Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Succubus on Top

Titel: Succubus on Top Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
«Sie ist tot, Fleur.»
    Ich betrachtete Dominiques junges Gesicht. Die Haut war bleich, die Augen waren ausdruckslos und glasig und starrten ins Nichts. Ich hätte sie schließen sollen, war jedoch auf einmal außerstande, sie zu berühren. Ich ließ ihre Hand fallen, wich langsam zurück und starrte sie dabei voller Entsetzen an.
    Es war mitnichten das erste Mal, dass ich einen Toten zu sehen bekam, aber damals traf mich etwas, das ich zuvor nie mit derart schockierender Klarheit begriffen hatte: Im einen Augenblick war sie da, im nächsten nicht mehr. Oh, welch einen Unterschied konnte ein Herzschlag bedeuten!
    Der Gestank der Sterblichkeit hing in der Luft und zeichnete die entsetzliche Wahrheit über die Menschen. Wie kurzlebig sie waren. Und zerbrechlich. Sie waren wie Papierpuppen, die sich im Nu zu Asche verwandelten. Wie viele hatte ich im Laufe eines Jahrtausends kommen und gehen sehen? Wie viele hatte ich von der Kindheit an bis zum grauhaarigen Tod erlebt? Der Gestank der Sterblichkeit. Er drohte, den Raum zu überwältigen. Wie kam es, dass ihn sonst niemand spürte? Ich hasste ihn… und fürchtete ihn. Ich wich weiter zurück, als würde ich ersticken.
    Sowohl Bastien als auch Etienne streckten in einem Versuch, mir Trost zu spenden, die Hände nach mir aus, aber ich wollte mich nicht trösten lassen. Dominique, kaum der Kindheit entwachsen, hatte gerade vor mir ihr Leben ausgehaucht. Was waren Menschen für zerbrechliche Dinger! Ich musste hier raus, bevor mir übel wurde. Ich wandte mich von denen ab, die mich trösten wollten, und lief davon.
    «Was sind Menschen für zerbrechliche Dinger!», murmelte ich Doug zu.
    Das Gefühl, das jetzt in mir aufwallte, während ich neben ihm saß, war weder Trauer noch Verzweiflung. Es war Zorn. Glühend heißer Zorn. Menschen waren zerbrechlich, aber einige von ihnen standen unter meiner Obhut. Und ob das meinerseits dumm war oder nicht – ich konnte mich vor meiner Pflicht nicht drücken. Doug war einer meiner Menschen. Und jemand hätte ihm fast ein vorzeitiges Ende bereitet.
    Ich erhob mich, drückte ihm ein letztes Mal die Hand und schritt aus dem Raum. Den schockierten Blicken nach zu urteilen, die Corey, Min und Wyatt mir zuwarfen, musste ich erschreckend ausgesehen haben. Ich drückte den Unterbrechungsknopf an meinem gerechten Zorn, als mir etwas auffiel. «Wo ist Seth?»
    «Er hat gesagt, er müsse weg», erwiderte Corey. «Er hat das für dich hiergelassen.»
    Er reichte mir einen Fetzen Papier, auf den Seth etwas hingekritzelt hatte.
    Thetis, ich erzähle dir später, was los ist.
    Ich starrte die Notiz an und plötzlich spürte ich nichts mehr. Ich war wie betäubt. Mein Bewusstsein wollte nicht zulassen, dass ich mich auf Seth konzentrierte. Ich knüllte das Papier zusammen, verabschiedete mich von den Bandmitgliedern und verließ das Krankenhaus. Als ich die Eingangshalle erreichte, holte ich mein Handy hervor und wählte.
    «Alec? Georgina hier.»
    «Hallo, Georgina!» Ich hörte die Angst aus seiner Stimme heraus. Fast war’s Verzweiflung.
    «Du hast Recht gehabt», begann ich in der Hoffnung, dass ich mich ebenfalls ängstlich anhörte. «Du hast Recht gehabt. Ich brauche mehr. Jetzt. Heute Abend. Kannst du das hinbiegen?»
    «Ja», erwiderte er. In seiner Stimme lag eine fast greifbare Erleichterung. «Natürlich kriege ich das hin.»
    Wir verabredeten einen Treffpunkt für sofort. Für mich konnte es nicht bald genug sein. Während der letzten vierundzwanzig Stunden hatte ich eine emotionale Achterbahn durchfahren, und ich wollte meine Wut an Alec auslassen. Ich konnte nicht abwarten. Seine Begierde auf das Treffen war das Sahnehäubchen auf dem Kuchen.
    «Oh, äh, Georgina?», fragte er, kurz bevor wir die Verbindung trennten.
    «Ja?»
    Seine Stimme klang merkwürdig; ich bekam nicht heraus, welches Gefühl dahintersteckte. «Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich über deinen Anruf bin.»
    Kapitel 19
    Das Haus des Dealers lag etwas zurückgesetzt von der Straße, wie alle Häuser der Finsternis – sagte zumindest das Vorurteil. Davon abgesehen war sonst nur wenig Unheimliches daran. Es war groß, erweckte einen teuren Eindruck und breitete sich lässig auf einem wunderschön gepflegten Rasen aus, was ich sogar jetzt am Abend erkennen konnte. In einem Gebiet mit schwindelerregend hohen Quadratmeterpreisen bedeutete so viel Grundbesitz einen beträchtlichen Reichtum. Anders als bei Bastien hatte dieses Haus keine ähnlich wohlhabenden

Weitere Kostenlose Bücher