Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
sich nicht bindend entscheiden zu müssen. Kleines Wortspiel. Maddie ließ Brandy mit mir alleine und ich lächelte sie herzlich an.
«Also, wie läuft’s so?», fragte ich. «Hat dir das Einkaufen Spaß gemacht?»
Brandy verschränkte ihre Arme über der Brust und warf ihr blondes Haar über eine Schulter. Sie trug ein eng anliegendes Rocky-Horror-Picture-Show- T-Shirt. Also wirklich , dachte ich bei mir. Es fehlte nicht mehr viel und sie würde sich in ihren Onkel verwandeln.
«Nein», sagte sie unverblümt.
Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch. Nach meinem Kenntnisstand waren Shoppen gehen und Kleider gekauft zu bekommen doch ziemlich toll, wenn man ein weiblicher Teenager war. Vielleicht war ich nicht mehr ganz auf dem Laufenden. «Warum denn nicht?»
«Darum», sagte sie dramatisch. «Diese Hochzeit ist ein Witz.»
Ich warf einen besorgten Blick zur Tür. «Es wäre besser, wenn die beiden nicht mitbekommen würden, dass du so etwas sagst.»
Brandy schien unbesorgt. Sie blickte ziemlich finster drein. «Onkel Seth sollte sie nicht heiraten.»
«Weshalb denn nicht? Sie sind doch schon …, also, eine Weile zusammen.» Das stimmte schon irgendwie, auch wenn man von der Verlobung aus Schuldgefühlen absah. «Er hat ihr einen Antrag gemacht. Sie hat ihn angenommen. Alles ganz simpel.»
«Sie ist nicht die Richtige», sagte Brandy stur. «Er sollte dich heiraten.»
Oh ja, ich wünschte wirklich, ich hätte die Tür zugemacht. «Brandy», sagte ich und sprach so leise, wie ich konnte. «Dein Onkel und ich, wir haben uns getrennt. So ist es nun mal. Das Leben geht weiter.»
«Ihr hättet das nicht tun sollen. Ihr habt euch geliebt .»
«Sie liebt er ebenfalls.»
«Das ist nicht dasselbe.»
Nicht im Traum hätte ich erwartet, jemals solch ein Gespräch zu führen. Ich wusste, dass Seths Nichten mich immer noch gern hatten, aber ich hätte nie vermutet, dass ich einen derartigen Eindruck hinterlassen hatte. «Magst du Maddie denn nicht?»
Brandy zuckte halbherzig mit den Schultern und wandte ihren Blick ab. «Sie ist in Ordnung. Aber sie ist nicht du.»
Einige Augenblicke sagte ich gar nichts. Ich fragte mich, ob Brandys ablehnende Haltung der Hochzeit gegenüber daher rührte, dass sie mehr Zuneigung für mich als für Maddie empfand – oder ob sie Teil einer romantischen Vorstellung über Liebe und Seelenverwandtschaft war, die Mädchen in ihrem Alter häufig hatten.
«Es tut mir leid», sagte ich. «Im wahren Leben funktioniert die Liebe nicht immer so, wie wir es aus Geschichten kennen. Es gibt nicht immer ein Ende wie im Märchen. Menschen trennen sich und das Leben geht für sie weiter. Dass man jemanden liebt bedeutet nicht, dass man nicht auch noch jemand anderen lieben kann.» Ich zitterte. Das klang bemerkenswert nach einer Unterhaltung, die ich nach der (ersten) Trennung von Seth mit Carter geführt hatte.
«Es ist trotzdem nicht richtig», sagte Brandy beharrlich.
Kurz darauf holten Seth und Maddie sie ab, wofür ich sehr dankbar war. Ich hatte wirklich keine Lust, des Teufels Advokaten zu spielen und eine Ehe zu verteidigen, von der ich selbst auch nicht sonderlich begeistert war. Ich fühlte, wie die Traurigkeit hochkam, die ich immer empfand, wenn ich über die beiden nachdachte … und dann erinnerte ich mich an Eriks Bemerkung. Geben Sie nicht nach. Halten Sie sich davon fern – bloß keinen Ärger einhandeln.
Das war, genau wie ich es ihm gegenüber erwähnt hatte, leichter gesagt als getan. Ablenkung schien der Schlüssel zu allem zu sein, und ich hatte für heute Abend einfach kein Verlangen nach einem neuen Abenteuer. Die Energie hatte ich mit Sicherheit nicht nötig.
«Lenk mich ab», raunte ich, als ich schließlich in meinem Auto saß. «Geh mir mit deiner ‹Scharfsinnigkeit› auf die Nerven oder treib mich einfach nur zum Wahnsinn.»
Kein physischer Beweis für Romans Existenz manifestierte sich – keine Signatur, keine Erscheinung in körperlicher Form – doch seine Stimme antwortete mir ebenso leise. «Geh und triff dich mit deinen Freunden. Wollen die heute Abend nicht in diese Bar gehen? Du musst Cody erzählen, dass er zu einem Doppeldate geht.»
«Das ist kein Doppeldate», knurrte ich zurück.
Aber Roman hatte Recht. Wahrscheinlich sollte ich den jungen Vampir auf das vorbereiten, was morgen auf ihn zukam. Außerdem war ich neugierig, wie Roman von dem Trip in die Bar erfahren hatte. Ich hatte vorhin eine Mitteilung auf meiner Mailbox abgehört, von der
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