Succubus Dreams
ich schon. Vermutlich ist meine Seele gerade etwas schwärzer geworden. Mach auf!»
Ich ließ mich gleichfalls nieder und riss zögernd das Papier auf. Zweifelsohne war es ein Schmuckkästchen. Die Frage war nur: Was für ein Schmuck? Seth zeigte hin und wieder einen Sinn für Romantik, war jedoch nicht der Typ, der etwas so Verrücktes täte, wie einen Heiratsantrag zu machen. Zumindest konnte ich mir das nicht vorstellen.
Ich hoffte auf ein Freundschaftsband und entdeckte stattdessen einen Ring. Aber es war kein Verlobungsring, nicht im heutigen Sinne, sondern eine moderne Nachschöpfung der byzantinischen Ringe. Nur hatten wir den hier nicht bei Erik gesehen, zumindest nicht so ganz. Zum einen war es ein Platinring, der matt und silbrig in dem schwachen Licht schimmerte. Zum anderen war in die glatte Scheibe obenauf ein Delfin eingraviert, den einige winzige Saphire zierten.
Ich starrte ihn an und wusste nicht, was ich sagen sollte.
«Gefällt er dir?», fragte Seth leicht nervös.
«Ich… ja. Ja, er gefällt mir. Sehr», erwiderte ich stockend.
«Du schienst so traurig, dass du den anderen verloren hast, dass ich mir gedacht habe, der hier wäre vielleicht ein hübscher Ersatz.»
Er war total entzückt und aufgeregt, und daher hätte ich ihm unmöglich erzählen können, dass ich den originalen Ring nicht verloren hatte. Ich hatte ihn schlicht im Schrank versteckt, damit ich ihn nie mehr zu Gesicht bekäme. Der hier war völlig anders, schon wahr, aber ähnlich genug, um sämtliche dunklen Gefühle hervorzuholen, die ich in mir vergraben halten wollte. Erinnerungen an einen sonnigen Tag vor langer Zeit, als mein Gatte – der Mann, den ich schließlich betrog – mir den anderen Ring bei unserer Hochzeit ansteckte.
«Er ist wunderschön», sagte ich nach einem langen Schweigen. Irgendwie musste ich ihn bestätigen, denn es war immerhin eine sehr nette Geste. Seth wusste schließlich nichts von meiner Geschichte und dem damit verbundenen Schmerz. «Warum ein Delfin?»
«Stimmt schon… der ist ein bisschen kitschig und trendy, aber… na ja, keiner dieser griechischen Buchstaben sagte mir etwas. Aber ich habe etwas darüber gelesen, dass Delfine in den alten Religionen Zyperns eine bedeutende Rolle spielten, also…»
Das zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. «Ja. Genau. Botschafter der Meeresgötter. Glück und das alles.» Ein Gedanke kam mir. «Wir haben die Ringe bei Erik gesehen – wann war das noch gleich, vor ein paar Tagen? – aber den hier nicht. Woher hast du ihn? Hat er noch mehr davon? Oder hast du ihn woanders her?»
Er bekam Lachfältchen um die Augen. «He, ich habe dir etwas von deiner Überredungskunst abgeschaut, Kontakt zu dem Künstler aufgenommen und den Ring in Auftrag gegeben.»
Meine Güte! Seth hatte einen maßgefertigten Ring vor Weihnachten herstellen lassen. Und das innerhalb weniger Tage. Die Kosten mussten astronomisch gewesen sein. Das flaue Gefühl in meinem Magen verstärkte sich. Er bemerkte mein erneutes Schweigen und sein Lächeln fiel in sich zusammen.
«Er gefällt dir ganz bestimmt?»
«Ja, ja… natürlich. Es ist nur… tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er ist großartig.» Ich steckte in an den rechten Ringfinger. Er passte perfekt. Zögernd begegnete ich seinem Blick. «Das ist, äh, ein Freundschaftsring, nicht wahr?»
«Ja, keine Sorge. Wenn ich einen Heiratsantrag machen wollte, würdest du es merken. Zum einen würde ich hyperventilieren.» Ein schelmisches Lächeln – überraschend sexy – spielte ihm um die Lippen. «Und es wäre ein Rubin.»
«Rubine? Keine Diamanten? Zu kostspielig für ein Autorenhonorar, hm?»
Bei dieser Bemerkung grunzte er verächtlich. «Nein. Meiner Ansicht nach sind Diamanten einfach gewöhnlich, das ist alles. Wenn ich heirate, heirate ich, weil etwas Ungewöhnliches geschieht. Zudem trägst du häufig Rot, nicht wahr? Ich weiß, wie wichtig dir ist, dass deine Accessoires auch passen.»
Ich schnaubte ebenfalls verächtlich und ließ mich von ihm ins Bett ziehen. Er schlief rasch ein, wie immer, aber ich lag da und betastete den Ring. Das Metall hatte sich an meiner Hand erwärmt, und ich folgte dem Delfin und den Saphiren mit den Fingerspitzen. Die unangenehmen Erinnerungen, die der Ring aufgewühlt hatte, waren noch nicht wieder verblasst, aber in Seths Umarmung erschienen sie etwas weniger schmerzhaft.
Schließlich schlief auch ich ein und begann sogleich zu träumen – den Traum.
Ich war
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