Substance-Die Formel
Adamas nächste Woche zur Patentierung angemeldet wird. Schaffen wir das nicht, ist die Kreditwürdigkeit meiner Firma im Eimer.«
»Dann würde ich vorschlagen, Sie kaufen das Unternehmen nicht.«
Lefler hatte recht. Ohne Adamas würde nichts laufen. Wenn er Forrestal kaufte und Adamas stellte sich als Flop heraus oder verzögerte sich, würde er die Kreditzinsen nicht aufbringen können. Er musste die Sache stoppen! Senders! Vielleicht kam er noch rechtzeitig zu ihm.
Senders steckte gerade sein Handy ein. Tarnwell blieb fast das Herz stehen, als er das strahlende Gesicht seines Finanzchefs sah.
»Gute Neuigkeiten, Clay.«
ACHTZEHN
»Diamanten?«
Erica wollte ganz genau wissen, worum es ging, bevor sie und Kevin darüber entschieden, wie es weitergehen sollte. Sie hielt auf dem Parkstreifen vor einem Lebensmittelladen fünf Straßenzüge von der Bank entfernt.
»Diamanten wie Klunker, Glitzersteinchen?«
»Ja. In diesem Laborbuch steht, wie man hundertprozentig echte Diamanten herstellt. Und es steht auch darin, wie man egal welchen Gegenstand mit einer echten Diamantschicht überzieht.«
Erica schüttelte den Kopf. »Wie kannst du ein Experiment mit deinem Professor machen, ohne zu wissen, dass ihr Diamanten herstellt?«
»Darum ging es ja gar nicht. Es ging um Hochtemperatursupraleiter auf der Basis von C 60 -Nanopartikeln. Die Diamanten sind nur aus Versehen entstanden.«
Erica sah ihn kopfschüttelnd an.
»Was ist C 60 ?«
»Hast du schon mal etwas von Buckyballs gehört?«
»Das Wort kommt mir bekannt vor.«
»1985 wurden diese Buckyballs zufällig von ein paar Astrophysikern und Chemikern entdeckt, die Verfahren simulierten, bei denen interstellarer Staub entsteht. C 60 ist die dritte reine Form von Kohlenstoff, die wir kennen. Die beiden anderen sind Graphit und Diamant. Es wurde viel darüber geschrieben, weil mit den besagten Buckyballs neue Klassen von Chemikalien hergestellt werden können. Die Entdecker erhielten den Nobelpreis.«
»Buckyball ist ein reichlich alberner Name für eine Entdeckung, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.«
»Der offizielle Name lautet Buckminsterfulleren, aber der ist so lang. Die Moleküle sehen aus wie ein Fußball, deshalb Buckyball.«
»Und die hast du für das Experiment benutzt?«
»Wir wollten Hochtemperatur-Supraleiter machen.«
Erica schüttelte schon wieder den Kopf.
»Gut, ich hole etwas weiter aus. Supraleiter sind Materialien, durch die Strom praktisch ohne Widerstand fließt. Ohne Widerstand entsteht auch keine Wärme. Man könnte solche Leiter für unzählige Dinge nutzen. Wir könnten beispielsweise Strom ohne Verlust von einem Ende des Landes ans andere schicken. Supraleiter würden auch Mikroprozessoren revolutionieren, man könnte sie tausendmal kleiner machen.«
»Und wo ist der Haken?«
»Bis jetzt müssen alle Supraleiter mit flüssigem Helium auf eine Temperatur in der Nähe des absoluten Nullpunkts heruntergekühlt werden. Man braucht für die dafür notwendige Ausrüstung viel Platz, und Helium ist selten und sehr kostspielig. Wenn es uns gelänge, einen Hochtemperatur-Supraleiter zu entwickeln, der bei der Temperatur des flüssigen Stickstoffs arbeitet, wäre das viel billiger und weniger aufwändig. Topziel sind jedoch Raumtemperatur-Supraleiter, sie sind der Heilige Gral, nach dem alle suchen. Was Ward und ich gemacht haben, war nur reine Grundlagenforschung. Wir konnten nicht erwarten, entscheidend Neues zu finden.«
»Aber ihr habt etwas entdeckt.«
»Und ich hatte keine Ahnung davon.«
»Du warst von Anfang an mit dabei. Du bist ein Miterfinder von Adamas.«
»Was ultracool wäre, wenn man nicht Jagd auf uns machen würde.«
»Bist du ganz sicher, dass Ward tatsächlich in der Lage war, Diamanten herzustellen? Vielleicht ist alles nur ein Aprilscherz.«
»Nein, Ward war zwar ein Arsch, aber er war ein astreiner Forscher. Er spricht hier von der Fragmentierung des C 60 -Moleküls durch Mikrowellen, die zur Resublimation von Kohlenstoff führt. Ich hatte im Januar einmal flüchtig daran gedacht, aber jetzt ist mir ganz klar geworden, dass die von uns verwendete Methode, Metallionen mit C 60 -Molekülen zu verbinden, auch als Grundlage für chemische Gasabscheidungen dienen kann.«
Nun verstand Erica gar nichts mehr.
»Tut mir leid.«
Kevin schlug eine andere Seite auf. »Ich habe mir das hier in der Bank angesehen.« Er zeigte auf ein Diagramm. »Siehst du? Das meine ich. Das Messprotokoll des
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