Succubus Dreams
sehr jung aussah. Reine Ironie, wenn man bedachte, dass ihr Alter über jegliches menschliche oder sukkubushafte Verständnis hinausging.
«Oh, weiah! Ja. Hab ich völlig vergessen. Hm. Das ist jetzt eine schwere Entscheidung. Ich weiß nicht genau, was dich schneller hinabschicken wird. Dass du zum Braten von zwei Eiern eine Packung Butter verschwendest oder drei Fuß parallel zur Bordsteinkante einparkst.»
Er stieß mit einem hölzernen Kochlöffel nach ihrem Arm. «Drei Fuß? Weißt du, ich habe dich noch nie Eier machen sehen. Das Einzige, was du machst, ist mich – nämlich wahnsinnig.»
«Oh, ja, schon gut. Du warst schon wahnsinnig, bevor ich überhaupt auf der Bildfläche erschienen bin.»
Das neckische Geplänkel ging weiter. Ich sah von einem zum anderen und begriff, dass sie meine Anwesenheit völlig vergessen hatten. Da ich mir wie ein Eindringling vorkam, zog ich mich diskret zurück und ging über den Flur in mein Schlafzimmer. Ich schloss die Tür und sah voller Erstaunen Aubrey an. Sie lag auf meinem Bett und wärmte sich in einem Flecken Sonnenlicht.
«Geht das schon den ganzen Morgen so, Aub?»
Sie gähnte, sah mich blinzelnd mit ihren grünen Augen an und rollte sich daraufhin zu einem perfekten weißen Ball zusammen – so ähnlich hatte ich sie in dem Traum gesehen. Sie legte sich eine Pfote übers Gesicht.
Hm, na ja. Das kam unerwartet. Ich meine, war ich verrückt? Oder hatten sie… hatten Yasmine und Vincent miteinander geflirtet? Ich meine, natürlich war sie ein freundlicher Engel und so, aber das… ja, je länger ich darüber nachdachte, desto mehr glaubte ich, dass sie geflirtet hatten. Mehr als geflirtet. Noch seltsamer war, dass es auch nicht das Geplänkel zwischen zwei Liebenden am Anfang einer Beziehung gewesen war. Es waren die vertrauten Neckereien zweier Menschen, die eine lange Zeit zusammen gewesen waren, zweier Menschen, die sich in der Gegenwart des anderen so wohlfühlten, dass sie fast die Sätze des anderen beenden konnten. Es war wie das Phänomen, das Erik zwischen Seth und mir beschrieben hatte.
«Sie sind ineinander verliebt», sagte ich ungläubig zu Aubrey, die mich auch weiterhin unbeachtet ließ.
Wie funktionierte das überhaupt? Sie konnten nicht miteinander schlafen. Vor einer guten Weile hatte ich gelernt, dass das zum Fall eines Engels führte, und Yasmine stand nach wie vor eindeutig auf der Seite der Wahrheit und Gerechtigkeit. Was hatte es also zu bedeuten? War es in Ordnung, wenn ein Engel einen Menschen liebte, solange sie die Finger voneinander ließen? Etwas in mir sträubte sich dagegen. Nachdem ich den prüden Joel gesehen hatte, war ich ziemlich davon überzeugt, dass er und die anderen auch eine keusche Liebesaffäre nicht dulden würden. Also wusste es wahrscheinlich keiner von ihnen, nicht einmal Carter. Und ehrlich, ich wusste nicht so ganz, ob ich es wissen wollte. Meine eigenen Liebesaffären, in die ich immer wieder hineintapste, standen ja auch stets unter einem schlechten Stern, und gut gingen sie eigentlich nie aus.
Ich schnappte mir etwas zum Anziehen und ging unter die Dusche. Dabei begriff ich, dass ich vielleicht Zeugin einer Romanze würde, die womöglich noch verrückter war als meine eigene. Wer hätte gedacht, dass so etwas passieren könnte? Aber bei Engeln waren Wunder wohl wirklich möglich.
Nach dem Duschen trocknete ich mir die Haare, wobei meine Gedanken immer noch um diese Liebesaffäre kreisten. Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und überlegte, ob ich die beiden wieder beim Flirten ertappen würde. Was ich stattdessen vor mir hatte, war eine vertraute und unwillkommene unsterbliche Signatur. Glitschig und moschusartig.
Niphon hockte auf meinem Sofa.
Kapitel 7
«Verschwinde!», pflaumte ich ihn prompt an.
Yasmine und Vincent, die gerade an meinem Tisch ihr Frühstück beendeten, blickten überrascht auf. Niphon winkte zu ihnen hinüber.
«Sie haben mich reingelassen. Warum auch nicht?»
Engel und Mensch fühlten sich eindeutig nicht wohl in ihrer Haut, und ich konnte mir vorstellen, was passiert war. Der Kobold war aufgetaucht, und sie hatten ihn reingelassen, weil sie von unserer wechselseitigen Animosität nichts wussten. Wahrscheinlich hatten sie geglaubt, er wäre ein Partner im Bösen, was ja, im absolut technischen Sinne, auch zutraf.
Vincent erhob sich hastig und brachte seinen leeren Teller zum Spülbecken. Yasmine folgte ihm.
«Na ja», sagte Vincent. «Wir sollten wahrscheinlich los.»
«Ja»,
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