Succubus on Top
verklickerte ihnen, dass es ein Missverständnis mit ihren Leuten gegeben habe, und dankte ihnen für ihre Unterstützung bei der Sammlung für die Analphabeten. Ich erinnerte sie ebenfalls daran, dass dies eine gute Gelegenheit wäre, sich Leuten zu präsentieren, die normalerweise andere Genres lasen, und es war nicht mal so, dass einer der beiden Schriftsteller gekränkt gewesen wäre… jedenfalls nicht allzu sehr. Jeder konnte einen zehnminütigen Auszug aus seinem Werk lesen und erhielt dann fünfzehn Minuten für Fragen. Es war etwas knapp fürs Signieren, ja, aber es funktionierte und verschaffte uns die Zeit, anschließend eine Frage-und-Antwort-Runde mit sämtlichen Autoren abzuhalten, also den beiden Protagonisten, dazu Seth, Maddie und Abel. Zwischendrin gab es jede Menge Verlosungen und ich fungierte persönlich als Conferencier und wusste die meiste Zeit gar nicht, was ich eigentlich sagte.
«Ich kann’s nicht glauben, dass Sie Seth hinter Putnam und Biljan gesetzt haben», bemerkte Andy leise während der Fragerunde zu mir. Nur diesen beiden Autoren waren Scheinwerfer zugestanden worden. «Er ist größer als die beiden zusammengenommen.»
«Er ist außerdem extrem gutmütig», murmelte ich zur Antwort. Da ich jetzt eine kurze Atempause hatte, konnte ich Seth einfach nicht aus den Augen lassen. Ich hatte das Gefühl, ich hätte sein drolliges Lächeln und die braunen Augen seit Äonen nicht mehr gesehen. In Wirklichkeit hatte ich dieses spezielle Captain-and-Tennille-T-Shirt, das er trug, noch nie gesehen. Ich wollte zu ihm hinaufrennen, hielt mich jedoch zurück. Maddie war diejenige gewesen, die an meiner Stelle angefragt hatte, ob er teilnähme. Es war eines der Dinge, worum ich sie an diesem Morgen gebeten hatte.
Nach Ende der Diskussionsrunde ließ ich das Personal mehr oder weniger alles beiseiteschieben. Wir räumten das Café und stellten für jeden Autor einen Tisch auf, an dem er oder sie signieren konnte. Selbst Maddie, die ziemlich unauffällig war, hatte einiges Publikum. Womanspeak besaß einen gewissen Ruf als Kultblatt, und ich glaube, sie hatte während der Talkrunde einige Fans gewonnen.
Als ich an Seth vorbeiging, der gerade mit einem Fan redete, fing ich seinen Blick auf und hielt inne. Ein Augenblick der Verlegenheit entstand, den sogar meine von Ambrosia verursachte Manie nicht überwinden konnte. Zu viele ungelöste Fragen hingen noch zwischen uns.
«Vielen Dank», sagte ich einfach. «Vielen Dank, dass du das getan hast.»
«Na ja», erwiderte er nach einem Augenblick. «Du kennst mich doch. Ich habe bislang noch kein Emerald-Literaturfest versäumt und will gerade jetzt nicht damit anfangen.»
Als es auf den Geschäftsschluss zuging, war der Laden noch immer gerammelt voll, also ließen wir die Leute bleiben, insbesondere da wir einen verteufelt guten Umsatz machten. Etwa um diese Zeit tauchte Warren auf.
Er stellte sich neben mich und überblickte genau wie ich die Menge. «Na ja», sagte er nach einem Moment. «Warum komme ich mir wie ein Vater vor, der gerade nach Hause zurückkehrt und entdeckt, dass seine jugendlichen Kinder eine Party schmeißen?»
«Paige hat Biljan und Putnam auf den gleichen Tag gelegt. Diese Lösung schien mir die logische zu sein.»
«Und wann hast du die Doppelbuchung entdeckt?»
«Heute früh.»
«Heute früh», wiederholte er. «Also hast du, anstelle das Mobiliar in die obere Etage zu bringen und einfach zwei konkurrierende Signierstunden zu veranstalten, dich dazu entschlossen – mit kaum einem Tag Vorbereitungszeit –, gewaltig die Werbetrommel zu rühren und eine Abendveranstaltung mit jeder Menge Stars und mehr Leuten durchzuführen, als dieses Geschäft fassen kann?»
Ich war verblüfft. Wow. Das wäre wirklich die einfachere Lösung gewesen. «Eigentlich ist es ein ‹Fest›. Kein Abend. Und nicht den Wohltätigkeitsaspekt vergessen.»
Warrens Kopf fuhr zu mir herum. «Wir spenden die Einnahmen?»
«Nur 10 Prozent», beruhigte ich ihn. «Aber wir haben tatsächlich eine Frau vom Alphabetisierungsprojekt hier, die so beeindruckt war, dass sie mit uns über die Beteiligung an einem größeren Sponsorenprojekt sprechen möchte. Wahrscheinlich wird das erst kommendes Jahr was werden – im Frühling, natürlich. Wir wollen doch nicht dem nächsten Emerald-Literaturfest in die Quere kommen.»
«Dem nächsten?»
«Nun ja. Es hat jetzt Tradition.» Ich war den ganzen Abend in Hochstimmung gewesen. Eigentlich war ich noch immer
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