Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
sie auch – aber an gewisse Verabredungen waren auch sie gebunden. Jerome hatte damals am Strand gesagt, er würde mir einen Gefallen gewähren, und das war ein echtes Versprechen gewesen.
«Na schön», sagte er genervt und forderte einen neuen Schnaps. «Was willst du? Wenn es etwas total Abwegiges ist, muss ich es nicht bewilligen.»
«Ich will wissen –»
«Achtung», unterbrach mich Carter.
Ich schwieg und Jerome spießte den Engel mit Blicken auf. Carter steuerte sonst nichts weiter bei, aber seine grauen Augen blickten weiterhin wachsam – und vorsichtig. Und das musste auch ich sein. Jerome hatte mir einen Gefallen zugesagt und wie alle Dämonen würde er versuchen, darin so viele Schlupflöcher wie irgend möglich zu finden. Ich war im Begriff gewesen zu fragen, wo Seth sich aufhielt, aber das würde mir nicht unbedingt weiterhelfen. So würde ich nicht zu Seth kommen.
«Ich will, dass du mich zu Seth schickst, damit ich ein paar Tage mit ihm verbringen kann.»
Jerome musterte mich hintertrieben. «Da gibt es einige Probleme. Erstens hast du eigentlich um zwei Dinge gebeten. Und zweitens bin ich nicht allwissend. Ich weiß nicht, wo er ist.»
«Du kannst es herauskriegen», hielt ich dagegen. «Du kannst zumindest in Erfahrung bringen, ob er irgendwo hingeflogen ist.»
Wenn Seth die Koffer packte, dann bedeutete das, dass er einiges vorhatte. Maddie hatte berichtet, dass sein Auto noch beim Haus stand. Demnach war er nicht weggefahren. Wäre das der Fall gewesen, hätte man ihn kaum finden können. Aber Flughäfen hatten Passagierlisten und die Hölle hatte da ihre Finger mit im Spiel. Für Jerome war es ein Leichtes, einen Kobold oder einen niederen Dämon dazu zu bringen, sich Zugang zu den Unterlagen der Flughafenbehörde zu verschaffen und zu überprüfen, wo Seth war. Wahrscheinlich hätte ich auch Hugh darum bitten können, doch ich brauchte zusätzlich Urlaub, um Seth auch sehen zu können. Darum hatte ich meine Worte so und nicht anders gewählt.
«Und uns ist beiden klar, dass es blöd wäre, wenn du mich erst dorthin und dann sofort wieder zurück schicken würdest. Ich bitte um einige Tage, damit es sich auch lohnt, ansonsten wäre es ein Scheiß-Gefallen.»
«Darüber lässt sich streiten», erwiderte Jerome.
«Könnte schlimmer sein», meinte Carter. «Sie hat wenigstens nicht um den Weltfrieden oder so was gebeten.»
«Du hältst dich da raus», gab Jerome zurück. «Ich weiß schon, was du willst.»
Carter hob die Schultern und bestellte sich einen neuen Drink.
«Na gut», sagte Jerome endlich. «Ich lasse Hugh die Passagierunterlagen überprüfen. Aber dir ist schon klar, dass er dort vielleicht keine Spuren hinterlassen hat.»
«Ich weiß. Aber falls du ihn findest?»
«Dann darfst du zu ihm. Aber geh jetzt nach Hause. Du versaust mir meine gute Laune. Wenn es etwas Neues gibt, finde ich dich schon.»
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. «Bald», sagte ich. «Du musst bald nach ihm suchen.»
Jerome schürzte die Lippen. «So hast du es nicht formuliert.»
Carter stieß ihn mit dem Ellbogen an und ich musste einfach darauf vertrauen, dass Jerome zeitnah handeln würde. Meine Worte hatten impliziert, dass ich dort sein wollte, wo Seth jetzt war. Von diesem Standpunkt aus bedeutete zu langes Warten, dass er seinen Aufenthaltsort verändern würde und dass ich so nicht das bekam, was ich verlangt hatte. Außerdem musste ich darauf hoffen, dass Carter damit Recht gehabt hatte, dass es ein relativ einfacher Gefallen war. Ich hätte ja viel mehr einfordern können.
Einfach oder nicht, auf Rückmeldung zu warten war jedenfalls schwer. Als ich in die Wohnung zurückkam, war Roman verschwunden, und so hatte ich nichts anderes zu tun, als zu grübeln. Ich hatte mir Urlaub von der Arbeit erteilt und bereute es nicht. Aber mich ganz alleine meinen Gedanken zu überlassen war nie eine gute Idee und ich hatte gerade viel zu viele Sorgen: die Oneroi, Seth, Andrea …
«Okay, Georgie.»
Vier Stunden später erschien Jerome mit einem popp in meinem Wohnzimmer.
Ich sackte erleichtert zusammen. «Du hast ihn gefunden?»
«Das habe ich.»
«Und du wirst mich zu ihm schicken – für eine Zeitspanne, die sich auch lohnt?»
«Drei Tage», sagte der Dämon. Er klang genervt und ungeduldig. Ob er wohl die ganze Zeit über weiter gesoffen hatte und sich jetzt über die Unterbrechung ärgerte? «Ich will, dass du in 72 Stunden wieder hier bist. Wie du das machst, ist dir selbst
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