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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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erstaunt. Vermutlich fragte er sich, warum Kevin heute Abend das Schließen der Tür nicht ihm überließ. Kevin hatte aber keine Zeit mehr, sich über Franco Gedanken zu machen. Sobald er für sich war, nahm er den Sekundenkleber und spritzte ihn in das Schlüsselloch. Anschließend trug er behutsam den Stuhl zur Tür. Die beiden purpurfarbenen Kreise auf dem Boden behielt er ständig im Auge. Er schob den Rand der Lehne wieder unter den Knauf und klemmte ihn fest. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr zeigte ihm, dass ihm nur noch Sekunden blieben. Er musste zum Fenster.
    Mit dem Handtuch und dem Lappen in der Hand ergriff er den leichten Schreibtisch und stellte ihn lautlos vor dem Fenster ab. Die Füße gegen die Scheiben gerichtet, setzte er sich auf die Platte.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Ein lauter Knall hallte durch den Flur. Fast unmittelbar danach folgte eine zweite, stärkere Explosion. Er war zufrieden, sein Plan hatte funktioniert. Das Gemisch aus Ammoniak und Chlorbleiche hatte die Flasche zersprengt, als sich das Chlorgas bildete, und die Druckwelle hatte den Kontaktsprengstoff auf dem Regalbrett zur Explosion gebracht, wodurch wiederum der Kanister mit dem Ammoniak geplatzt war. Wenn er Glück hatte, drang nun tödliches Chlorgas aus dem brennenden Badezimmer.
    Eine Sekunde später ertönte ein ohrenbetäubender Alarm im ganzen Haus, der Rauchmelder hatte ihn ausgelöst. Er hörte den Mann vor seiner Tür »Feuer!« schreien und sich dann im Laufschritt entfernen. Das war seine Chance. Er hoffte, dass niemand an ihn dachte, weil alle von dem Feuer abgelenkt waren.
    Er hielt sich am Schreibtisch fest und trat mit beiden Füßen gegen die Scheiben. Das Glas zerbrach. Normalerweise wäre jetzt der Alarm angesprungen, aber der lief bereits wegen des Feuers. Wie er gehofft hatte, unterschied das System nicht zwischen Brand und Einbruch.
    Er beseitigte die Glasscherben und entfernte den Insektenschutz. Weit und breit keine Spur von seinen Aufpassern. Er schätzte die Entfernung zur Hecke unter seinem Fenster auf sechs Meter. Links von ihm sah er das Giebeldreieck über dem Haupteingang.
    Wieder schrie jemand im Flur. Diesmal hörte Kevin seinen Namen. Laute Schritte näherten sich. Er kletterte durch das Fenster, Füße voran.
    Jemand rüttelte am Türschloss.
    »Schnell!«, war eine Stimme zu hören.
    »Ich beeil mich ja schon«, rief Franco.
    »Mach sie auf!«
    »Geht nicht! Das Arschloch hat was mit dem Schloss gemacht.«
    Kevins Beine hingen über der Hauswand. Nun schob er sich bis zur Taille über den Rand und hielt sich mit den Armen fest.
    »Vergiss das blöde Schloss!«
    Die Tür wackelte. Jemand versuchte, sie einzutreten. Sie hielt, aber noch einige wuchtige Schläge und das Holz würde zersplittern.
    Er musste springen. Gerade als er sich abstieß, gab die Tür nach. Kevin sah noch, wie der Stuhl sich den Purpurkreisen näherte. Er ließ sich fallen.
    Um keinen Ast zu treffen und sich dadurch einen Knöchel zu verstauchen oder ein Bein zu brechen, sorgte er dafür, dass er mit dem Hintern landete. Die vielen kleinen Zweige fingen ihn auf. Zwar zerkratzten ihre spitzen Nadeln ihm Gesicht und Körper, aber ansonsten überstand er den Sturz unbeschadet.
    Über sich hörte er zwei Explosionen, ausgelöst von den Stuhlbeinen, die mit dem Sprengstoff in Berührung gekommen waren.
    »Er hat eine Pistole!«, schrie Franco.
    Schüsse knallten durchs Zimmer.
    »Was zum Teufel ist denn in dich gefahren? Wir dürfen ihn doch nicht töten!«, schrie die andere Stimme.
    Danach sprachen sie leiser, und Kevin konnte sie nicht mehr verstehen. Es war ihm gleichgültig. In ein paar Sekunden würden sie merken, dass er sich abgesetzt hatte. Bevor es so weit war, musste er den Wald erreicht haben.
    Er rollte sich von der Hecke und kauerte sich auf den Boden, mit dem Rücken zum Haupteingang. Gleich würde er losrennen.
    Ein Knall. Ein Einschlag direkt neben ihm. Er schnellte herum. David Lobec und Clayton Tarnwell standen auf der Treppe vor den Säulen.
    »Ich versichere Ihnen, Mr. Hamilton, dass ich Sie aus dieser Entfernung hätte treffen können, und ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, dass ein Beinschuss kein Spaß ist«, begrüßte ihn Lobec. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Boss, der Kevin in ungläubiger Wut anstarrte. »Habe ich Ihnen zu viel versprochen, als ich sagte, um Ideen ist er nicht verlegen?«

SECHSUNDDREISSIG
    Franco, noch außer Atem von seinem Sprint, führte Kevin die

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