Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
durcheinander wegen der Ereignisse von heute.«
»Ja, kann ich mir vorstellen. Meine Güte! Sieh dich mal an!«
Ich musterte seine Verletzungen etwas sorgfältiger. Unter einigen Verbänden gab es Anzeichen von genähten Wunden, und blaue Flecken blühten hier und dort.
»Könnte schlimmer sein.«
»Wirklich?«, fragte ich verschmitzt. Ich hatte noch keinen Unsterblichen mit so starken Verletzungen gesehen.
»Natürlich. Zuallererst könnte ich tot sein, und das bin ich nicht. Zweitens heilt alles genauso wie bei dir. Du hättest mich heute Nachmittag bei der Einlieferung sehen sollen. Jetzt muss ich mir nur einen Trick ausdenken, wie ich hier rauskomme, bevor jemandem auffällt, wie rasch ich mich erhole.«
»Weiß Jerome davon?«
»Natürlich. Ich habe ihn vorhin angerufen, aber er hatte es bereits gespürt. Er wird jetzt jeden Augenblick eintreffen. Hat er dich angerufen?«
»So kann man es nicht nennen«, gab ich zu und zögerte, die Notiz schon jetzt ins Spiel zu bringen. »Was ist passiert? Warum hat man dich überfallen?«
»An viele Einzelheiten kann ich mich nicht erinnern.« Hugh zuckte leicht mit den Schultern, ein ungeschicktes Manöver im Liegen. Wahrscheinlich hatte er diese Geschichte schon mit vielen anderen durchgekaut. »Ich bin für einen Kaffee ausgestiegen. Ich war der Einzige auf dem Parkplatz, und bei meiner Rückkehr zum Wagen ist diese … Person, vermutlich, einfach herausgesprungen und hat sich auf mich gestürzt. Ohne Vorwarnung.«
»Vermutlich?«
Er runzelte die Stirn. »Ich habe ihn nicht richtig zu sehen bekommen. Obwohl er groß war, so viel habe ich mitbekommen. Und stark – richtig stark. Wesentlich stärker, als ich gedacht hätte.«
Hugh selbst war kein Schwächling. Stimmte schon, er hatte seinen Körper nicht trainiert, aber er hatte eine große Gestalt und viel Masse, diese Gestalt auch zu füllen.
»Warum hat er aufgehört?«, fragte ich. »Hat euch jemand gesehen?«
»Nö, ich weiß nicht, warum er aufgehört hat. Das war eine Minute lang nur Verdreschen und Zuschlagen; in der nächsten Minute war er weg. Hat etwa eine Viertelstunde gedauert, bis jemand vorbeikam und mir half.«
»Du sagst immer „er“. Hältst du ihn für einen Mann?«
Er versuchte ein weiteres Achselzucken. »Ich weiß es wirklich nicht. Nur ein Eindruck, den ich habe. Meines Wissens nach hätte es auch eine scharfe Blondine sein können.«
»Ja? Soll ich Samantha mal fragen?«
»Jerome zufolge solltest du niemanden befragen. Hast du je mit Erik gesprochen?«
»Ja … er schlägt etwas für mich nach. Er hat mir ebenfalls bestätigt, dass Vampirjäger dich oder mich nicht töten können, auch hat er noch nie von einem gehört, der das könnte.«
Hugh wurde nachdenklich. »Diese Person hat mich nicht getötet.«
»Meinst du, er hat’s versucht?«
»Er hat gewiss versucht, mir etwas anzutun. Wie es aussieht, hätte er mich getötet, wenn er’s gekonnt hätte.«
»Aber er konnte es nicht«, gab eine Stimme hinter mir zu bedenken, »weil, wie ich gesagt habe, Vampirjäger dich nur belästigen, jedoch nicht umbringen können.«
Überrascht von Jeromes Stimme fuhr ich herum. Noch mehr überraschte es mich, Carter bei ihm zu sehen.
»Überlasst es Jerome, den Advocatus Diaboli zu spielen«, witzelte Carter.
»Was machst du denn hier, Georgina?«, wollte der Dämon eisig wissen.
Mir fiel die Kinnlade herab, und ich brauchte einen Augenblick, bis ich sprechen konnte. »Wie … wie hast du das gemacht?«
Carter stand da, in Pennerkleidung, wie immer. Während Doug und Bruce aussahen wie Mitglieder einer Grunge-Band, wirkte der Engel so, als ob die Band ihn hinausgeworfen hätte. Er grinste mich schief an. »Was gemacht? Ein schlaues Wortspiel geäußert, das sich auf Jeromes Status als Dämon bezog? In Wahrheit habe ich jeder Zeit eine ganze Stange davon parat, und …«
»Nein. Das nicht. Ich fühle dich nicht … spüre dich nicht …« Ich sah Carter mit den Augen, fühlte jedoch nicht diese mächtige Signatur, Aura oder was auch immer, die ein Unsterblicher normalerweise abstrahlte. Als ich mich Jerome zuwandte, begriff ich plötzlich, dass es bei ihm genauso war. »Oder dich. Ich spürte keinen von euch beiden. Neulich nachts konnte ich das auch nicht.«
Engel und Dämon tauschten über meinen Kopf hinweg Blicke aus. »Wir können uns maskieren«, erwiderte Carter schließlich.
»Was, als würdet ihr einen Schalter umlegen oder so? Ihr könnte sie an- und abschalten?«
»Es
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