Succubus on Top
kommen? Eigentlich sollte ich zum Anstreichen zu Terry, aber das kann ich auch sausen lassen.»
Ich versicherte Seth, dass er seine Pläne meinetwegen nicht über den Haufen werfen müsse, und kehrte dann zurück nach unten. Alles funktionierte reibungslos, als ob nichts Außergewöhnliches geschehen wäre. Das einzig Bemerkenswerte war, wie mich das übrige Personal jetzt ansah. Nicht spöttisch oder amüsiert, sondern irgendwie anders. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, so hätte ich gesagt, dass meine Respektabilität gerade gewaltig in die Höhe geschossen war.
Nach der Arbeit kehrte ich ausgelaugt nach Hause zurück. Schwach vor Erschöpfung, sowohl mental als auch körperlich. Wenn ich Lebensenergie von Opfern absorbierte, diente sie gewöhnlich dazu, meine unsterbliche Existenz und die Fähigkeit zum Gestaltwandel aufrechtzuerhalten. Aber viele, viele andere Dinge im Leben erforderten ebenfalls Energie. Einbruch und Diebstahl. Mehrere Zwölf-Stunden-Schichten hintereinander absolvieren. Tugendhaft bleiben in Gegenwart des Mannes deiner Träume. Einen deiner besten Freunde maßregeln und herausfinden, dass er wahrscheinlich von etwas Ekligem abhängig war.
Das Verlangen nach Lebensenergie war ein Juckreiz in mir, der mich trotz meiner Erschöpfung nervös und bange machte. Für mich übertrug sich dieses Verlangen nach Energie in Gier, in das jähe Bedürfnis, von jemandem berührt und genommen zu werden, den ich meinerseits nehmen konnte.
Ich rief Bastien an.
«Was ist denn jetzt schon wieder?», fragte er sarkastisch. «Vermutlich kommst du gleich zur Sache und teilst mir mit, dass du Dana anrufen wirst. Dann bring’ es doch bitte gleich hinter dich und teile ihr mit, dass ihr Nachbar plant, sie zu verführen und ihre Organisation zu Fall zu bringen. Wenn du schon dabei bist, kannst du vielleicht auch noch den Einbruch erwähnen und mich ins Gefängnis bringen. Du könntest sogar meinen Wagen zerkratzen, wenn du wolltest. Es wäre das perfekte Ende meiner sowieso bereits ruinierten Karriere.»
«Oh, halt doch den Mund!», fauchte ich, da mir für so was die Geduld fehlte. «Zunächst mal hättest du Dana letzte Nacht nicht ins Bett gekriegt, also mach mal halblang. Zweitens hast du sie wahrscheinlich abgeschreckt, weil du überhaupt an die Tür gegangen bist, zugekifft, wie du warst. Drittens, wenn du dich wirklich wieder bei ihr einschmeicheln willst, hättest du dich mehr um mich bemühen und nicht wie ein sorgloses Arschloch erscheinen sollen.»
«Wie geht’s deinem Knöchel?», fragte er zögernd.
«Gut. Du weißt, wie das ist.» Eine Verstauchung war für einen Unsterblichen keine Sache, die länger als einen Tag dauerte. «Gut genug, um tanzen zu gehen.»
«Tanzen?»
«Ja. Du sollst mich ausführen. Sofort. Ich habe den allerschlimmsten Tag hinter mir.»
«Geht nicht, leider.»
«Leider? Du willst mir einen Korb geben? Seit wann bist du so nachtragend?»
«Es ist nicht bloß das… na ja, okay, ein bisschen vielleicht schon. Aber Bill hat mich eingeladen. Wir wollen uns ein Football-Spiel angucken.»
«Du verabscheust Football.»
«Ja, aber ich könnte Dana treffen. Tut mir leid, Fleur. Du bist heute Nacht auf dich selbst gestellt.»
Verärgert legte ich auf und wählte die Nummer des nächstbesten Tänzers, den ich kannte.
«Cody», sagte ich, «wir ziehen durch die Clubs.»
«Okay», gab er liebenswürdig zurück. «Aber ich muss Hugh und Peter mitbringen.»
«Äh. Sie tanzen fast so schlecht wie Seth.»
«Ja. Aber ich habe ihnen versprochen, heute Abend mit ihnen loszuziehen. Oder möchtest du lieber rüberkommen? Wir spielen gerade D&D. Weißt du, wie viele Lebenspunkte ein Sukkubus hat?»
«Na schön, na schön. Bring sie also mit.»
Ich legte auf. Es spielte wirklich keine Rolle, wer mitkam. Mir war sowieso größtenteils bloß nach irgendwelchen Leuten, mit denen ich losziehen konnte. Gesellschaft verlieh einer solchen Tour den Anstrich von Normalität, obwohl ich keinen von ihnen für mein Vorhaben benötigte.
«Meine Güte, Frau», hauchte Hugh, als ich eine Stunde später meine Tür öffnete. «Du spielst gefährlich mit meinen brüderlichen Gefühlen dir gegenüber.»
Ich trug einen schwarzen Faltenrock, der mir kaum bis zur Hälfte der Oberschenkel reichte. Dazu ein schulterfreies Top mit Dreiviertelärmeln, das knapp über meinem Bauchnabel endete. Es bestand aus hautengem schwarzen Stretch, der bei schwacher Beleuchtung undurchsichtig war und bei voller
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