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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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in Virginia liegenden Vororten würden sich Autolawinen in die Stadt wälzen. Parken war auf der Brücke grundsätzlich verboten. Möglich, dass Lobec deshalb dem Treffpunkt zugestimmt hatte. Es gab keine Stelle, von der aus die Polizei sie hätte beobachten können.
    Erica würde entweder mit dem Auto kommen, halten und für ein paar Sekunden aussteigen oder sie würde zu Fuß eintreffen. Er mochte weder das eine noch das andere Szenario. Lobec und Bern konnten sie und ihn mühelos zwingen, in das Auto einzusteigen. Und wenn Erica zu Fuß kam, würden sie so lange in Lobecs Hand sein, bis sie das Ufer erreicht hatten.
    Sie blieben in der Mitte der Brücke stehen, das Gesicht zur Fahrbahn gerichtet, so dass sie den Verkehr in beide Richtungen beobachten konnten. Kevin sah auf die Uhr. Drei Minuten vor sieben.
    Es war schwierig, die Herankommenden aus der Ferne zu erkennen, und Lobec und Bern hatten sich schon mehrmals getäuscht, wenn sich eine Frau näherte. Auf einmal kam der Verkehr aus Virginia zum Stillstand. In der Ferne hielt ein Taxi, eine junge Frau stieg aus, warf einen Blick in beide Richtungen und hielt dann auf sie zu.
    Durch seine verklebten Kontaktlinsen konnte Kevin sie schlecht erkennen. Der großen schlanken Gestalt nach hätte es Erica sein können, aber das Haar schien nicht zu ihr zu passen. Sie trug ein T-Shirt und Shorts und hatte eine Tasche in der Hand. Doch die langen Beine und der entschlossene Gang zerstreuten endlich jeden Zweifel. Es war Erica.
    Während der Taxifahrt von der U-Bahnstation L’Enfant Plaza hatte Erica Ausschau nach eventuellen Verfolgern gehalten. Seit anderthalb Tagen hatte sie höllisch aufgepasst, denn wenn Kevins Entführer auch nur den leisesten Verdacht schöpften, würde sie ihr Vorhaben nicht umsetzen können.
    Sie sah Kevin, aber er schien sie nicht zu erkennen. Die beiden Männer hinter ihm konnte sie nicht deutlich sehen. Einer trug eine Sonnenbrille und eine Baseballmütze, der andere hatte eine Kapuze auf dem Kopf. Das mussten Kevins Kidnapper sein.
    Sonst konnte sie niemanden entdecken, aber das machte sie nur umso nervöser. Sie wusste, dass jemand da sein musste, und suchte die Umgebung mit Blicken ab, überlegte, ob irgendjemand in eines der Klischees passte, die ihr im Kopf herumspukten: ein parkendes Auto mit jemandem, der eine Zeitung las, ein Straßenverkäufer oder vielleicht ein Jogger, der gerade eine Verschnaufpause einlegte. Es fehlte nicht an Joggern und Spaziergängern, aber Autos durften auf der Brücke nicht parken, und Straßenverkäufer waren nirgendwo in Sicht. Soweit sie es beurteilen konnte, war alles ganz normal, trotzdem hatte sie ein mulmiges Gefühl.
    Langsam ging sie auf die drei Männer zu. Schwere Schritte ertönten hinter ihr. Sie umklammerte ihre Tasche, schnellte herum und sah eine alte Frau. Den Blick auf den Boden geheftet, joggte sie mühsam an ihr vorbei. Erica versuchte, sich zu beruhigen, und setzte ihren Weg zur Brückenmitte fort.
    Als sie nur noch ein kurzes Stück entfernt war, näherte sie sich der Balustrade, streckte den Arm aus und hielt die Tasche beim Gehen übers Wasser. Da die Balustrade ihr fast bis zur Achsel reichte, musste sie ziemlich dicht an sie heran.
    Zehn Meter vor Kevin blieb sie stehen. Sie konnte Barnett und Kaplan nun deutlich erkennen. Sie sah auch, dass Kevins Arme in Handschellen vor seinem Bauch hingen. Kaplan versetzte Kevin einen Stoß, und alle drei bewegten sich auf sie zu.
    »Keinen Schritt näher, Barnett oder wie Ihr verdammter Name lauten mag«, sagte Erica und schüttelte die Tasche. »Sonst landet das Laborbuch im Fluss.«
    »Lobec und Bern heißen die beiden«, erklärte Kevin.
    »Ruhe«, befahl Lobec. Er drückte eine Pistole in Kevins rechte Seite, so dass sie für die Autofahrer nicht sichtbar war. »Wie weiß ich, dass das, was ich will, in der Tasche ist?«
    »Zuerst will ich wissen, ob es Kevin gut geht.«
    Lobec nickte Kevin zu.
    »Von ein paar blauen Flecken abgesehen, ja. Und wie geht es dir?«
    »Am liebsten würde ich das tun, was ich in der Nacht tat, als meine Eltern starben.« Sie sah zum Fluss und hoffte, ihre traurige Miene würde Lobec und Bern täuschen. Dann sah sie Kevin wieder an.
    Sein Blick schweifte zwei Mal kurz zum Fluss. »Ich weiß, was du meinst.«
    Gut. Er hatte also verstanden. Nun mussten sie den richtigen Zeitpunkt finden. Vielleicht konnten sie noch ein paar Meter weitergehen, bevor sie den Versuch machten.
    »Miss Jensen. Der Inhalt der

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