Substance-Die Formel
abgebrannt sein.
Lobec freute sich an seinem genialen Plan. Der Brand würde zu einem regelrechten Inferno ausarten. Die Todesursache der verkohlten Leichen festzustellen, würde sehr schwierig, wenn nicht unmöglich sein. Es sei denn, man würde auf eine Kugel stoßen. Und das würde Bern verhindern.
Trotzdem bereiteten ihm ein paar Dinge Sorgen. Wer mochte dieser N. Kevin Hamilton sein? Und was hatte es zu bedeuten, dass der Schlüssel zu Adamas in der Masterarbeit dieses Hamilton steckte?
Nachdem er die beiden anderen Rauchmelder unbrauchbar gemacht hatte, ging er noch einmal in Wards Büro. Er musste diesen N. Kevin Hamilton aufstöbern und zwar bald, denn sonst landete Wards E-Mail womöglich bei der Polizei. Wenn sich die Behörden einmischten, wäre es in mehrfacher Hinsicht eine Katastrophe.
In dem stickigen, überfüllten Haus von Nigel Hudson dröhnte Reggae aus der Stereoanlage. Kevin bahnte sich einen Weg zur Küche. Es war zwar erst neun, aber Nigels traditionelle Party zu Semesterbeginn war schon in vollem Gang. Nachdem Kevin von Dean Baker nach Hause gekommen war, hatte er sich umgezogen, war zu McDonald’s gefahren und hatte dort ferngesehen, bis er eine SMS von Erica Jensen erhalten hatte, sie sei unterwegs zu Nigels Party. Kevin musterte die Tanzenden, konnte Erica aber nicht entdecken.
In der Küche traf er Nigel, der gerade ein Bier zapfte, und klopfte ihm auf die Schulter. Sein Freund drehte sich um und umarmte ihn kurz und herzlich.
»Du hast es geschafft!« Nigel drückte Kevin ein Bier in die Hand.
»Danke. Ich kann doch deine Party nicht verpassen.« Kevin blickte wieder in die Runde.
»Sie ist auf der Toilette.«
»Wer?«
»Tu nicht so unschuldig.«
»Du hast wohl zu viel getrunken. Man hört ja deinen Akzent«, frotzelte Kevin.
Nigel war aus Jamaika eingewandert. Seit fünfzehn Jahren lebte er in den USA. Er war immer nach der neuesten Mode gekleidet, und es gab im Süden von Texas vermutlich keinen geselligeren Menschen als ihn. Er war einer der wenigen Freunde, mit denen Kevin nach seinem Grundstudium an der Texas A&M, der erbitterten Rivalin seiner jetzigen Uni, in Verbindung geblieben war.
Nigel sah ihn gedankenverloren an. »Lenk nicht vom Thema ab. Du stehst in den Startlöchern, seit sie mit diesem Medizinmann gebrochen hat.«
Kevin zuckte nur mit den Schultern und warf einen Blick auf Nigels Freunde aus der Business School, von denen er die meisten nicht kannte.
»Sie hat ihm erst vor einem Monat den Laufpass gegeben, und jetzt hat sie noch zwei Wochen Dienst in der Notaufnahme vor sich. Du weißt doch, was Medizinstudenten alles um die Ohren haben. Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sie zu fragen.«
»Nicht der richtige Zeitpunkt? Du machst wohl Witze. Wenn du sie nicht willst – ich warte keinen Tag länger.«
Kevin schnellte herum und sah Nigel groß an. Der hob abwehrend die Hände.
»Nur ein Witz!« Nigels Augen wanderten zu jemandem hinter Kevins Schulter.
»Sieh mal einer an.«
Kevin zwang sich, ruhig zu bleiben. Obwohl auch Erica im Memorial Hermann arbeitete, hatte er sie nur ab und an beim Mittagessen in Gesellschaft ihrer Freundinnen gesehen, seit sie sich von ihrem Freund getrennt hatte. Er hatte sie zu Nigels Party eingeladen, weil er hoffte, sich mit ihr unter vier Augen unterhalten zu können. Sie kannten sich durch ihre Jobs und von Partys, aber immer waren entweder ihr Exfreund Luke oder ihre Freundinnen bei ihr gewesen. Diese Party war seine große Chance.
Er drehte sich langsam um. Sein Herz sank. Es war nicht Erica.
Eine üppige Blondine in einem schwarzen Etuikleid hauchte Nigel ein Küsschen auf die Wange.
»Wie geht es dir, Nigel?«, gurrte sie, sichtlich bemüht, ihn zu beeindrucken. »Ich habe dich schon seit Stunden nicht mehr gesehen.« Dann wandte sie sich zu Kevin und lächelte. »Und wer ist dein Freund hier?«
»Kevin, das ist Heather. Sie geht in meinen Kurs.«
Sie gaben sich die Hand. Heather hatte einen überraschend festen Griff für jemanden, der so klein war wie sie. Dann fiel Kevin ein, dass man ihr den deftigen Händedruck wohl in der Business School beigebracht hatte.
Nigel entfernte sich mit den Worten, er ginge für Heather einen Cocktail mischen.
Die Musik war so laut, dass Kevin nicht hörte, was Heather zu ihm sagte.
»Wie bitte?«, fragte er deshalb und neigte sein Ohr zu ihrem Mund. Eine Mischung aus würzigem Parfum und Tequila drang ihm in die Nase. Der Schnitt von Heathers Kleid ließ der
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