Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
tun.
Letztes Jahr an Weihnachten hatte Seth für mich solch einen Ring anfertigen lassen. Er war nicht als Ehe- oder Verlobungsring gemeint gewesen. Er war einfach als Geschenk für mich gedacht, denn er wusste, dass dieser Stil Teil meiner Vergangenheit war. Er war wunderschön und ich hatte ihn auch nach wie vor. Er war in einer Kiste mit Schätzen eingeschlossen, die ich über die Jahrhunderte behalten hatte – Dinge, die zu schön waren, um sie fortzuwerfen, und zu beladen mit Schmerz, um sie anzusehen.
Keiner von uns sagte ein Wort und ich fragte mich, woran er wohl dachte. War es nur peinliches Unbehagen, ausgelöst von den Erinnerungen an eine Exfreundin? Waren es ähnliche, aufwühlende, bittersüße Gefühle, wie sie in mir tobten? Als er und Maddie zusammengekommen waren, war ich überzeugt gewesen, er wäre über mich hinweg. Dann, nach unserer kurzen Affäre im Frühling, hatte ich meine Meinung überdacht. Es war jetzt zu oft vorgekommen, dass er mich seltsam angesehen hatte, zu oft hatte es mich an die Zeiten erinnert, als ich seine Freundin gewesen war, und daran, als er mir gesagt hatte, dass er mich lieben würde. Doch diese Sache mit der Hochzeit schritt immer weiter voran ohne ein Anzeichen eines Zweifels von seiner Seite. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte.
Ich bin nicht sicher, wie lange wir schweigend dort standen, doch schließlich brach Seth die Stille. «Also ... das war dann wohl die Ausstellung, was?»
Ich sah mich um und tat so, als wolle ich feststellen, ob wir alles gesehen hatten. Ich wusste schon vorher, dass es so war. «Ja, das war’s vermutlich.»
Er mied meinen Blick und sein ganzer Körper strahlte Nervosität aus. «Danke für die Hilfe bei meinen Recherchen. Ich sollte jetzt zusehen, dass ich zurück in den Laden komme, und das Ganze einem guten Zweck zuführen.»
«Viel Glück.»
Er hob seinen Blick und ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, welches er erwiderte. «Danke.»
Wir trennten uns und ich verließ das Museum, ohne genau zu wissen, wo ich eigentlich hinging – nur dass ich irgendwohin musste, wo er nicht war. Für etwa eine Stunde hatte ich mir mit ihm etwas vorgemacht, die vertraute Niedergeschlagenheit von mir ferngehalten und mir einen kleinen Moment der Freude gestattet. Jetzt, wo die Dunkelheit sich wieder auf mich herabsenkte ... mit Bauchschmerzen erinnerte ich mich daran, wie diese geheimnisvolle Kraft immer dann auftauchte, wenn ich Sorgen hatte. Das war ihr Köder: Trost, wenn ich mich verzweifelt und einsam fühlte.
Roman war vielleicht meine Offensive, aber ich entschied, dass auch eine gute Defensive nötig war. Ich brauchte Ablenkung. «Das wird dir nicht gefallen», murmelte ich und nahm an, dass Roman nah genug war, um es zu hören.
Ablenkung war nicht das Einzige, was ich brauchte. Ich brauchte einen ordenlichen Energieschub. Ich schlief regelmäßig mit Männern, was einen recht stetigen Zufluss an Energie gewährleistete. Trotzdem, wäre ich erst voll aufgeladen, sozusagen, würde das meine Kräfte stärken – und damit hoffentlich auch meine geistigen Widerstandskräfte erhöhen.
Nicht dass es immer erfreulich war, wahllos mit Männern ins Bett zu gehen.
Ich war nicht in Stimmung, in einer Bar auf die Jagd nach Opfern zu gehen. Ich brauchte etwas, das ein bisschen simpler war und etwas weniger schäbig. Normalerweise schloss sich das gegenseitig aus, doch auf der Heimfahrt hatte ich eine Idee, wie ich beides haben konnte.
Da gab es einen Typen um die zwanzig, der in einer Eigentumswohnung auf meiner Etage wohnte. Er war ausreichend nett und tierisch in mich verknallt. Er hatte niemals offen etwas unternommen oder gesagt, aber es war einfach offensichtlich. Wann immer ich in seiner Nähe war, wechselte sein Benehmen zwischen Nervosität und schlecht erzählten Witzen. Immer wenn wir in der Tiefgarage oder der Lobby aufeinandertrafen, wollte er gar nicht mehr gehen. Zudem ruhte sein Blick immer länger auf meinem Ausschnitt als auf meinen Augen.
Das Schönste daran war, dass er eine Freundin hatte. Ich wusste nicht, ob er sie zuvor schon einmal betrogen hatte oder es einfach ausprobieren wollte. Das war im Augenblick nicht von Belang. Aber es war wichtig, dass seine Freundin nicht da war, als ich nach dem Museum vor seiner Tür stand.
«Georgina», sagte er verdattert. «Wie ... wie geht’s?»
«Nicht so toll», sagte ich und ließ meine Stimme elend klingen. «Ich habe mich aus meiner Wohnung ausgesperrt und jetzt
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