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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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die Blicke der beiden Dämonen trafen aufeinander. Schließlich nickte Mei brüsk, doch das tat sie nicht, weil sie sich seiner Autorität unterordnete. Es schien vielmehr, als hätte er unhörbar mit ihr kommuniziert, und sie stimmte nun zu. Sie stellte sich an die Wand gegenüber meinen Freunde.
    Erik musste sich für seine Kreidezeichnungen viel bücken und hinknien, was für seinen Rücken mit Sicherheit eine Tortur bedeutete. Seufzend erhob er sich schließlich und begutachtete sein Werk. Es bestand aus zwei konzentrischen Kreisen, die von magischen Symbolen umgeben und ausgefüllt waren. Einige erkannte ich, andere nicht. Jerome betrachtete die Muster ebenfalls eingehend und zum allerersten Mal überhaupt sah mein Boss … nervös aus.
    «Ist alles bereit?», fragte er.
    Erik nickte, während er gedankenverloren mit einer Hand seinen Rücken rieb. «Ja, abgesehen von den eigentlichen Zaubersprüchen.»
    Jeromes Blick fiel auf Seth, der zusammenfuhr. «Du», sagte der Dämon. «Komm her.»
    Seth betrachtete die Muster mit beinahe genauso viel Widerwillen wie Jerome. «Was wird mit mir passieren?»
    «Falls du dir deswegen Sorgen machst: Es wird dich nicht umbringen. Und du kannst den Kreis verlassen, wann immer du willst. Und jetzt hör auf, unsere Zeit zu verplempern.»
    Es gefiel mir nicht, wie Jerome Seth herumkommandierte. Das fachte wieder die Flammen der Wut an, die in mir glommen. Ich wurde sogar sauer, weil Seth ihm gehorchte. Irgendwie wollte ich lieber, dass er sich ihm widersetzte. Doch gleich darauf versuchte ich, derartige Gedanken zurückzudrängen. Ich musste mir meinen Zorn für die Oneroi aufheben, statt ihn auf diese Gruppe zu projizieren. Jerome log bestimmt nicht. Carter hätte nicht die ganze Zeit schweigend dabeigestanden, sondern ihn zurechtgewiesen. Zumindest hoffte ich das.
    Seth ging zu Jerome hinüber, wobei er darauf achtete, auf keine der Kreidelinien zu treten – genau wie abergläubische Menschen es vermieden, auf Bürgersteigen auf die Ritzen zwischen den Steinen zu treten. Erik lächelte Seth zurückhaltend an.
    «Er hat Recht, Mr. Mortensen. Ihnen wird nichts geschehen. Allerdings wird es … merkwürdig sein.»
    Mei versteifte sich wieder. « Er? Das ist alles? Jerome, eine einzelne Person kann nicht –»
    «Genug!», brüllte Jerome. «Mir reicht es jetzt, dass jeder seinen Senf dazugeben muss. Können wir bitteschön weitermachen?»
    Erik nickte und ging zu dem Tisch mit dem Weihrauch. Dort standen auch noch eine kleine Schale mit Wasser und ein länglicher, roh behauener Stein. Rauchquarz , dachte ich bei mir. Erik nahm ihn vorsichtig und voller Ehrfurcht auf. Er stieß die Spitze des Zauberstabes in den schwelenden Weihrauch und hielt ihn dann hoch, damit der Rauch ihn einhüllen konnte. Einige Sekunden später tauchte er das hintere Ende des Stabes ins Wasser. Als er damit fertig war, trug er ihn zum Kreis hinüber.
    «Halt», sagte Carter unvermittelt. Er hatte sich bequem an einige Kartons angelehnt und richtete sich nun auf. «Ich gehe auch mit.»
    «Ihr seid alle verrückt geworden», murmelte Mei.
    «Da hat sie nicht Unrecht», sagte Jerome. «Wenn du hier drin bist –»
    «Ich weiß, ich weiß», entgegnete Carter, trat über die Linien und gesellte sich zu Jerome. «Und ich weiß auch, was herauskommen könnte.» Die beiden sahen sich an, wieder wurden unhörbare Worte gewechselt und schließlich schwiegen beide.
    Erik kehrte in das Zentrum der Kreise zurück und hielt den Zauberstab hoch in die Luft. Carter und Jerome hatten so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Menschen gebracht, ohne dabei den Rand des äußeren Kreises zu übertreten. Wie Erik seine Arme himmelwärts reckte, wirkte er überhaupt nicht mehr wie ein gebrechlicher, alter Mann. Sicher, sein Körper war hinfällig und wurde mit jedem Tag verhärmter, doch als er nun dort stand und einen Sprechgesang anstimmte, war er so viel mehr als nur ein einfacher Mensch. Wenn es darauf ankam, dann war Dante zwar ein besserer Magier, aber Erik hatte ebenfalls besondere Kräfte, auch wenn er sie nur selten nutzte. Wäre ich in Fleisch und Blut mit dabei gewesen, ich hätte die Magie, die er heraufbeschwor, spüren können. Schon die Gewissheit allein, dass sie da war, ließ mich beinahe glauben, ich könne sie sehen.
    Er beendete den Gesang, von dessen Worten ich nur wenige erkannt hatte, und ging dann in dem Kreis herum. Er berührte ihn mit dem Stab an vier Stellen, die genau gleich weit

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