Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
verlief. So eine Unterhaltung hatten wir das letzte Mal geführt, als … na ja, als wir noch zusammen gewesen waren. Seit alles kaputtgegangen war, hatte Befangenheit und Zurückhaltung zwischen uns geherrscht.
«Aber warum jetzt?»
Dieses Mal wandte er sich ab und betrachtete die Postkartenaussicht, ohne sie wirklich zu sehen. Das Sonnenlicht hatte sich noch nicht ganz in Abendrot verwandelt, aber es betonte den Kupferton seiner Haare und den Bernsteinglanz in seinen Augen. Ich sah ihn lange an, nahm den Anblick ganz in mich auf und bemerkte dabei überhaupt nicht, wie lange seine Antwort auf sich warten ließ.
«Georgina», sagte er schließlich, wobei seine Augen weiter in die Ferne blickten. «Als ich an Weihnachten mit dir Schluss gemacht habe … ich habe es getan, damit ich dich nicht eines Tages verletze. Und ich nehme mal an, damit du mich so auch nicht mehr verletzen konntest. Ich habe mich aus den falschen Beweggründen heraus zu Maddie geflüchtet, aber es schien mir nicht so schlimm zu sein, denn schließlich mochte ich sie – ich meine, mal davon abgesehen, dass du damit leben musstest, es jeden Tag mit anzusehen. Das hatte ich so nie vorgehabt.»
«Ist schon okay», sagte ich mechanisch. Ich hasste es, dass er sich so traurig anhörte. «Ich –»
«Psst», sagte er und hob seine Hand. « Ausnahmsweise will ich mal reden, also lass mich lieber weitermachen, bevor ich den Mut verliere.»
Ich lächelte – obwohl das alles nicht sonderlich witzig war – und nickte.
«Wie auch immer, ich wünschte, ich hätte mir damals jemanden ausgesucht, denn ich nicht so sehr schätze und respektiere. Das hätte alles einfacher gemacht. Aber die Zeit verging und ich stellte fest, dass sie und ich uns immer näher kamen – du und ich uns aber nicht voneinander entfernten. Mein Plan ging nicht auf. Ich tat uns beiden nur immer noch mehr weh. Vielleicht hätte ich damals schon abhauen sollen.»
Ich verkniff mir einen Kommentar.
«Die Einzige, die nicht litt, war Maddie – weil wir sie über uns im Dunkeln ließen. Und nachdem du und ich … na, du weißt schon. Nachdem wir zusammen gewesen waren, da habe ich mich so furchtbar gefühlt … so schuldig … ich hasste mich für das, was ich ihr angetan habe. Ich wollte so verzweifelt, dass wenigstens eine Person aus dieser ganzen Sache glücklich herauskommt. Ich wollte, dass sie in seliger Unwissenheit bleibt. Ich wollte es ihr gegenüber wiedergutmachen.»
Zu diesem Schluss war ich selbst auch schon gekommen. Und mit Schuld kannte ich mich aus … Schuld wegen der Sünde, die seine Seele befleckt hatte. Von diesem Part wusste Seth allerdings nichts und so sollte es lieber auch bleiben.
«Aber nichts von dem Glück, dass ich ihr hätte schenken können, wäre echt gewesen», fuhr er fort. «Und dann wurde mir etwas klar. Neulich bei Erik, als ich … ach, zur Hölle, Georgina. Ich weiß nicht genau, was passiert ist oder was ich gesehen habe. Nur zwei Dinge, die weiß ich genau. Erstens: Als Jerome kam und meinte, ich müsse mit ihm kommen und dir helfen, da habe ich es getan. Selbst wenn er zu mir gesagt hätte, er würde mich direkt in die Hölle mitnehmen, hätte ich es getan.»
Ich schloss die Augen. «Seth –»
«Und als ich dann dort war und Erik mich weiß Gott wohin geschickt hat, spürte ich … also, ich habe noch nie zuvor etwas Vergleichbares erlebt. Anfangs war ich noch so durcheinander und desorientiert. Was sie mir da erklärt hatten, darüber, dass ich dich finden sollte, das habe ich gar nicht kapiert. Es schien so unwirklich. Und dann war es auf einmal das Einfachste in der Welt. Ich habe einfach nach dir gesucht und dann warst du auch schon da. In diesem endlosen Raum, in all dem Chaos, konnte ich dich erreichen, und es war, als würde ich in mein eigenes Inneres schauen. Wir waren uns so nah … das widersprach allen Regeln der Physik und jedem Naturgesetz, das ich kenne. Dass ich mit so jemandem zusammen war, konnte gar nicht wahr sein.
Und als es dann vorbei war, war es so, wie ich gesagt habe – ich war mir nicht sicher, von was ich da gerade ein Teil gewesen war. Aber ich wusste, dass ich noch nie zuvor zwischen mir und irgendeiner anderen Frau eine solche Verbundenheit gespürt hatte. Vielleicht bist du wirklich die Einzige, vielleicht gibt es noch eine Andere … aber dessen ungeachtet spüre ich sie Maddie gegenüber nicht. Sie ist wundervoll. Ich liebe sie. Aber wenn ich noch einmal in dieser Situation wäre? Ich
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