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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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schaffen. Sie wollte Kevin nicht wecken. Er war die erste Hälfte gefahren, damit sie schlafen konnte. Ein Sattelzug näherte sich zügig von hinten und wechselte auf die Überholspur. Als ein Kleinbus ihn nicht vorbeilassen wollte, drückte der Lastwagen auf die Hupe. Kevin fuhr zusammen, öffnete das Handschuhfach zu seiner Linken und holte mit der Rechten die Pistole heraus. Mit einem wilden Blick drehte er sich um, bereit zu schießen.
    »Was zum Teufel ist los?«
    »Alles okay. Es war nur ein Laster. Steck die Knarre weg, bevor du mich aus Versehen umbringst. Was hat sie überhaupt im Handschuhfach zu suchen?«
    »Es dürfte die Ersatzpistole meines Vaters sein.«
    Kevin beruhigte sich und lehnte sich zurück. »Ich habe von Barnett geträumt.«
    Sie tätschelte ihm das Knie.
    »Kein Wunder. Ich auch.«
    »Du solltest lernen, wie man die Pistole benutzt.«
    Erica sah ihn betroffen an. »Ich kann doch nicht …«
    »Doch. Es ist ganz leicht. Wenn es klemmt, schiebst du das Verschlussstück zurück.« Er zeigte es ihr, holte eine Kugel heraus und legte sie auf den Sitz neben sich. »Es gibt keine Sicherung, du musst nur den Abzug bedienen.«
    »Pass auf!«, schrie Erica ihn an. »Pack das Ding weg!«
    Kevin drückte mit seinem Daumen auf einen Knopf, und das Magazin fiel in seinen Schoß. Nachdem er nachgeladen hatte, steckte er das Magazin in den Pistolengriff und legte die Glock zurück ins Handschuhfach.
    »Morgen«, sagte er.
    »Nein. Ich lege keinen Wert darauf. Wenn es nach mir ginge, würde ich nie eine Waffe in die Hand nehmen. Seit zwei Monaten erlebe ich tagtäglich, was sie anrichten können. Wenn du sie zum Schutz behalten willst, meinetwegen. Aber ich rühre sie nicht an!«
    »Okay.« Er rieb sich die Augen. »Wo sind wir?«
    »Wir haben gerade die Grenze nach Virginia passiert. Wie fühlst du dich?«
    »Als hätte mein Nacken in einem Schraubstock gesteckt. Hast du Aspirin?«
    »Ich glaube ja, in meiner Handtasche.«
    Kevin wühlte in der Tasche, bis er eine kleine Flasche mit Tylenol fand. »Fast, was ich wollte«, seufzte er und spülte die beiden Tabletten mit dem geschmolzenen Eis aus einem McDonald’s-Becher hinunter.
    Während der Fahrt hatten sie mehr Zeit damit verbracht, sich auszuruhen, als ihre nächsten Schritte zu planen. Erica hoffte, dass Kevin jetzt entspannter war.
    »Was machen wir mit dem Diamanten, wenn er fertig ist?«, fragte sie.
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wir bringen ihn entweder zum FBI oder zur Washington Post. Was meinst du? Sollen wir damit an die Öffentlichkeit oder sollen wir uns Hilfe von der Bundespolizei holen?«
    »Mit der Polizei hatten wir bisher kein Glück. Aber die Zeitung kann uns keinen Schutz bieten.«
    »Vor allem, da wir noch immer keine Ahnung haben, wer hinter uns her ist. Bis die alles überprüft haben und die Geschichte veröffentlichen, sind wir Barnett und seinem Freund längst vor die Flinte gelaufen.«
    »Also scheint das FBI doch die bessere Wahl zu sein. Wir könnten eigentlich gleich zu deren Hauptquartier gehen, es ist schließlich in Washington.«
    »Wir haben aber nur einen Versuch. Wenn wir uns an die Behörden wenden, wissen unsere Verfolger gleich, wo sie uns finden können. Bisher hatten wir jedes Mal Pech, und ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändert.«
    Erica verdaute erst einmal den Gedanken, sich an das FBI zu wenden. Nach einigen Kilometern fragte sie: »Wie willst du das FBI überzeugen, dass wir ihnen keinen Klumpen Glas mitgebracht haben? Ich kann das nicht unterscheiden.«
    »Stimmt. Aber weißt du, was noch seinen Sitz in Washington hat?«
    »Was?«
    »Das Smithsonian Institute«, schmunzelte er.
    Zwei Stunden später trugen Kevin und Ted den Laser durch den Flur des fünften Stocks der Derring Hall im Virginia Tech. »Hätte ich doch nur an den Wagen gedacht«, stöhnte Ted. »Ich schwitze wie ein Schwein.«
    »Daran bist du selbst schuld. Ich habe noch nie gehört, dass jemand im September eine Jacke anhat.«
    »In Texas hatte ich das auch noch nicht. Ich war noch nie nördlich von Oklahoma gewesen, bis ich hierherkam. Aber es soll den ganzen Sommer über so sein.«
    Kevin war dankbar für die kühle Bergluft, die ihn umfing, als er aus dem Auto stieg. Blacksburg lag in einer Höhe von sechshundert Metern in den Appalachen, im Südwesten Virginias. Durch die Höhe blieb es von der Gluthitze des Sommers verschont. Als sie gegen zweiundzwanzig Uhr an der Uni eingetroffen waren, hatten sie das Auto seit

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