untersuchen.«
»Soll ich mich mit Dr. Ward in Verbindung setzen?«
Kevin schüttelte den Kopf. Für den arroganten Arsch würde er sowieso nicht mehr arbeiten.
»Nein, danke. Damals war bei keinem der anderen
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