Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
sie das nicht wertschätzen würden.»
Graces Mienenspiel wurde höchst seltsam. Man konnte es beinahe für Überraschung halten, aber durch ihre zurückhaltende, eisige Selbstbeherrschung ließ es sich nur schwer ganz genau sagen. «Ich danke dir, Georgina.» Es hörte sich steif an, als fände sie es unangenehm, ein Kompliment zu bekommen. «Ich hoffe, dass du Ephraim deine Gefühle mitteilen wirst, wenn er mit dir sprechen sollte.»
«Sicher», sagte ich. «Kein Problem.»
Nachdem sie einen schnellen Blick auf meine Küchenuhr geworfen hatte, drehte sie sich nach mir um und nickte mir elegant zu. «Ich muss mich mit den anderen treffen. Wir sprechen uns bald wieder.» Sie verschwand, doch ich erwiderte ihr Lebewohl nicht.
Ich hatte etwas gesehen. Etwas, das alles veränderte.
Ich stand wie versteinert. Die ganze letzte Woche über hatte ich einen schwer greifbaren Gedanken in meinem Hinterkopf gehabt. Ich hatte Graces und Meis Hingabe an ihren Job bemerkt, wie sie immer zur Stelle waren, wenn Chaos ausbrach und Hilfe benötigt wurde. Es war mir ebenfalls aufgefallen, dass sie neuerdings häufig gezwungen waren, sich unter der neuen Arbeitsbelastung aufzuteilen, und wie Grace schon erwähnt hatte, würden sie sehr wahrscheinlich nun getrennt bewertet werden. Und weshalb auch nicht? Wenn jemand nach einem neunen Dämon suchte, der Seattle leiten sollte, warum sollte er dann nicht einen Blick auf die werfen, die Seattle bereits leiteten?
«Oh mein Gott», wisperte ich.
Aber da war viel mehr. Grace und Mei hatten nicht nur das perfekte Motiv, um Jerome bannen zu lassen. Ich hatte mehr als das Motiv vor mir. Ich hatte einen Beweis.
Ich spurtete in mein Schlafzimmer und suchte wie eine Besessene nach dem Foto von Marys Medaillon. Fast war ich sicher, dass es verschwunden wäre. Nein. Es war noch da. Es war von meinem Nachttisch herunter zu Boden gefallen. Ich hob es auf.
«Oh mein Gott .»
Da war es. Als Grace ihren Kopf gedreht hatte, hatte ich einen besseren Blick auf ihre klotzige Halskette und ihr Geflecht aus braunen und schwarzen Steinen erhascht. Die Lösung war die ganze Zeit direkt vor meiner Nase gewesen. Beim Meeting im Cellar war mir an der Kette ein bearbeiteter Edelstein aufgefallen, der wie eine Mondsichel geformt war. Ich hatte es lediglich für ein schmückendes Ornament gehalten, doch jetzt, wo ich das Foto mit dem verglich, was ich an Grace entdeckt hatte, war die Wahrheit offensichtlich.
Grace hatte einen Teil des Siegels. Es handelte sich um die linke Hälfte des Medaillons. Es war auf ungewöhnliche Art geteilt worden, um ihm eine aparte Sichelform zu verleihen. Doch als sie ihren Kopf gedreht hatte, hatte ich die feinen Ritzungen der Symbole gesehen. Es waren dieselben. Es war das Siegel.
Mir fiel das Bild aus der Hand, ich rannte zurück ins Wohnzimmer und packte mein Handy. Meine Hände zitterten, ich konnte kaum wählen. Für eine Sekunde konnte ich mich nicht entschließen, wen ich anrufen sollte. Ich entschied mich für Hugh. Ich musste ihm und meinen anderen Freunden erzählen, dassᅠ…
«Lass es fallen.»
Eine kräftige Hand bedeckte meinen Mund und riss mich zurück. Ich stieß mit dem Rücken gegen jemanden, einen Mann mit einer steinharten Brust. Mit seiner anderen Hand ergriff er mein Handgelenk. Die Glieder meiner Uhr drückten sich schmerzvoll in meine Haut.
«Lass es fallen», sagte er. «Ich weiß, was du gesehen hast. Ich habe es auch gesehen. Aber du kannst es niemandem sagen. Noch nicht.»
Durch das Rauschen des Blutes in meinen Ohren konnte ich kaum hören, aber das war auch nicht wichtig. Ich erkannte diese Stimme, erkannte sie sofort. Sie hatte mich in den letzten sechs Monaten bis in meine Träume verfolgt – oder eher bis in meine Alpträume. Dass ich sie an jenem Tag nicht wiedererkannt hatte, war ein deutliches Zeichen dafür, wie daneben ich gewesen war, nachdem Nanette mich angegriffen hatte.
Ich ließ das Telefon fallen.
Er lockerte seinen Griff um mein Handgelenk und einen Augenblick später wich auch die Hand von meinem Mund. Wundersamerweise begann ich nicht sofort zu schreien. Langsam, langsam drehte ich mich um und wusste ganz genau, was ich sehen würde. Blaugrüne Augen, genauso gefärbt wie das Meer, an dem ich aufgewachsen war.
«Roman.»
Kapitel 21
Es gab eigentlich nur eines zu sagen.
«Du bist hier, um mich zu töten.»
Das wäre ein tolles Stichwort für ihn gewesen, um zu erwidern: «Nein, natürlich nicht» oder «Wie kommst du
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