Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
Perfektes Make-up. «Also, dann lass uns gehen. Wir mussen das Museum observieren.»
«Hey, mal langsam, Speedy. Einige von uns können sich nicht ganz so schnell fertig machen. Und einige von uns sind noch nicht mit Essen fertig.»
Ich setzte mich wieder hin und versuchte erst gar nicht, meine Ungeduld zu verbergen. Er aß weiter, wobei er mich betont ignorierte und jeden Bissen sorgfältig kaute. Mir kam ein Gedanke. «Kannst du meine Signatur verbergen? Ich werde mich unsichtbar machen. Sie in die Falle locken.»
Roman schüttelte genervt seinen Kopf. «Ich hatte gehofft, dass du das nicht vorhättest.»
Ich erwartete, dass er ablehnen würde, doch als wir schließlich wirklich zum Museum aufbrachen, versteckte er zu meiner Überraschung tatsächlich meine Signatur. Nachdem ich mich unsichbar gemacht hatte, war ich an seiner Seite genauso inkognito wie er.
Es war ein schöner Tag, um die Innenstadt von Seattle zu besuchen. Die morgendlichen Wolken waren verpufft und so hielt nichts mehr das Sonnenlicht zurück. Allerdings war es trügerisch. Der Himmel war klar und leuchtend blau, doch der frostige Herbst streckte nun endgültig seine Hände aus. Obwohl das Wetter durch ein Fenster schön wirkte, brauchte man, wenn man erst einmal draußen war, einen Mantel.
Das Seattle Art Museum – oder SAM, wie es von den Einheimischen liebevoll genannt wurde – war gigantisch und in seiner regulären Ausstellung fanden sich Ausstellungsstücke von jedem Ort und aus jeder Epoche, die man sich vorstellen konnte. Roman hatte mir erzählt, dass das Exponat, das Seth sich ansehen wollte, ein ganz Besonderes war, das lediglich für einige Wochen in der Stadt gezeigt wurde. Es gab eine Ausstellung von spätantiken Schmuckstücken und ich hätte einiges darauf verwettet, dass Seth dort war und Recherchen für Cady und O’Neill anstellte.
Doch als wir dort ankamen, gab es keine Spur von Seth. Eine Menge Touristen – obwohl es ein normaler Wochentag war – wanderten dort ziellos herum, blieben stehen, um die Gegenstände zu begutachten oder die Beschriftungen zu lesen. Diese Epoche war mir lieb und teuer und ich konnte nichts dagegen tun, dass ich mich ein wenig unwohl fühlte. Das war das Zeitalter, in dem ich aufgewachsen war, das Zeitalter, in dem ich meine Tage als Sterbliche verbracht hatte. Diese Gegenstände zu sehen – Ringe, Armreifen und Halsketten – war surreal. Viele von ihnen stammten aus den Mittelmeerregionen des Römischen Reiches. Manchmal, wenn ich an meine Vergangenheit dachte, tat mir das Herz weh. Ein anderes Mal wieder fühlte ich mich teilnahmslos, so als würde ich einen Film über das Leben von jemand anderem ansehen.
Ich studierte alle Stücke genauestens und war fasziniert davon, wie einige auf Hochglanz poliert worden waren, wärend andere mit der Zeit verwittert waren. Ein sanftes Stupsen an meiner Schulter ließ mich aufsehen. Ich sah niemandem in meiner Nähe und begriff, dass es Roman gewesen war. Ich ließ meinen Blick durch die Galerie schweifen und entdeckte, was – oder eher wen – er bemerkt hatte. Seth stand auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes und sah nachdenklich und wissbegierig aus, während er einen der Schaukästen musterte. In seinen Händen hielt er ein Notizbuch und einen Stift. Wie ich vermutet hatte, war er für Recherchen hergekommen.
Ich musterte ihn ebenso fasziniert. Was mich betraf, so war er für mich genauso selten und wertvoll wie jedes der Schmuckstücke um uns herum. Scheiße , dachte ich. Ich war so ein Idiot zu glauben, dass ich über ihn hinweg wäre. Jetzt, wo ich einfach nur hier mit ihm im selben Raum stand, fühlte ich mich mehr denn je zu ihm hingezogen.
Ich wich zu einer nahegelegenen Wand zurück, hielt mich aus dem Weg der Aufseher und behielt einfach nur ein Auge auf Seth. Dabei stellte ich mir die Frage, ob Simone ihre verräterische Visage hier noch zeigen würde. Nachdem eine halbe Stunde verstrichen war, wurde ich immer ungeduldiger. Ich war blöd, das war mir klar. Seth würde höchstwahrscheinlich noch den ganzen Nachmittag über hier sein, und sie konnte jederzeit noch auftauchen. Aber ... plötzlich schien es viel wichtiger zu sein, mit ihm zu sprechen. Ich wusste, dass es albern war, wusste, dass es falsch war ... aber, na ja, ich hatte in der Vergangenheit schon ganz andere idiotische Sachen gemacht.
Ich trat aus der Galerie und in ein Treppenhaus, das momentan leer war. Es dauerte nur eine Sekunde, um wieder sichtbar zu
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