Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
meine Nägel in ihre Haut bohrten. Ich versuchte lockerzulassen.
«Was ist passiert?», fragte ich aufgeregt. «Geht es ihm gut?»
«Er hat Schluss gemacht.» Wieder fing sie an zu weinen. «Er hat die Verlobung gelöst und zu mir gesagt, dass es vorbei ist.» Sie vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter und ich streichelte sie geistesabwesend, während mein Hirn versuchte, die Bedeutung ihrer Worte zu verarbeiten. Sicher hatte ich mich verhört.
«Das kann doch nicht sein», sagte ich und meine Stimme brach genau wie ihre. «Er … er liebt dich.»
Sie hob den Kopf und sah mich mit glänzenden Augen voller Trauer an. «Er hat gesagt, dass er mich nicht so liebt, wie er das sollte – dass er mich nicht so liebt, wie ich es verdiene. Er meinte, dass es falsch wäre, wenn er mich dazu zwänge, ihn zu heiraten, weil wir nicht dazu bestimmt wären, den Rest unseres Lebens miteinander zu verbringen.» Sie nahm sich ein Taschentuch und schnäuzte sich, dann wurden ihre Augen groß vor lauter Verzweiflung. «Was hat das bloß zu bedeuten, Georgina? Warum behauptet er, er zwänge mich, ihn zu heiraten? Ich will es. Ich begreife das nicht.»
Ich sah über sie hinweg und traf auf Romans Blick. Wir konnten zwar nicht so miteinander kommunizieren wie die höheren Unsterblichen, doch wir verstanden uns auch so. Seth hatte ihr die Verlobung nicht aufgezwungen, das nicht, aber er hatte ihr aus Schuldgefühlen heraus einen Antrag gemacht, Schuld, weil er sie betrogen hatte und weil er sich immer wieder zu mir hingezogen fühlte, obwohl er es für besser hielt, dass wir uns voneinander fernhielten.
«Er hat gesagt, dass er mich liebt», fuhr Maddie fort. «Aber dass ich jemanden bräuchte, der mich mehr lieben würde – jemanden, dem ich die Welt bedeuten würde. Er meinte, dass er mir nur noch mehr wehtun würde, wenn wir zusammenblieben. Wie könnte er mir noch mehr wehtun?» Sie weinte heftiger, machte sich los und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. «Nichts könnte mehr wehtun als das. Ich will nur noch sterben.»
«Nein!», entgegnete ich und zog sie wieder an mich. «Sag das nicht. So etwas darfst du niemals sagen! »
«Georgina», ermahnte mich Roman leise. Ich merkte, dass ich Maddie schüttelte, und hörte sofort damit auf.
«Hör mir gut zu», sagte ich und zwang sie, mich anzusehen. «Du bist ein wundervoller Mensch. Du bist einer der besten Menschen, die ich kenne. Du wirst darüber hinwegkommen … das schwöre ich dir. Ich lasse dich das nicht alleine durchmachen, okay? Du verdienst nur den Allerbesten. Und wenn er das nicht ist, dann findest du jemand Besseren.» Die nachfolgenden Worte fielen mir schwer. Eigentlich hätte ich mich über diese Neuigkeiten freuen sollen. Ich würde sie nicht mehr zusammen sehen. Und ich hatte das Gefühl, dass ich an dieser Sache nicht unbeteiligt war. Was hatte sie noch gesagt? Dass Seth zu ihr gesagt hätte, sie verdiene es, für jemanden die Welt zu bedeuten. Er hatte zu mir gesagt, dass ich das für ihn täte. In einem der Träume hatte er es auch zu ihr gesagt, doch nun wusste ich, dass das eine Lüge gewesen war. Trotzdem konnte ich nicht anders und ich erklärte ihr: «Und vielleicht … Vielleicht, wenn ihr beide noch mal miteinander redet, dann wirst du verstehen …
Ihr Schluchzen ließ nach – nur ein ganz klein wenig – und sie sah mich verdutzt an. «Das ist es ja. Das kann ich nicht.»
«So kommt es dir jetzt vielleicht vor, aber so unvernünftig ist er nicht.» Warum zur Hölle spielte ich hier den Advocatus Diaboli? Na, weil Maddie meine Freundin war und ich es nicht ertragen konnte, sie so verletzt zu sehen – und weil auch mir so oft das Herz gebrochen worden war. «Warte einfach ein paar Tage ab und dann suchst du ihn dir und probierst, ob man mit ihm nicht ein, keine Ahnung, ein sinnvolles Gespräch führen kann. Vielleicht könnt ihr es ja wieder in Ordnung bringen.» Bäh. «Vielleicht kannst du danach zumindest seine … seine Entscheidung verstehen.»
Sie schüttelte den Kopf. «Aber ich kann ihn nicht finden. Niemand kann ihn finden. Georgina, er ist verschwunden.»
Kapitel 21
Maddie behauptete, dass nicht einmal Seths Familie wusste, wo er sich aufhielt. Laut ihren Angaben war er einfach … weg. Er ging nicht ans Telefon. Er ließ sich nicht im Buchladen blicken. Wenn Leute sich so mir nichts, dir nichts in Luft auflösten, dann tauchte in meinem Hinterkopf immer sofort eine übernatürliche Erklärung dafür auf. Doch dann erzählte
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