Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
verloren weniger und gaben dementsprechend weniger. Ungeachtet seiner Energie oder seines ethischen Charakters fing ich Schnipsel von Warrens Gedanken und Emotionen auf, während ich auf ihm ritt. Das war normal. Sie kamen zusammen mit seiner Lebensenergie.
Begierde war gewiss vorherrschend in seinen Gedanken. Selbstgefälliger Stolz, dass er mit einer jüngeren, attraktiven Frau zusammen war. Aufregung. Überraschung. Wenig Bedauern, seine Frau zu betrügen – was zum geringeren Energieverlust beitrug –, und sogar die kurze Zuneigung zu mir, die er eben gezeigt hatte, wichen roher Lust. So verdammt scharf. So nass. Toll, wie sie mich reitet. Hoffe, sie kommt und sie kommt auf mir …
Das tat ich auch, wie sich herausstellte. Meine Bewegungen wurden härter und wilder, während unsere Körper aufeinander schlugen. Meine Beinmuskeln zogen sich zusammen. Mein Hals war wieder durchgebogen. Die Brüste waren heiß und schweißbedeckt, wo er sie umklammerte. Der Orgasmus vibrierte in mir. Zuckungen der Lust schwächten sich immer weiter ab, und dann atmete ich allmählich wieder normal.
Und der Energiekick war auch nicht übel. Er war langsam in mich eingesickert, während sich unsere Leidenschaft langsam aufgebaut hatte. Anfangs als feine glitzernde Fäden, am Ende jedoch stark und leuchtend hatte er sich in mich ergossen, hatte mein eigenes Leben gestärkt, meine Unsterblichkeit in einem prächtigen Höhepunkt aufgefüllt, der dem körperlichen fast ebenbürtig war.
Als wir uns beide wieder angezogen hatten, wollte ich den Rückzug antreten. Geringer Energieverlust oder nicht, Warren war nach unserem Beisammensein stets erschöpft und alle. Er hielt es für das Ergebnis seines Alters, das mit der jüngeren, aktiveren Frau nicht mehr mithalten konnte. Ich unternahm nichts, daran etwas zu ändern, versuchte nur immer, mich diskret zu entfernen, damit ihm seine Erschöpfung in meiner Gegenwart nicht peinlich sein musste. Ich wusste, dass es ihm Sorgen bereitete, mit mir offenbar nicht mithalten zu können.
»Georgina?«, rief er, als ich auf dem Weg zur Tür war. »Warum hast du eine Bibel dabei? Du versuchst doch nicht etwa, Kunden zu bekehren, oder?«
»Oh. Das. Ich recherchiere nur gerade etwas für einen Freund. Passt zufällig. Alles über Sex.«
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Nach Jahren des Kirchgangs erinnere ich mich anscheinend an keine guten Sexszenen.«
»Na ja, es ist nicht so sehr eine Szene, als vielmehr eine klinische Beschreibung der Zeugung.«
»Aha. Davon gibt’s viele.«
Aus einem Impuls heraus ging ich zu ihm hinüber und öffnete die Bibel bei Genesis 6. »Siehst du?« Ich zeigte auf die entsprechenden Verse. »Überall werden die Männer erwähnt, die Frauen nehmen. Es steht so etwa dreimal drin.«
Warren musterte stirnrunzelnd das Buch, und mir fiel ein, dass er dieses Geschäft ohne einen substanziellen Hintergrund in Literatur nicht eröffnet hätte. »Ja … es wird wiederholt, weil es sich hier, wo es heißt „Als sich die Menschen über die Erde hin zu vermehren begannen“, auf die menschlichen Männer bezieht.«
Ich sah scharf auf. »Was meinst du mit „menschlich“?«
»Hier. Die „Gottessöhne“ sind keine menschlichen Männer. Es sind Engel.«
»Was?« Wenn ich das Buch in der Hand gehalten hätte, ich hätte es fallen gelassen. »Ganz bestimmt?«
»Ganz bestimmt. Wie gesagt, Jahre des Kirchgangs. Dieser Ausdruck wird in der ganzen Bibel benutzt.« Er blätterte weiter zu Hiob. »Siehst du? Hier haben wir es wieder. „Nun geschah es eines Tages, da kamen die Gottessöhne, um vor den Herrn hinzutreten; unter ihnen kam auch der Satan.“ Das bezieht sich auf Engel – in diesem Fall auf gefallene Engel.«
Ich schluckte. »Was … haben sie dann in Genesis getan? Mit den „Menschentöchtern“? Haben … haben die Engel Sex mit menschlichen Frauen gehabt?«
»Nun, es heißt, die Frauen waren „schön“. Kann man ihnen kaum verdenken, hm?« Er ließ seinen Blick bewundernd über mich gleiten. »Ich weiß es nicht. Über diesen Punkt wird in der Kirche nicht viel geredet, wie du dir sicher vorstellen kannst. Der meiste Nachdruck wird auf menschliche Sünde und Schuld gelegt, aber das habe ich ignoriert.«
Ich starrte weiter das Buch an, verblüfft, jedoch plötzlich durchzuckt von Ideen und Theorien. Warren betrachtete mich neugierig, als ich auf seine spaßhafte Bemerkung nicht reagierte.
»Hilft dir das weiter?«
»Ja«, sagte ich, mich
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