Succubus on Top
zögerlich zu. Er sah mich kurz an und etwas flackerte in seinem Blick, das einem Bedauern sehr ähnlich schien. Dann ging er.
«Komm, setze dich zu mir», intonierte Sol und nahm mich wieder bei der Hand. Er führte mich zu einem prächtigen Sofa beim Feuer. Die Wärme, die von diesem orangefarbenen Schein ausging, überrollte mich, und die Flammen spiegelten sich in seinen dunklen Augen. Ich ließ mich zaghaft nieder und rutschte sogleich zurück, weil die Polster so dick waren. Wortlos saßen wir da.
Er schenkte mir ein erwartungsvolles Lächeln und ich erwiderte es mit einem zaghaften Lächeln meinerseits. «Alec hat gesagt, Sie könnten mir mehr geben… Sie wissen schon… von diesem Stoff.»
«Dann hat er dir gefallen?»
«Ja. Oh, ja. Er hat mir ein Gefühl verliehen von…»
«Unsterblichkeit?»
«J-ja, genau, das ist es! Bitte. Ich brauche mehr. Ich kann Ihnen… alles bezahlen, was Sie verlangen.»
Er winkte achtlos mit der Hand. «Über solch profane Dinge sprechen wir später. Im Augenblick sehen wir einmal, ob wir nicht deinen Hunger stillen können.» Er beugte sich zu einem kleinen Tisch hinüber und hob zwei Kelche hoch. Kelche. Wie seltsam! «Das hier sollte dich über Wasser halten, bis wir eine größere Menge beschaffen können.»
Ich nahm den Becher entgegen. Er war schwer, wie Gold. Nur das Beste, wenn du die Speise der Götter trinken sollst, dachte ich. Sie enthielten eine dunkelrote Flüssigkeit. Wenn sich die Kristalle wie eine schwache Annäherung an Sol anfühlten, so war die Aura, die dieser Becher abstrahlte, wie ein Mega-Sol. Sie war eindringlich und stark, und die Schwingungen der Kristalle schienen daneben wie praktisch nicht vorhanden. Vielleicht war es dies, was geschah, wenn Ambrosia sich auflöste.
Er hatte auf mich gewartet, während ich überlegt hatte. «Trink!»
Ich zögerte. Dieses Mal musste ich eine Anspannung nicht vortäuschen. Austrinken? Was sollte ich tun? Wenn ich nicht trank, wäre ich vielleicht enttarnt, und ich könnte die ‹Provokation› abschreiben, die ich brauchte, um diesen Schweinehund zur Strecke zu bringen, oder was man sonst mit einem Spieß-Pfeilspitzen-Ding tat. Carter und Jerome hatten gesagt, Ambrosia könne einem Unsterblichen nichts antun; sie hatten sogar behauptet, ein Unsterblicher könne bis zu einem gewissen Ausmaß den hässlichen Effekten widerstehen, viel länger jedenfalls als ein Mensch. Was mich jedoch nicht unbedingt aufmunterte. Ich hätte diese Angelegenheit lieber im Rahmen meiner normalen Fähigkeiten durchgezogen, aber es sah sehr danach aus, dass mir dieser Luxus nicht vergönnt wäre. Ich konnte die Sache nicht länger hinauszögern.
Schüchtern lächelnd hob ich den Becher an die Lippen und trank. Er tat dasselbe. Wer wusste denn schon? Vielleicht würde mir eine Persönlichkeitsverstärkung aus der Klemme helfen. Vielleicht lauerte in mir insgeheim ein Alter Ego als Amazone, die liebend gern, durch Ambrosia bestärkt, hervorgesprungen wäre und diesen Knaben mit einem Pokal niedergeschlagen hätte.
Sobald Sol einmal angefangen hatte zu trinken, hörte er nicht mehr auf. Er leerte den Becher bis zur Neige. Ich folgte ihm sogleich darin. Das Zeug schmeckte wirklich nicht so schlecht. Tatsächlich war es süß, fast Übelkeit erregend süß. Das Merkwürdigste von allem war die Konsistenz. Dick. Beinahe zäh.
«Da», sagte er und nahm mir meinen leeren Becher ab. «Bald wirst du dich besser fühlen, und dann können wir vernünftig miteinander reden.» Er machte es sich etwas bequemer, streckte die langen Beine aus und entspannte sich. Er war schlank und zierlich und wickelte jetzt eine der schwarzen Locken um einen schmalen Finger. «Erzähle mir von dir, Georgina. Was tust du so?»
«Ich, äh, arbeite in einer Buchhandlung.»
«Aha, dann liest du gern.»
«Ich versuche es.»
Er deutete mit dem Kopf zu einer Wand voller Bücher. «Ich lese selbst sehr gern. Es gibt nichts Größeres, als sich weiterzubilden.»
Daraufhin sprach er über einige seiner Lieblingsbücher, und ich lächelte und gab entsprechende Bemerkungen ab. Während des Gesprächs fühlte ich mich allmählich… na ja, weil es keinen besseren Ausdruck gibt, gut. Wirklich gut. Fast so, als wäre ich von einem ausgezeichneten geistigen Getränk beschwipst. In meinen Gliedmaßen summte es leicht und ein warmes Gefühl von Euphorie brannte in mir. Ich hörte mich selbst über einen seiner Scherze lachen. Es klang beinahe echt.
«Du bist
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