Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
werden. In meinem Ohr hörte ich Romans Stimme zischen: «Bist du verrückt geworden?»
«Versteck weiterhin meine Signatur», blaffte ich zurück. «Wenn sie auftaucht, dann werden wir sie spüren, bevor sie mich sieht.»
Ich hatte den Satz gerade beendet, als ein ältliches Ehepaar die Treppen herunterkam und mich mit einem seltsamen Blick bedachte. Ich lächelte gewinnend und hielt ihnen die Tür auf. Sie huschten eilig hindurch.
Seth stand an einem Kasten mit byzantinischen Diademen, als ich seinen Arm berührte. Er zuckte zusammen und drehte sich um, doch als er mich sah, verwandelte sich sein Schrecken sofort in Freude. Scheiße , dachte ich schon wieder. Schrecken wäre doch besser gewesen.
«Lass mich raten», sagte ich. «Du planst den perfekten Coup für Cady und O’Neill.»
Er grinste. «Die beiden sind die Guten.»
«Es ist schon vorgekommen, dass sie das Gesetz gebrochen haben», bemerkte ich.
«Ich würde eher sagen, sie haben das Gesetz umgangen. Was tust du hier?»
Ich deutete um uns herum. «Ich mache eine Reise zurück in meine Jugend – oder zumindest zu dem, was davon übriggeblieben ist. Der Fluss der Zeit begräbt die meisten Dinge, aber einige bleiben bestehen.»
«Das ist mir nie in den Sinn gekommen», sagte Seth und war offenkundig verzückt. «Das ist deine Epoche. Ich hätte mich für meine Nachforschungen an dich wenden sollen.»
Das Bild von uns, wie wir private Studiensitzungen abhielten, erschien vor meinem geistigen Auge. Ich unterdrückte es auf der Stelle. «Hier gibt es bessere Anschauungsobjekte. Ist dir etwas besonders ins Auge gefallen?»
Er deutete auf den Kasten mit den Diademen neben ihm. «Diese hier gefallen mir. Es ist wirklich schade, dass so etwas gar nicht mehr getragen wird.»
Ich folgte seinem Blick. «Heutzutage haben wir also nicht genug Glitzerkram im Haar?»
Er schenkte mir ein schräges Grinsen. «Nein. Das ist nur ... keine Ahnung. Das ist nur eine Art von Schönheit und Geschicklichkeit, die wir heute gar nicht mehr nutzen. Sieh dir das an.» Er wies auf ein Diadem, das eine Krone aus Goldmünzen darstellen sollte. Zarte Fäden mit kleinen goldenen Scheiben hingen herab und flossen durch das Haar. «Sieh dir die Unvollkommenheiten an. Die wurden von Hand gemacht, jede Einzelne von ihnen.»
«Einige würden das einen Artikel mit Mängeln nennen.» Ich liebte es, wenn Seth sich in solchen philosophischen Gedankengängen verlor.
«Das ist es doch, was es so großartig macht. Und überhaupt, mir gefällt die Vorstellung irgendwie, Frauen mit Kronen und Juwelen zu schmücken. Nenn mich einen Sexisten, aber ich glaube, dass das schöne Geschlecht einfach vergöttert werden sollte.» Er schwieg kurz. «Und ihr solltet die absolut selben Rechte und Möglichkeiten wie die Männer haben.»
Ich lachte und trat zur Seite, damit auch andere sich die Vitrine ansehen konnten. «Ich denke, du bist romantisch, nicht sexistisch.» Mir kam ein beunruhigender Gedanke, denn ich erinnerte mich daran, wie Maddie gestern in dem Brautgeschäft die Tiaras und Stirnbänder bewundert hatte. Diademe der Neuzeit. Würde Seth das gefallen?
«Nenn es, wie du willst», sagte er. «Aber ich finde, dass unsere Zivilisation einen Rückschritt gemacht hat, wenn Haargummis die vorherrschende Form des Haarschmucks darstellen.»
Danach gingen wir zwischen den Ausstellungsstücken umher und kommentierten und analysierten sie. Ich versuchte, nicht zu viel in die Situation hineinzuinterpretieren. Ich machte mir keine Illusionen darüber, ob wir Freunde sein konnten. Ich suhlte mich nicht darin, ihn anzuschmachten. Ich versuchte einfach, den Augenblick zu genießen. Während unserer ganzen gemeinsamen Zeit spürte ich nichts von Simone. Und nachdem Romans Sinne noch schärfer waren, konnte ich davon ausgehen, dass er ebenfalls nichts bemerkt hatte. Und ich ging auch davon aus, dass er wegen der Zeit, die ich mit Seth verbrachte, heftig mit den Augen rollte.
Seth und ich kamen schließlich bei den letzten Exponaten an: byzantinische Eheringe. Als ich sie sah, verwandelten sich die warmen, schönen Gefühle, in denen ich geschwelgt hatte, plötzlich zu Eis. Ich fühlte, wie auch in Seth eine Veränderung vorging. Die meisten Ringe waren ähnlich gestaltet, sie waren an einer Seite zu einer Scheibe abgeflacht und in die Oberfläche dieses Kreises war ein Bild eingraviert worden. Meine aufgewühlten Gefühle hatten nichts mit Hochzeiten oder anderen Assoziationen mit Maddie zu
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