Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
wieder an Seth. «Georgina wurde verschleppt. Wir werden sie zurückholen. Und du wirst mitmachen.»
Seth war kurz sprachlos. Als er seine Worte wiedergefunden hatte, formulierte er die naheliegendste Erwiderung: «Wie?»
«Als Allererstes, indem du damit aufhörst, Zeit mit blöden Fragen zu verplempern. Komm mit mir und du wirst es herausfinden.» Dann machte Jerome einen meisterlichen Zug. «Jeder Moment, den wir verlieren, bringt sie in größere Gefahr.»
Es gab nichts anderes, was Seth derart in die Puschen hätte kommen lassen. Er zuckte zusammen und sein Mienenspiel war ein Kaleidoskop von Gefühlsregungen. «Okay», sagte er zu Jerome. «Dann mal los.»
Kapitel 19
«Echt», stieß ich keuchend hervor. «Das war … echt. Seth hat der Versuchung nicht nachgegeben. Er ist bei Maddie geblieben.»
«Vielleicht», sagte Eins.
Das instinktive Verlangen, ihm die Augen rauszureißen, kam urplötzlich und stark in mir hoch. Der Drang war animalisch und unbesonnen – und da ich keine feste Form hatte, auch vollkommen sinnlos. In Gegenwart der Oneroi hatte ich ihn jetzt schon häufiger verspürt.
«Das war real. Das war die Wahrheit.» Als würde ich ein endloses Kinderspiel mit ihnen spielen. Oder einen Ankreuztest mit ihnen machen: richtig oder falsch? Kreise. Kreise. Mein Leben drehte sich im Kreis. «Und Jerome …» Ich musste wieder an das Ende des Traumes denken, als Seth von meinem Boss weggezaubert wurde. «Er kommt, um mich zu holen. Er hat Seth mitgenommen. Sie werden dieses Ritual vollziehen. Erik wird alles arrangieren.»
«Ja. Und er wird versagen.»
«Nein, das wird er nicht!», schrie ich. Alles war nur noch Verzweiflung: meine Stimme, mein Geist, meine Seele. «Jerome wird kommen. Er wird mich retten.»
«Niemand wird kommen», sagte Zwei. «Sie werden es versuchen, aber sie werden scheitern.»
Wieder schickten sie mich zurück in meine Welt, und so sehr ich mich auch nach vertrauten Gesichtern sehnte, so sehr erfüllten mich andererseits die Zweifel und die Unsicherheit, die die Oneroi nährten, mit einer verzweifelten Verwirrtheit.
Ich war bei Erik. Und anscheinend waren auch alle anderen dort.
In seinem Laden gab es ein großes Hinterzimmer, in das ich nur einmal einen kurzen Blick geworfen hatte. Er nutzte es gewöhnlich als Lagerraum. Mit seinem rohen Zementboden und den unverputzten Wänden sah es eher wie eine Garage aus. Auf einem kleinen Tisch stand eine Schale mit Weihrauch, dessen Schwaden die Luft im Zimmer vernebelten. An den Wänden stapelten sich Kartons und Kisten, die scheinbar zur Seite geschoben worden waren, um in der Mitte des Zimmers eine freie Fläche zu schaffen. Außerdem hatte sich der Club der Unsterblichen von Seattle an den Wänden aufgestellt: Hugh, Cody, Peter, Carter und sogar Mei. Roman war sicherlich auch dort, versteckte sich aber wegen Mei. In der Mitte des Zimmers zeichnete Erik mit Kreide Muster auf den Boden. Jerome stand bei ihm und Seth wanderte zwischen den beiden und meinen Freunden hin und her. Vermutlich fiel es ihm schwer, sich zu entscheiden, wo es sicherer für ihn war. Wäre Mei nicht dabei gewesen, dann hätte er sich höchstwahrscheinlich für meine Kumpel entschieden.
Mei beobachtete Erik und Jerome mit missmutig zusammengekniffenen, dunklen Augen und fest aufeinandergepressten, ziegelroten Lippen. Schließlich ließ sie die verschränkten Arme sinken und schlenderte zur Mitte des Raumes, wobei ihre Stiletto-Absätze laut auf dem Zement klapperten. Seth ging ihr hastig aus dem Weg und flüchtete sich zu meinen Freunden.
«Das ist doch lächerlich», sagte Mei. «du verschwendest unser aller Zeit. Sogar mit denen» – wobei sie eine Geste in Richtung der Gang machte, die sich an der Wand aufgestellt hatte – «reicht es nicht, um sie zurückzubringen. Du musst es melden und dir einen neuen Sukkubus besorgen.»
«Wenn ich es melde, wird auch gleich noch ein neuer Erzdämon fällig.» Jerome sah sie scharf an. «Ich bin etwas verwundert, dass du deshalb noch nichts unternommen hast.»
Wo er Recht hatte ... Mei war seine Untergebene und gehorchte ihm, doch sie war ehrgeizig. Wenn Jerome Ärger bekam, weil er mich verloren hatte, dann konnte das zu ihrem Vorteil sein.
«Das brauche ich gar nicht», sagte sie gleichmütig. «Du wirst es ihnen sehr bald selbst berichten. Weshalb muss ich eigentlich hier sein? Ich habe überhaupt keine Verbindung zu ihr.»
«Weil ich es dir sage! Hör auf zu meckern.» Jerome sah sie finster an und
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