Succubus Dreams
gewiegt zu werden.
Ich öffnete die Augen und starrte an Seths schlichte weiße Decke. Er lag eingerollt neben mir und duftete noch immer nach dem Massageöl. Selbst im Wachzustand waren die Bilder des Traums so stark und wirklich. Ich wusste genau, wie sich das Haar meiner Tochter angefühlt hatte, ich wusste, wie sie duftete, kannte den Rhythmus ihres Herzschlags. Mein eigenes Herz verlangte es derart stark nach ihr, dass mir die Tatsache, dass die Energie des vergangenen Abends erneut verschwunden war, fast nichts bedeutete.
Aber es wurde allmählich zu einem echten Problem.
Ich setzte mich auf und schob Seth sanft von mir weg. Als ich mir jedoch überlegen wollte, was ich im Hinblick auf diese letzten Träume unternehmen sollte, drängte sich mir wieder ein merkwürdiger Gedanke in den Sinn.
Erik. Ich musste unentwegt an Erik denken. Es war auch nichts Besonderes. Kein spezielles Problem. Aber immer wenn ich an etwas anderes denken wollte – meinen Job, den Energieverlust, Seth –, war es Eriks Gesicht, das in meinem Kopf auftauchte. Ich verstand es nicht, aber es bereitete mir Sorgen.
Seth streckte den Arm nach mir aus, als ich aus dem Bett schlüpfte, allerdings konnte ich ihn geschickt umgehen. Ich holte mein Handy aus der Handtasche, ging ins Wohnzimmer hinüber und rief bei Arcana, Ltd., an. Niemand hob ab. Es war fast zehn… normalerweise hätte er inzwischen geöffnet. Ich rief bei der Auskunft an, um mir Eriks Privatnummer geben zu lassen, aber er war nicht eingetragen.
Ein Gefühl von Bedrohung baute sich in mir auf. Verzweifelt wählte ich Dantes Geschäftsnummer.
«Dante, ich glaube, Erik ist etwas zugestoßen, aber ich habe seine Privatnummer nicht, und…»
«Wow, wow, Sukkubus. Mal langsam. Fang von vorn an.»
Ich kehrte zum Anfang zurück und erklärte, dass ich erneut geträumt hatte und wie besessen von Erik erwacht war.
«Vielleicht ist es nichts, aber nach dieser Sache mit dem Ertrinken… ich weiß nicht. Hast du seine Privatnummer?»
«Ja», erwiderte Dante nach einigen Augenblicken. «Habe ich. Ich werde… ich werde für dich nachsehen und dann zurückrufen.»
«Vielen Dank, Dante. Das meine ich ehrlich.»
Ich trennte gerade die Verbindung, als ein verschlafener Seth aus dem Schlafzimmer kam. «Wer ist Dante? War das ein R-Gespräch mit dem Inferno?»
«Sie würden die Gebühren nicht übernehmen», murmelte ich, nach wie vor besorgt. Seth wurde ernst.
«Was ist?»
Ich zögerte, nicht weil ich Angst hatte, ihm von Dante zu berichten, sondern weil ich nicht wusste, ob ich ihn in die Sache mit hineinziehen sollte.
«Es geht um eine unsterbliche Intrige», warnte ich. «Und die höheren Funktionsweisen des Universums.»
«Darauf bin ich echt scharf», sagte er ätzend und ließ sich in einem Sessel nieder. «Erzähl!»
Also tat ich es. Er wusste von meinem ersten Energieverlust, war jedoch ansonsten ahnungslos. Ich berichtete ihm nichts vom Inhalt meiner Träume, bloß dass sie mir die Energie entzogen. Ich berichtete ihm ebenfalls von den sich selbst erfüllenden Prophezeiungen – dass ich eines Morgens durchnässt erwacht war und dass ich heute an Erik gedacht hatte. Anschließend starrte ich vorwurfsvoll das Telefon an.
«Verdammt! Warum ruft er nicht zurück?»
«Warum sagst du mir das alles immer erst auf den letzten Drücker?», fragte Seth. «Das hat dich schon eine Weile beunruhigt. Ich hatte es für eine einmalige Sache gehalten.»
«Ich wollte dich nicht beunruhigen. Und ich weiß, wie komisch du unsterbliche Angelegenheiten findest.»
«Dinge, die dich berühren – die dir vielleicht etwas antun –, beunruhigen mich nicht. Ich meine, nun, sie beunruhigen mich schon, aber das ist nicht der Punkt. Das läuft alles auf Kommun…»
Das Telefon klingelte.
«Dante?», fragte ich eifrig. Ich hatte nicht mal auf die Nummer geachtet.
Aber er war es. Seine Stimme klang grimmig.
«Du musst herkommen. Zu Erik.»
«Ins Geschäft?»
«Nein, in sein Haus. Es ist hier ganz in der Nähe.»
«Was ist los?»
«Komm einfach rüber!»
Dante rasselte eine Adresse und Wegbeschreibungen herunter. Mit einem raschen Gestaltwandel war ich angekleidet und wollte sogleich zur Tür hinaus stürzen. Seth bat mich zu warten, und in weniger als einer Minute – nicht so gut wie ich, obwohl immer noch gut – war er ebenfalls bereit.
Ich hatte nie viele Gedanken daran verschwendet, dass Erik eine eigene Wohnung haben könnte. Für mich hatte er immer in seinem Geschäft gelebt.
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