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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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hinter ihm her, noch in kariertem Hemd und Wanderstiefeln. Von Zeit zu Zeit tupfte er sich die schwitzende Glatze mit seinem Taschentuch ab. Sein Flug hatte Verspätung gehabt, und er war gleich ins Büro gefahren, nachdem er seinen Anrufbeantworter abgehört hatte.
    »Ich … ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Clay. Es ist unentschuldbar. Es hätte einfach nicht passieren dürfen. ZurBank hätte uns anrufen müss…«
    »Der Zug ist abgefahren, Senders. Sie werden sich da nicht herauswinden. Sie haben mir hoch und heilig versichert, dass Ward nicht an das Geld kann.« Tarnwell stieß heftig die nächste Tür auf.
    »Das wäre auch der Fall gewesen, wenn die Arschlöcher bei ZurBank nicht so dämlich gewesen wären. Ich hatte sie klipp und klar angewiesen, uns zu benachrichtigen, sobald eine Transaktion tausend Dollar übersteigt. Die kleineren Summen, die er abheben durfte, sollten doch nur verhindern, dass er misstrauisch wurde. Eigentlich war die Sache absolut narrensicher.«
    »Und wieso ist nun alles weg? Zehn Millionen Dollar können sich nicht einfach in Luft auflösen!«
    Tarnwell hatte Kopfweh, und dieser Idiot machte es noch schlimmer. Gewöhnlich reichten ihm vier Stunden Schlaf, aber er war seit Samstag auf den Beinen, weil er die Jagd auf Hamilton mitverfolgte und sich außerdem um die Kredite für den Aufkauf von Forrestal Chemical gekümmert hatte. Die Verhandlungen waren glatt über die Bühne gegangen, und die Übernahme war in trockenen Tüchern. Der Vorstand hatte den Vertrag vorliegen. Ablehnen würde er das Angebot von zwanzig Dollar pro Aktie kaum, wenn der Börsenpreis derzeit bei zwölf lag. Tarnwell rechnete jede Minute mit der Unterschrift.
    »Ich habe mit Hermann Schultz von ZurBank gesprochen«, antwortete Senders. »Er hat die Kontoauszüge gefaxt. Ganz geräumt ist das Konto nicht, es sind noch hunderttausend Dollar vorhanden, vermutlich, damit wir nicht gleich merken, dass er den Rest abgesahnt hat. Am Donnerstag hat er anscheinend versucht, zehntausend Dollar auf einmal abzuheben. Daraufhin hat die Bank ihn informiert, es würde ein paar Stunden dauern. Anscheinend hat er danach seine Taktik geändert.«
    Tarnwell blieb vor einer dritten Tür mit der Aufschrift »Forschung« stehen.
    »Worauf zum Teufel willst du hinaus, Senders?«
    »Am Freitag hat Ward ab sechs Uhr morgens, Züricher Zeit, elftausend Überweisungen zu neunhundert Dollar getätigt.«
    »Was? Wie denn das?«
    »Er muss die Überweisungen automatisiert haben.«
    »Elftausend Mal an einem Tag?«
    »Der Computer hat alle fünf Sekunden eine Abhebung aufgezeichnet. Rund fünfzehn Stunden hat das Ganze gedauert. Vermutlich hat Ward ein eigenes Programm dafür geschrieben.«
    »Soll das heißen, dass es keine Obergrenze für Abhebungen gab?«
    »Das war nicht nötig gewesen. Sie hatten doch zugestimmt, dass ein paar kleine Beträge geopfert werden konnten, um Ward im Glauben zu lassen, das Konto sei echt. Ich musste meine ganzen Überredungskünste aufbieten, um ZurBank überhaupt zum Mitspielen zu bewegen. Man wäre niemals darauf eingegangen, die Summe zu begrenzen, die Ward abheben konnte.«
    »Ich will kein Wort mehr davon hören, wie du den Karren in den Dreck gefahren hast. Schaff das Geld wieder her!«
    Senders schwitzte immer mehr. »Das kann ich nicht. Es wurde an ein Konto auf den Bahamas überwiesen und von dort aus weiter. Mehr wissen wir nicht. Inzwischen kann das Geld wer weiß wo sein.«
    »Flieg auf die Bahamas und sag der Bank dor…«
    »Sinnlos. In Zürich haben wir einen gewissen Einfluss wegen unserer Anteile, aber auf den Bahamas hilft uns keine Sau. Die lachen uns nur aus. Wenn wir keine Informationen in Wards Dateien finden, ist das Geld weg.«
    »Dann kannst du nur hoffen, dass Mitch etwas ausgräbt. Lobec hat die Daten auf Wards Computer kopiert. Die Übernahme hat ein Loch in meine Bargeldreserven gerissen. Du kennst unsere Bilanz.«
    Tarnwell hatte den unterzeichneten Vertrag an seine Anwälte weitergegeben, sie sollten die Fusion zum endgültigen Abschluss bringen. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun. Das Festessen mit dem Vorstand von Forrestal würde er auf später verschieben.
    Senders riskierte ein vorsichtiges Lächeln. »Mit dem Kredit wird alles glatt über die Bühne gehen, auch ohne die zehn Millionen. Und wenn wir das Patent auf das Adamas-Verfahren anmelden, steigen unsere Aktien um das Dreifache. Dann können wir die geliehene Summe am nächsten Tag gleich wieder

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