Succubus on Top
Versuch, die Wahrheit des Göttlichen zu erkunden. Selbst ein Sukkubus kann nicht sämtliche Geheimnisse kennen.»
Ich warf ihm einen Blick voller Verzweiflung zu. Das war eher ein typisches Verhalten seinerseits. «Okay, vergiss die Mythen! Kannst du mir dann sagen, was es mit diesem Stoff auf sich hat? Macht er Menschen unsterblich?»
Engel und Dämon sahen einander an. «Nein», sagten beide wie aus einem Mund.
«Aber es verleiht dir das Gefühl, du wärest es», ergänzte Carter.
Ich dachte an Dougs übermütiges Verhalten, sein überwältigendes Selbstvertrauen, angefangen von der Darbietung seiner Musik bis hin zum Tischespringen von der Bühne. Er zeigte keinerlei Angst und hatte keinerlei Sorge, dass etwas schiefgehen könnte.
«Also ist es ein Stimulanz oder eine andere stimmungsverändernde Droge», sagte ich. «Die für Hochstimmung sorgt.»
Der Engel schüttelte den Kopf. «Nein. Sie ist viel mehr als das. Ambrosia funktioniert über…» Er suchte nach Worten. «Am besten drückt man es so aus, dass sie deine besten Fähigkeiten verstärkt. Sie zieht aus dir heraus, worin du gut bist, was in dir steckt. Und dreht dann die Lautstärke hoch, bis auf, tja, göttliche Ausmaße, vermute ich.»
«Ja, natürlich», keuchte ich.
Deswegen war die Band plötzlich so rasch erfolgreich gewesen! Die Mitglieder waren bereits talentiert. Ambrosia hatte ihnen keine neue Fähigkeit geschenkt; es hatte bloß ihre vorhandenen Fähigkeiten um das Zehnfache verstärkt. Das Hundertfache. Und Casey… die mathematisch begabte Casey war in der Lage gewesen, Berechnungen in Sekundenschnelle im Kopf auszuführen, für die die meisten Leute normalerweise Papier und Bleistift benötigt hätten. Sogar Dougs Geschick beim Tetris wies Anzeichen von Verstärkung durch Ambrosia auf.
Ich kann’s nicht erwarten, wie du darauf reagierst, hatte Alec gesagt. Allerdings, wie würde ich reagieren? Welche guten Fähigkeiten in mir würden verstärkt werden? Welche Fähigkeiten besaß ich? Ein Treppenwitz wäre es, wenn ich im Bett die Welt eines Mannes bis in ihre Grundfesten erschüttern könnte. Was mir als Antwort jedoch nicht sonderlich gut gefiel. Zum Teil, weil ich glaubte, die Welt eines Mannes auch ohne die Hilfe unheimlicher Kristalle mächtig erschüttern zu können. Darüber hinaus behagte mir der Gedanke nicht, ich hätte nicht mehr zu bieten. Ich musste mehr zu bieten haben als bloße sexuelle Könnerschaft.
«Alle, die auf dieser Droge waren, sind abgestürzt», erinnerte ich Carter. «Doug, Casey. Und wenn sie abgestürzt sind… dann aber richtig.»
«Das bewirkt sie», gab er zu. «Man könnte sagen, der Entzug bringt deine schlimmsten Charakterzüge zum Vorschein… oder verwandelt deine guten Züge in schlimme. Sehr häufig macht er eine Person einfach bloß depressiv… und dumm. Es ist schwer, wieder normal zu werden.»
Das würde Dougs Trübsalblasen von neulich erklären. Ich begriff auch, dass er an dem Tag, als ich ihn aus der Buchhandlung geworfen hatte, Entzugserscheinungen gezeigt hatte. Die fehlende Ambrosia hatte seinen üblichen Sarkasmus und sein ausgelassenes Verhalten in etwas Dunkles, Verzerrtes verwandelt. Und trotzdem…
«Es muss nett sein, sich wie ein Gott zu fühlen. Ich kann dieses Verlangen schon verstehen.»
«Na ja», mischte sich Jerome endlich ins Gespräch ein. «Wie wir alle wissen, muss man für alles seinen Preis zahlen.»
Carter nickte. «Auf unterster Ebene ist es ein Rauschmittel, und jedes Rauschmittel hat seinen Preis – hauptsächlich den, dass es einen zum Sklaven macht und dass man sich grässlich fühlt, wenn man es nicht hat. Die andere Wahrheit lautet jedoch, dass Menschen nicht vollkommen sein sollen. Das macht die Menschlichkeit aus: eine Reihe von Erfolgen und Misserfolgen, eine Prüfung der eigenen Natur und Begabung. Weder Leib noch Seele können einen solchen Zustand beibehalten. Er verzehrt die Person schließlich.»
Ich zeigte auf die Kristalle. «Was würde geschehen, wenn ich sie nähme?»
«Ist das nicht offensichtlich?», fragte Jerome. In seinem Tonfall schwang etwas über sexuelle Fähigkeiten mit, das mir auch schon durch den Kopf gegangen war.
Carter gab mir eine direkte Antwort. «Ähnliche übernatürliche Effekte. Verstärkung deiner guten Eigenschaften. Unsterbliche würden nicht so rasch abhängig werden; sie können es eine gute Weile länger aushalten, da sie sich in gewisser Hinsicht bereits wie Götter fühlen. Auf lange Sicht gesehen sind
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