Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
launisch geworden war, weil Seth und ich uns getrennt hatten. Aber das war nur ein unbedeutendes Symptom eines viel größeren Problems gewesen. Ihre Mutter hatte eine gefährliche Krankheit und ihre ganze Welt geriet ins Wanken. Sie stellte ihr eigenes Leben zurück, um auf ihre Schwestern aufpassen zu können, und sogar so etwas wie das Liebesleben ihres Onkels brachte das, was ihre Normalität war, durcheinander. Die Fundamente ihrer Welt begannen sich aufzulösen.
«Brandy, ich –»
«Ich muss weg», schnitt sie mir das Wort ab und eilte mit versteinertem Gesicht durchs Tor. «Kayla wacht gleich von ihrem Mittagsschlaf auf. Ich soll heute auf sie aufpassen.»
Bevor ich noch etwas sagen konnte, war Brandy bereits um die Ecke verschwunden. Da stand ich nun und fühlte mich verloren. Ich wusste nicht, wer mir mehr leid tat: Brandy und Terry, die wussten, was los war, oder die kleinen, völlig ahnungslosen Mädchen. Und ich tat mir selbst leid, denn es gab nichts, was ich tun konnte. Ich hatte Kräfte, die jenseits aller menschlichen Vorstellung lagen, doch den Menschen wirklich damit helfen, konnte ich nicht.
Niedergeschlagen fuhr ich in die Innenstadt und bemühte mich sehr, nicht überzureagieren. Es gelang mir nicht. Brandy hatte selbst gesagt, dass es schlimm stand, doch dass sie das ganze Ausmaß noch nicht kannten. Es musste doch noch mehr Tests geben, Tests, die Hoffnung machen würden. Und bestimmt gab es Behandlungsmöglichkeiten. Die Menschen konnten sich doch so gut selbst helfen.
Ich fand Jerome dort, wo ich es gehofft hatte. Eigentlich war der Cellar so gut wie ein richtiges Büro. Carter saß mit ihm an einem Tisch im hinteren Teil. Zwischen ihnen stand eine Flasche Jägermeister und die beiden hoben einen Kurzen nach dem anderen. Ihren Schnaps teilten sie immer brüderlich. Ich fragte mich, ob sie wohl die Mühsal der letzten Tage wegsoffen oder ihren Triumph feierten. Scheinbar das Zweite, denn als Jerome mich bemerkte, lächelte er fast. «Georgie, wieder unter den Lebenden und ganz dein zierliches Selbst. Und doch … so traurig. Traurig wie immer.»
Oh ja, sie hatten schon einiges intus. Engel und Dämonen konnten nüchtern werden, wann immer sie es wollten, doch im Moment schwelgte er ganz offensichtlich in allen Effekten des Alkohols.
«Schlechte Nachrichten», sagte ich und nahm ihnen gegenüber Platz.
«Wie, dass Mortensen verloren gegangen ist?», fragte Jerome.
«Wie hast du davon erfahren?»
«Ich habe mich mit Roman unterhalten. Er hat mir eine Zusammenfassung deines Tages geliefert – dass der alte Mann sich gemeldet hat, euer romantisches Revival … ziemlich bewegend.»
Ich sah ihn finster an. «Toll. Du lässt mich also von Roman ausspionieren.»
«Das ist keine Spionage. Ich verlange lediglich ein paar Antworten von ihm. Es freut dich vielleicht, dass er mir diese Antworten nur ungern gibt.»
«Wie häufig befragst du ihn denn so?», fragte ich und konnte es kaum glauben.
«Nicht so häufig.» Ein Ober stellte eine neue Flasche hin. «Hauptsächlich wollte ich wissen, wie deine Post-Traum-Genesung voranschreitet.»
«Gut. Es geht mir gut.» Ich sah zu Carter. «Und von dir bekommen wir heute keine Kommentare zu hören?»
«Lass mich da raus», erwiderte er. «Ich trinke hier einfach nur.» Das behauptete er zwar, doch er beobachtete und lauschte sehr aufmerksam. Er ließ nicht zu, dass der Alkohol ihn beeinträchtigte.
Ich wandte mich wieder an Jerome. «Ich bin hier, um meinen Gefallen einzufordern.»
Seine finstere Heiterkeit verwandelte sich in Argwohn. «Was für einen Gefallen?»
«Den, den du mir dafür versprochen hast, dass ich dich vor Grace gerettet habe. Erinnerst du dich?»
Nein, keine Spur mehr von Heiterkeit. «Ich habe dich gerade aus einer anderen Ebene der Existenz vor Kreaturen gerettet, die deinen Verstand gefoltert haben.»
Ich fuhr zusammen, wagte es aber trotzdem, weiter vorzustoßen. «Du hast mir einen Gefallen versprochen und ich habe ihn bisher nicht eingefordert. Außerdem hättest du mich sowieso gerettet, damit du keinen Ärger bekommst.»
«Diesen Gefallen habe ich dir damals im Rahmen dieses ganzen Dramas angeboten», widersprach er. «Damals habe ich bestimmt eine ganze Menge Sachen gesagt.»
«Du hast es versprochen », wiederholte ich.
«Ich kann dich auch so sehr gut verstehen, Georgie, du brauchst nicht alles zweimal sagen», fauchte er.
«Sie hat schon Recht», bemerkte Carter. Dämonen konnten lügen – und das taten
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