Succubus on Top
Arbeit für einmal Flachlegen.»
«Einmal?» Kopfschüttelnd machte er ‹tststs›. «Hol doch mal deinen Laptop!»
Ich holte ihn aus meinem Schlafzimmer und entdeckte bei meiner Rückkehr, dass Aubrey am Rand meines Tellers leckte. Ich verscheuchte sie und reichte Bastien den PC. Ein paar rasche Klicks, und er hatte die Website des ‹Committee for the Preservation of Family Values, CPFV›. geöffnet, des Komitees für die Bewahrung der Familienwerte. Danas Organisation. Die meisten ihrer Rundfunksendungen waren archiviert und zum Download verfügbar. Er wählte eine aus, und wir beendeten den Rest unseres Mahls zum Klang ihrer vollen, melodischen Stimme.
In der ersten Sendung ging es um Homosexualität. Das Komitee verströmte so was wie eine überzuckerte Güte. Es gab vor, Menschen helfen und das amerikanische Leben verbessern zu wollen. Da offener Rassismus oder Sexismus heutzutage dem Image schaden würde, vertrat die Organisation konsequenterweise ihre tendenziösen Ansichten in dieser Richtung nur sehr subtil. Homosexualität offen zu verdammen, war jedoch noch kein völliges Tabu – unglücklicherweise –, und daher ging es Dana in der Sendung hauptsächlich darum, wie wichtig es sei, diesen Leuten beim Verständnis dessen zu ‹helfen›, wie sowohl die Natur als auch Gott sich wahre Liebe gedacht hatten. Eine Tolerierung derart in die Irre geleiteter Lebensstile, so behauptete sie, würde zum Zusammenbruch unserer Familien führen. Die Kinder. Um Gottes willen, denkt an die Kinder!
In ihrer nächsten Sendung verdammte sie den abscheulichen Zustand der gegenwärtigen Kleidung. Schuluniformen und Modezensur, anders würde es nicht gehen. Wie sollten die Mädchen mit Selbstachtung aufwachsen, wenn sie wie Schlampen herumliefen? Die Folge wären sexuelle Handlungen, für die sie noch nicht reif wären, ganz zu schweigen davon, dass ihnen die Vorstellung eingeimpft würde, ihr Wert beruhe auf ihrem äußeren Erscheinungsbild, nicht ihrem Charakter.
Ich dachte an den roten Spitzenstring, den ich unter meinen Jeans trug. Was war an Charakter und Sexappeal denn so falsch?
In der dritten Sendung, die wir uns anhörten, ging es darum, wie vergeblich es war, Teenagern etwas über Safer Sex und Verhütung beibringen zu wollen. Abstinenz war der einzige Weg. Sie in purer Unwissenheit halten. Ende der Geschichte.
«Es reicht», sagte ich an diesem Punkt. Angesichts ihrer seichten, von Vorurteilen geprägten Werte, ummantelt von so genannter Liebe und Freundlichkeit, drehte sich mir der Magen um.
Bastien grinste. «Meinst du immer noch, es geht bloß um einmal flachlegen?»
Ich streckte mich auf dem Teppich aus und legte dem Inkubus die Füße in den Schoß. Er massierte sie für mich. «Ich hasse Scheinheilige, gute oder böse. Ganz gleich, was sie herumposaunen.»
«Du solltest was von ihrem Hintergrund hören, von einigen der Themen, die sie mit ihrer Gruppe vertreten hat – entzückend. Ich habe den ganzen Tag lang recherchiert und kann’s für dich aufrufen, wenn du möchtest.»
Ich hielt eine Hand hoch. «Nein, bitte. Ich glaub’s dir auch so. Diese Hexe muss fallen, okay? Wenn ich ein Schwert besäße, würde ich dir damit auf die Schulter schlagen und dich mit meinem Segen aussenden.»
Er legte sich neben mich. «Na ja, warum nimmst du nicht auch in der ersten Reihe Platz? Komm mit zu der Party! Es hätte bestimmt niemand was dagegen, wenn Mitch seine Schwester mitbringt.»
«Party auf der Eastside? So weit reicht mein Segen nicht.»
«Oh, nun komm schon! Gib’s zu! Du hast ein perverses Verlangen danach, ihr leibhaftig zu begegnen. Abgesehen davon ist es eine Weile her, seitdem du mich in Aktion erlebt hast. Du könntest dir ein paar Dinge abgucken. Ein paar Tipps mitnehmen.»
Lachend wälzte ich mich auf die Seite, um ihn besser in Augenschein nehmen zu können. «Als ob ich Tipps von dir benötigen würde!»
Höhnisch grinsend wälzte er sich ebenfalls auf die Seite. «Ja? Dann beweise es. Gehen wir heute Abend aus! Gehen wir auf die Jagd!»
Mein Lächeln erstarb. «Was?»
«Einfach wie in den alten Tagen. Wir suchen uns einen Club, legen uns mächtig ins Zeug und fangen uns dann jeweils einen Kick für die Nacht ein.»
Bittersüße Erinnerungen blitzten in meinen Gedanken auf, Erinnerungen an die französischen Cabarets des neunzehnten Jahrhunderts. Bastien und ich, edel gekleidet, gingen aus, trennten uns und trafen uns am Morgen wieder, um mit unseren jeweiligen Eroberungen zu
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