Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
nein. Sehe ich aus, als hätte ich Selbstmordgedanken? Du bist schon vergeben.» Für einen Augenblick dachte ich an Seth, doch dann fügte Doug hinzu: «Ich werde mich nicht mit dem Kerl anlegen, mit dem du in wilder Ehe lebst. Ich meine, ich könnte mich schon in einem Kampf behaupten, aber der sieht so aus, als könne er einem ordentlich die Fresse polieren.»
«Du hast ja keine Ahnung», murmelte ich. Dass gefiel Roman – der sich unsichtbar in meiner Nähe aufhielt – bestimmt außerordentlich. «Aber wir sind nicht zusammen. Er ist nur mein Mitbewohner.»
«Bis jetzt», verkündete Doug unheilschwanger. Er zog sich zurück. «Ich gehe mal und lade Gabs ein. Du erzählst Cody von dem Deal und dass du sein Rechtsaußen sein wirst.»
Als Doug weg war, schüttelte ich den Kopf und fragte mich, in was ich mich da hineingeritten hatte. Mal abgesehen von seinen absurden Bemerkungen über wahnwitzige Fähigkeiten und Rechtsaußen, könnte diese zwanglose Gruppensache eventuell wirklich den Weg dafür ebnen, dass sich Gabrielle und Cody näherkommen konnten. Ich hoffte bloß, dass sich sein gestriger Auftritt im Goth-Kostüm noch nicht herumgesprochen hatte. Und außerdem fragte ich mich, was da mit Blue Satin Bra wohl für eine Erfahrung auf mich zukam. Über die Jahre war mir Dougs bizarre, alternative Industrialmusik ans Herz gewachsen, aber ich hatte so eine Ahnung, dass dieses Konzert ein Erlebnis der ganz anderen Art werden würde.
Etwa eine Stunde später saß ich gerade in meinem Büro, als unerwarteter Besuch hereinschneite. Na ja, eine von den beiden kam nicht ganz unerwartet. Ich hatte festgestellt, dass, auch wenn Maddie nicht arbeitete, nie völlige Gewissheit bestand. Man konnte sich nicht auf ihre Abwesenheit verlassen, nicht, wo sich ihr Freund und ihr Bruder häufig im Laden aufhielten. Wenn wir nicht die gleiche Schicht hatten, konnte ich mich ein wenig in Sicherheit wiegen, aber ich hatte mich schon längst damit abgefunden, dass Maddie wirklich ständig und in jedem Augenblick auftauchen konnte.
Nein, die wirkliche Überraschung war, das Maddie mit Seths Nichte Brandy Mortensen in meinem Büro stand. Er hatte insgesamt fünf Nichten, und sie war die Älteste. Als Seth und ich noch zusammen gewesen waren, hatte ich diese Sippe ziemlich liebgewonnen. Meine Sehnsucht nach Kindern und die Tatsache, dass die Mädchen absolut anbetungswürdig waren, machte es mir leicht, sie gern zu haben. Sie mochten mich ebenfalls sehr gerne.
Allerdings hatte ich den Verdacht, dass die vierzehnjährige Brandy es nicht besonders toll fand, wenn sie als anbetungswürdig bezeichnet wurde. Sie stand neben Maddie, die einen Kleidersack mit Bügel in der Hand hielt. Brandy zog eine mürrische Teenagermiene. Sie schien seit dem letzten Mal, als ich sie gesehen hatte, gewachsen zu sein. Es war genau wie bei Erik, für diese Menschen verging die Zeit einfach so schnell.
«Hey, Leute», sagte ich und legte meinen Papierkram weg. «Was gibt’s?»
«Noch mehr Erledigungen für die Hochzeit», sagte Maddie fröhlich. «Wir sind schnell vorbeigekommen, um Seth abzuholen. Wir sind noch mal zu dem Laden gegangen und haben auch für Brandy ein Kleid gekauft. Sie wird auch eine Brautjungfer.»
Maddie hob den Sack etwas an und das gleiche Kleid, das Maddie mir vor ein paar Tagen gekauft hatte, kam zum Vorschein.
«Wie peinlich», sagte ich zu Brandy. «Wir werden dort wohl im gleichen Outfit auftauchen.»
Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht, doch sie schwieg weiterhin.
«Wir haben uns außerdem mit einigen Floristen unterhalten, aber eigentlich noch keine Idee, was wir nehmen sollen. Würde es zu eintönig wirken, wenn ich etwas in Lila auswählen würde? Und wenn ich eine andere Farbe nehme, würde es sich dann beißen?»
«Das sind schwerwiegende Fragen», erwiderte ich todernst. Fragen, die ich nicht beantworten wollte.
«Vielleicht könntest du ja noch mal mit mir hingehen und dir einige ihrer Mappen ansehen.» Maddie lächelte mich auf diese hoffnungsvolle, freundliche Art an, die so toll Schuldgefühle bei mir verursachen konnte.
«Ich weiß nicht recht», antwortete ich vage. «Das hängt von meinem Arbeitsplan ab.»
«Na ja, sag mir Bescheid. Ich werde mal Seth holen – vielleicht hat er ja ein paar Ideen.»
Dann mal viel Glück , dachte ich. Seth war gewohnheitsmäßig ganz schlecht darin, eine Meinung abzugeben, und bei diesem ganzen Hochzeitskram schien er besonders darauf bedacht zu sein,
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