Succubus on Top
In der Notaufnahme hatte man Doug den Magen ausgepumpt, und der Arzt sagte, dass er jetzt wieder okay wäre, aber er hatte das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Wyatt hatte mich angerufen, weil Doug hier in der Stadt keine Familie hatte und niemand wusste, wie man diejenigen erreichen könnte, die außerhalb der Stadt lebten.
Bei unserer Ankunft waren Corey und Min ebenfalls dort. Sie erklärten uns die Angelegenheit etwas genauer und sagten, dass Dougs Zustand unverändert sei. Seth verhielt sich schweigend, aber ich sah ihm an, dass er ebenso besorgt war wie ich.
Ich fragte, ob ich Doug sehen könne, und eine Krankenschwester sagte mir, dass es ginge. Ich betrat das Zimmer allein und fand ihn schlafend vor, angeschlossen an Schläuche und eine piepende Maschine. Ich hatte die Entwicklung der medizinischen Technologie über die Jahre hinweg verfolgt, angefangen von den Blutegeln bis hin zu den Defibrillatoren, aber wohlgefühlt hatte ich mich in ihrer Gegenwart niemals. Maschinen, die Menschen am Leben hielten, gingen mir immer gegen den Strich. Sie waren nicht natürlich, selbst wenn sie Gutes bewirkten.
«Oh, Doug», murmelte ich und setzte mich an sein Bett. Seine Haut war bleich, seine Hand kalt und feucht. Die piepende Maschine zeichnete einen stetigen Herzschlag auf, was zumindest etwas war. Keine der anderen Anzeigen sagte mir etwas.
Ich beobachtete ihn und fühlte mich völlig hilflos. Sterbliche, dachte ich, waren zerbrechliche Dinger, und daran konnte ich schlichtweg nichts ändern.
Vor vielen, vielen Jahren hatten Bastien und ich in einem Tanzpalast in Paris gearbeitet. In jenen Tagen waren Tänzerinnen fast immer auch Prostituierte, aber das hatte mir nichts ausgemacht. Die Umstände hatten mir sowohl Energie für den Sukkubus als auch ein regelmäßiges Einkommen verschafft. Bastien war Türsteher und angeblich mein Liebhaber gewesen. So konnte er Loblieder auf mich singen, meinen Ruf aufpolieren und mir eine große Anzahl Kunden schicken.
«Da ist ein junger Mann, der jede Nacht auftaucht», sagte mir der Inkubus eines Tages. «Man sieht ihm die Jungfrau schon von weitem an, aber er ist auch reich. Ich habe mehrmals mit ihm gesprochen. Ihm gefällt die Vorstellung nicht, für Sex zu bezahlen, aber er ist völlig besessen von dir.»
Die Neuigkeit gefiel mir, und als Bastien mir den Gentleman zeigte, nahm ich während der Vorstellung viel Blickkontakt mit ihm auf. Es kam, wie es kommen musste: Hinterher sprach mich einer seiner Diener diskret für seinen Auftraggeber an, und ich eilte hinter die Bühne, um mich dort vorzubereiten.
«Josephine», rief eine Stimme. Ich wandte mich um und sah eine andere Tänzerin neben mir, eine enge Freundin namens Dominique.
«Hallo», sagte ich grinsend. «Ich muss gleich einen netten Kunden aufsuchen.» Ihr grimmiges Gesicht ließ mich innehalten. «Stimmt was nicht?»
Dominique war klein und blond und sah fast wie ein Waisenkind aus, das nicht genug zu essen bekam. Was jedoch keine große Überraschung war. Keine von uns in diesem Beruf erhielt jemals genügend zu essen.
«Josephine…», murmelte sie, die blauen Augen weit aufgerissen. «Ich brauche deine Hilfe. Ich glaube… ich glaube, ich bin guter Hoffnung.»
Ich hielt abrupt inne. «Ganz sicher?»
«Ziemlich. Ich… ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich brauche diese Arbeit. Das weißt du.»
Ich nickte. Aus den Seitenkulissen rief mir Jean – der Mann, der bei unseren Stelldicheins abkassierte – zu, ich solle mich beeilen und mich mit meinem jungen Verehrer treffen. Ich umarmte Dominique rasch.
«Ich muss weg. Ich komme später zu dir, ja? Wir finden schon einen Ausweg.»
Aber es gab kein ‹Später› mehr. Der junge Mann, Etienne, erwies sich als hinreißend. Er war viel jünger als mein damaliges scheinbares Selbst und sollte demnächst heiraten. Beim Thema ‹Sex› war er hin- und hergerissen. Ein Teil seiner selbst spürte das Verlangen, für seine Braut rein zu bleiben; der andere Teil wollte für seine Hochzeitsnacht Erfahrungen gesammelt haben. Dieser Teil hatte Oberhand behalten, dieser Teil hatte ihn an mein Bett geführt und mir, dem Sukkubus, als Dreingabe sowohl seine moralische Verderbnis als auch einen Energiegewinn eingebracht.
Ich stieß ihn sowohl wegen meines Lebensstils als auch meiner Macht über ihn ab, aber das hinderte ihn nicht daran, in den nächsten paar Wochen jeden Tag wiederzukommen.
«Ich hasse dich dafür», sagte er mir eines Tages, nachdem wir zusammen
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