Succubus on Top
Kombination aus Büro und Schlafzimmer wurde. Alles Wesentliche an einem Ort. Wenn es auch noch ein eingebautes Badezimmer gehabt hätte, wäre er wahrscheinlich nie mehr herausgekommen.
«Gönnst du mir noch… hm… etwa eine Stunde?», fragte er geistesabwesend, als er bemerkte, dass ich hereingekommen war. Er sah mich nicht mal an. «Ich muss bloß noch dieses Kapitel abschließen.»
Die Bitte war rein akademisch. Selbst wenn ich ihm keine weitere Stunde hätte gönnen wollen, so hätte er trotzdem weitergeschrieben. Berge bewegten sich leichter als ein Seth mitten in einer Geschichte. Ich fügte mich, küsste ihn auf die Wange und wanderte in sein Büro hinüber, auf der Suche nach etwas Lektüre. Ich durchwühlte die Kisten, was die Suche allerdings nicht leichter machte. Nachdem ich mehrere geleert hatte, fand ich, dass ich jetzt auch Nägel mit Köpfen machen könnte.
Also packte ich sämtliche Kisten aus – sogar die in seinem Wohnzimmer. Ich wusste nicht, wie viele Bücher ich vor mir hatte, aber es war eine beträchtliche Anzahl. Meine Instinkte als Buchhändlerin veranlassten mich dazu, sie in Kategorien einzuteilen, und allein das kostete schon viel, viel Zeit. Irgendwann entdeckte ich, dass fast drei Stunden verstrichen waren. Ich stand auf, streckte mich und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
«He», sagte ich. «Du hast deine Stunde weit überschritten.»
Er tippte weiter.
Ich zog den Fuß aus der Sandale, verwandelte die Zehennägelfarbe zu Weinrot und strich ihm damit übers Bein. Er machte einen Satz.
«Hallo!»
«Selber hallo. Tut mir leid, dich zu unterbrechen, aber du musst was essen, oder du wirst an deiner Tastatur ohnmächtig.»
«Wäre nicht das erste Mal», sagte er. Sein Blick irrte umher und drohte, zum Computer zurückzukehren, also stupste ich ihn erneut mit dem Fuß an. Er wölbte eine Braue, packte dann den Fuß, sodass ich fast umgekippt wäre, und zog mich auf seinen Schoß. «Weißt du, so unwiderstehlich sind deine Zehen nun auch wieder nicht. Es ist nicht so, als ob ich mit ihnen Sex haben möchte oder etwas Merkwürdiges in der Art. Ich finde sie bloß hübsch. Glaube also nicht, dass jetzt alles nach deinem Kopf gehen kann!»
Ich entwand mich seinem Griff. «Red du nur! Ich habe jetzt einen neuen Ansatz. Also, könntest du dich lange genug fortreißen, um was zu essen zu besorgen?»
Wie sich herausstellte, konnte er es nicht, Zehen hin oder her. Enttäuscht bestellte ich am Ende Pizza. Wir aßen zusammen und redeten, waren jedoch beide in unserer eigenen Welt. Er bei seinen Figuren an Orten, wohin ich nicht folgen konnte, und ich bei Ambrosia. Plötzlich lachte ich auf.
«Was ist?», fragte er überrascht.
Ich erzählte ihm von Ambrosia und was sie anrichtete. Die Neuigkeit erstaunte ihn offensichtlich, aber Seth hatte inzwischen einige Zeit gehabt, sich an die vielen unsichtbaren, übernatürlichen Dinge zu gewöhnen, die in der Welt geschahen. Ich schloss meine Geschichte mit dem Hinweis ab, dass Carter und Jerome etwas dagegen unternehmen wollten. Unerwähnt ließ ich, dass ich dabei eine große und vielleicht gefährliche Rolle spielen sollte. Womit ich mal wieder etwas für mich behielt, aber es erschien sinnlos, ihm Sorgen zu machen, wo ich noch keine konkreten Einzelheiten zu bieten hatte.
«Na ja, wie dem auch sei, ich habe gelacht, weil ich mir versucht habe vorzustellen, wie du auf Ambrosia reagieren würdest», sagte ich.
«Was ist daran so komisch? Vielleicht könnte ich ein Buch pro Woche runterschreiben.»
«Ja, aber ich bekäme dich nie mehr zu Gesicht. Du würdest niemals baden oder dir das Haar schneiden. Es würde dir bis zur Hüfte wachsen – ebenso dein Bart, und du würdest hier gebeugt im Dunkeln sitzen und in deinem Brewster-T-Shirt vergammeln.»
«Das ist gar nicht komisch. So will ich nämlich meinen Lebensabend verbringen. Übrigens, wenn ich die nächsten fünfzig Jahre immer dasselbe T-Shirt trage, wird es das Flash Gordon sein.» Er runzelte die Stirn. «Dougs ganzes Problem ist also ‹magisch› herbeigeführt…» Er schüttelte den Kopf. «Verrückt. Und zum Fürchten. Werden sie ihm wirklich helfen können?»
«Sie werden es tun, wenn sie können. Insbesondere Carter.»
«Du setzt viel Vertrauen in ihn. Unter den gegebenen Umständen allerdings reine Ironie.»
Vermutlich war es auch so, und wieder war es etwas völlig Neues für mich. Wahrscheinlich begriff ich erst nach und nach, dass in letzter Zeit Carter auf meiner Seite
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