Succubus on Top
Woche über bei der Arbeit zivilisiert miteinander umgegangen, wenn auch nicht so ganz freundschaftlich.
Seth holte mich in meiner Wohnung ab und konnte wiederum nur verwundert mein Erscheinungsbild anstarren. Ich war die Nacht zuvor mit Bastien auf der Jagd gewesen – wiederum gegen meine bessere Einsicht – und hatte ein weiteres Opfer erbeutet. Der Glanz war noch nicht völlig verschwunden, und ich hätte selbst in einem Kleid aus Sackleinen hinreißend ausgesehen. Also war die Tatsache, dass ich ein solches Kleid trug wie jetzt, geradewegs niederträchtig. Es war ein winziger Fummel aus grauem Baumwolljersey, knapp unter meinen Brüsten durchwirkt mit einem Gummiband. Das Oberteil mit dem V-Ausschnitt und den Spaghettiträgern war ziemlich offenherzig; der weiche Faltenrock reichte mir bis knapp über die Knie. Es war wie ein winterliches Strandkleid.
Seth legte die Arme um mich und liebkoste mir den Hals. «Du überraschst mich immer wieder. Ich glaube stets zu wissen, was ich bei dir zu erwarten habe. Dann sehe ich dich leibhaftig, und…»
Er konnte den Satz nicht beenden, aber seine Augen taten es für ihn. Sie glitten meinen Leib auf und ab, sodass ich im Innersten dahinschmolz. Wirf mich aufs Bett und nimm mich!, bettelte ich schweigend. Laut sagte ich: «Wir sollten los.»
Das Konzert von Nocturnal Admission verlief ebenso spektakulär wie beim letzten Mal. Die Zahl der Anhänger war gestiegen, und die Leute drängelten sich auf jedem Zentimeter freie Fläche. Ich konnte kaum die Bühne sehen, hörte jedoch jeden Ton.
Zum Glück bekam ich später viel von Doug zu sehen. Der Veranstalter hatte ihm den Saal für eine weitere wilde Party nach dem Konzert überlassen. Frauen – und mehrere Männer – klebten bewundernd an ihm und den anderen Bandmitgliedern und flirteten. Doug nahm mich in die Arme, als er mich sah, sorgte dafür, dass mir jemand einen richtigen Drink zubereitete, und tat so, als wäre nichts weiter gewesen. Eigentlich war ich froh darüber, dass es kein böses Blut mehr zwischen uns gab, aber da ich jetzt wusste, worauf es zurückzuführen war, entnervte mich sein großspuriges, wildes Gebaren.
Irgendwann tauchte Casey auf, immer noch etwas hohlwangig, jedoch offensichtlich auf dem Weg der Besserung. Von der anderen Seite des Raums aus beobachtete ich ihre zögernde Annäherung an Alec, der sich gerade mit Wyatt, dem Gitarristen, unterhielt. Er drehte sich um und zeigte ihr ein offensichtlich gezwungenes und falsches Lächeln. Ich bekam vom Wortlaut des Gesprächs nichts mit, aber die Botschaft drang laut und deutlich zu mir durch. Sie wollte mit ihm reden, auf irgendeine Weise seine Aufmerksamkeit erringen, und er ließ sie abblitzen. Ich sah ihn den Kopf schütteln, als sie etwas sagte, einen fast verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht. Schließlich ging er einfach davon und ließ sie stehen.
«Am liebsten möchte ich rübergehen und ihm eine knallen», sagte ich zu Seth.
«Nein. Tu das nicht. Geht nur die beiden was an, nicht dich.»
Ich wandte mich ihm zu. «Verdammt, Seth! Wie kannst du immer so gelassen und friedfertig sein? Engagierst du dich nie für eine Sache?»
Er betrachtete mich kühl. Wenn er von meinem Ausbruch überrascht oder beleidigt war, zeigte er es nicht. «Ich engagiere mich für vieles. Ich weiß nur, wann ich wirklich in die Schlacht ziehen muss, das ist alles. Solltest du auch.»
«Dir ist klar, dass er mit ihr geschlafen und sie dann wie eine heiße Kartoffel fallengelassen hat? Sie vielleicht sogar auf üble Weise rumgekriegt hat?»
«Glaub mir, das verzeihe ich ihm nicht, aber es ist Casey, die ihm etwas in Ohr flüstern muss. Ansonsten bleibt’s bloß dabei, dass du ihm Vorwürfe und eine Szene machst.»
Ich sah finster drein. Teils war ich mit ihm einverstanden, teils wünschte ich mir nach wie vor, helfen zu können. Als ich mich umsah, war sie weg. Wahrscheinlich auch gut. Mit etwas Glück wäre sie heimgegangen und hätte der Gesellschaft von Männern eine Zeitlang abgeschworen. Seth ging zur Toilette, und fast im gleichen Augenblick kam Alec herangeschlendert.
«He, Georgina. Siehst heiß aus.»
«Danke», erwiderte ich. Ich neigte meinen Körper etwas zur Seite und hoffte, dass er das Signal erkennen würde: Ich war nicht interessiert. Er hatte Glück, dass ich mich nicht einfach umdrehte und ihn stehen ließ.
«Du bist heute Abend, na ja, die bestaussehende Frau hier.»
Ob das nun tatsächlich stimmte oder nicht – ich wusste, dass
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