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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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seine Beobachtungen im Nordwesten gegangen war. Schreibstil und Tonfall der Nachricht waren unterhaltsam wie eh und je, und ihm schien meine verrückte Zurückweisung von gestern auf Teufel komm’ raus nichts auszumachen – oder sie war ihm gar nicht aufgefallen.
    Das bestätigte sich noch mehr, als ich nach oben ging, um mir einen Kaffee zu besorgen. Seth saß in seiner üblichen Ecke, tippte vor sich hin und nahm keinerlei Notiz davon, dass es Sonnabend war. Ich blieb stehen, sagte Hallo und erhielt eine typische zerstreute Antwort. Er verlor kein Wort darüber, dass ich ihn zu der Party begleiten sollte, wirkte auch nicht weiter bestürzt, und es schien ihm offensichtlich überhaupt nichts weiter auszumachen. Vermutlich hätte ich dankbar dafür sein sollen, dass er sich so rasch erholt hatte, dass er sich nicht vor Kummer verzehrte oder dass ihm nicht das Herz meinetwegen brach, aber mein Egoismus verspürte trotzdem eine leichte Enttäuschung. Ich hätte nichts dagegen gehabt, einen etwas stärkeren Eindruck auf ihn zu machen, einen, der ein wenig Bedauern über meine Weigerung zur Folge gehabt hätte. Doug und Roman zum Beispiel hatten sich von einer Zurückweisung nicht abschrecken lassen. Was war ich doch für ein launisches Wesen!
    Der Gedanke an die beiden erinnerte mich daran, dass ich später am Tag mit Roman zu Dougs Konzert gehen wollte. Die Aussicht auf ein Wiedersehen mit Roman berauschte mich, obwohl Anspannung das Gefühl trübte. Es gefiel mir nicht, dass er einen solchen Eindruck auf mich machte, und ich hatte bislang keinerlei Neigung gezeigt, mich seinen Avancen zu widersetzen. An einem der kommenden Tage würden wir einen kritischen Punkt erreichen, und ich fürchtete das Resultat. Ich hatte den Verdacht, dass ich, wenn es so weit käme, wünschte, Roman hätte sich von seiner Jagd auf mich so leicht verabschiedet, wie es Seth anscheinend getan hatte.
    Derlei Sorgen lösten sich am Abend in Wohlgefallen auf, als ich Roman in meine Wohnung einließ. Er trug elegante Kleidung in Blau- und Silbergrautönen, und jedes Haar und jede Falte saßen perfekt an Ort und Stelle. Er ließ eines seiner überwältigenden Lächeln aufblitzen, und ich achtete darauf, dass mir nicht wie einem Schulmädchen die Knie zitterten.
    »Dir ist klar, dass das ein Post-Grunge-, Punkrock-, Ska-Konzert ist? Die meisten anderen werden in Jeans und T-Shirts aufkreuzen. Vielleicht hier und da etwas Leder.«
    »Die meisten guten Rendezvous enden in Leder.« Sein Blick erfasste die Wohnung und verweilte kurz auf dem Regal. »Aber hast du nicht gesagt, das sei eine Spätvorstellung?«
    »Ja. Fängt um elf an.«
    »Da müssen wir noch vier Stunden totschlagen, meine Liebe. Du wirst dich umziehen müssen.«
    Ich musterte meine schwarzen Jeans und das rote Tanktop. »Das tut’s nicht?«
    »Das tut’s wunderbar für deine Beine, muss ich zugeben, aber ich glaube, du trägst lieber einen Rock oder ein Kleid. So etwas, wie du zum Swingtanzen tragen würdest, nur vielleicht etwas … heißer.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass nie jemand auch nur einen Teil meiner Garderobe als „heiß“ bezeichnet hätte.«
    »Kann ich mir nur schwer vorstellen.« Er zeigte meinen Flur hinab. »Los! Die Uhr tickt.«
    Zehn Minuten später kehrte ich in einem hautengen, marineblauen Kleid aus Georgette zurück. Es hatte Spaghetti-Träger und einen asymmetrischen gerüschten Rocksaum, der links sehr viel Bein zeigte. Ich hatte den Pferdeschwanz gelöst und trug das Haar jetzt lang über den Rücken.
    Roman, der gerade bedeutungsvolle Blicke mit Aubrey gewechselt hatte, schaute auf. »Heiß.« Er zeigte auf die King-James-Bibel auf meinem Sofatisch. Sie war aufgeschlagen, als hätte er darin gestöbert. »Ich habe dich eigentlich nicht für eine Kirchgängerin gehalten.«
    Sowohl Seth als auch Warren hatten sich schon ähnlich lustig gemacht. Das Ding ruinierte allmählich meinen Ruf.
    »Ich untersuche nur gerade was. War nur von bescheidenem Nutzen gewesen.«
    Roman stand auf und streckte sich. »Liegt wahrscheinlich daran, dass du die schlechteste Übersetzung benutzt hast.«
    Ich erinnerte mich an die Vielzahl von Bibeln. »Gibt es eine bessere, die du empfehlen kannst?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin kein Experte, aber du findest wahrscheinlich mehr in einer, die für die Forschung gedacht ist, als in einer für den Gottesdienst. Solche mit Anmerkungen. Solche, die in Seminaren benutzt werden.«
    Ich verstaute diese Information im

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