Substance-Die Formel
Hamilton und Miss Jensen haben sich aus dem Staub gemacht, bevor die Polizei ihnen Fragen stellen konnte.«
»Und wir haben keine Ahnung, wo sie jetzt sind.«
Es war eher eine Aussage als eine Frage, denn Lobec war hier bei ihm, anstatt auf der Suche.
»So ist es.«
Tarnwell warf angewidert die Hände hoch. »Du hast rundum Mist gebaut, was?«
»Ich lege keinen Wert darauf zu versagen.«
»Und was jetzt?«
»Wir machen weiter wie geplant. Wir überwachen ihre E-Mails, observieren ihre Freunde und suchen nach Leuten, bei denen sie Zuflucht suchen könnten. Morgen rufe ich bei SciSurplus an und finde heraus, was sie dort wollten.«
»Hast du ihren Freunden schon auf den Zahn gefühlt?«
»Wir haben uns bemüht, in Erfahrung zu bringen, ob sie wussten, wo Hamilton und Jensen sich aufhalten, waren aber vorsichtig, weil wir keinen Verdacht erregen wollten. Je unauffälliger wir vorgehen, desto besser.«
»Dafür ist keine Zeit mehr. Befrag alle. Und zwar persönlich. Erzähl ihnen, du bist von der Polizei und ihre Freunde werden für ein Verhör gebraucht. Es kommt nicht mehr darauf an. Wir müssen sie jetzt finden. Wenn wir die Formel nicht spätestens nächste Woche haben, bin ich ruiniert.«
»In diesen Dingen muss man langfristig denken. Wir sollten vorsichtig zu Werk gehen. Wenn man eine Verbindung zu mir herstellt, könnten wir in Erklärungsnot kommen, insbesondere, weil ich bei Ihnen angestellt bin.«
»Ich habe doch schon gesagt, dass es mir egal ist. Das ist dein Problem. Wir müssen sie finden.«
Lobec blieb hartnäckig. »Außerdem könnten Sie Ihre Ressourcen anderweitig weitaus besser einsetzen …«
Tarnwell schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett des Chevys. »Vielleicht bin ich nicht deutlich genug, David. Wir sind keine Partner. Du tust, was ich dir sage. Du bist mein Sicherheitschef und darfst mich beraten – ein Mal. Ich höre zu. Aber der Boss bin ich. Ich treffe die Entscheidungen. Ist das klar?«
»Natürlich, Mr. Tarnwell.« Lobec hielt vor dem hell erleuchteten Carport des Nachtclubs, der voller Porsche und Mercedes stand.
Ein Türsteher öffnete die Autotür und begrüßte Tarnwell mit Namen. Tarnwell ignorierte ihn.
»David, ich habe dich eingekauft, weil du Resultate bringst. Deshalb erwarte ich Resultate. Du bist Profi. Was sollen die Ausflüchte? Du solltest dich schämen.«
Noch einmal wirkte Lobec leicht verlegen, hatte sich aber sofort wieder unter Kontrolle. Tarnwell lächelte innerlich.
»Ich versichere Ihnen, dass Mr. Hamilton und Adamas mir nicht noch einmal durch die Lappen gehen.«
Tarnwell klopfte ihm auf die Schulter. »Du weißt, wie du mich rumkriegst.«
Er stieg aus dem Auto. Plakate mit der Hauptattraktion der Woche kündigten Dierdre und Pauline an. Adamas war zwar noch nicht in trockenen Tüchern, aber zumindest konnte er sich auf den Abend freuen.
SIEBENUNDZWANZIG
Erica stellte den Ventilator des Chevys höher. Kevin saß leise schnarchend neben ihr, und sie hatte Angst, ebenfalls einzuschlafen.
Auf dem Weg zu Ted Huang in Blacksburg, Virginia, legten sie nur zum Auftanken kurze Pausen ein. Ganz ohne Risiko ging es in ihrer prekären Lage nicht. Sie hatten kurz überlegt, ob sie den Transporter gegen einen gestohlenen oder gemieteten Wagen eintauschen sollten, aber das hätte ihre ohnehin nicht einfache Lage nur noch komplizierter gemacht.
Es bedrückte sie, dass sie Ted und seine Frau Janice gefährdeten. Murrays Tod hatte ihnen die Gefährlichkeit ihrer Verfolger ein weiteres Mal drastisch vor Augen geführt. Aber auch in diesem Punkt hatten sie keine Wahl. Ohne Teds Labor würden sie keinen künstlichen Diamanten herstellen können. Kevin war zuversichtlich, dass sein Freund nicht ohne Weiteres aufzuspüren wäre, wenn ihre Verfolger ihn unter seinen E-Mail-Adressen fanden, weil Teds eigentlicher Name Xiao Ping war. Erica hoffte, dass Kevin sich nicht täuschte.
Wenn der eine von ihnen fuhr, schlief der andere. Sie lebten von Fast Food aus Drive-in-Fenstern. Erica war das fettige Zeug leid, aber ganz wie Kevin wollte sie so viele Kilometer wie möglich zwischen sich und Texas bringen.
An der Grenze von Tennessee nach Virginia zeigte ein Schild auf der I-81 an, dass es nur noch rund hundertsiebzig Kilometer bis Roanoke waren. Blacksburg lag etwa fünfundvierzig Minuten südwestlich davon. Noch etwa eine Stunde Fahrt.
Erica schaute auf die Tankuhr. Der Tank – hundertdreizehn Liter – war noch zur Hälfte voll. Sie würden es bequem
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