Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
verpflichtet sein, eine gute Seele einzufangen.»
«Die Seelen fallen hier von ganz allein um wie die Fliegen», stimmte er mir zu. «Aber du musst trotzdem ab und zu mal eine abgeben. Du kannst nicht die verbleibende Zeit deiner Existenz damit zubringen, hinter den schlechten Seelen her zu sein.»
Für den Rest des Tages sprach ich kein Wort mehr mit ihm und glücklicherweise war am Nachmittag im Geschäft auch recht viel los. So waren wir beide beschäftigt. Trotzdem zählte ich die Minuten, bis Luc am Abend endlich kam. Er begrüßte meinen «Bruder» höflich und dann navigierte ich uns beide hinaus, um den wissenden Blick in Bastiens Augen nicht sehen zu müssen.
Mit seinem hellblonden Haar wäre Luc auch als mein Bruder durchgegangen. Immer wenn er mich ansah, strahlte er, wobei um seine blauen Augen, die ich in meiner Schwärmerei für ihn gelegentlich mit Saphiren verglich, kleine Fältchen entstanden. Während wir an den abendlichen Passanten vorbeigingen, hielt er meinen Arm. Die Menschen, die jetzt noch unterwegs waren, befanden sich wohl gerade auf dem Weg von der Arbeit nach Hause oder waren auf der Suche nach nächtlicher Unterhaltung. Er sagte mir, ich sähe hübsch aus, und dann unterhielten wir uns über andere, unverfängliche Dinge: das Wetter, Klatsch aus der Nachbarschaft, Alltägliches ...
Schließlich erreichten wir einen kleinen städtischen Park, der sehr beliebt war, um vor der allabendlichen Ausgangssperre noch einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Wir fanden ein relativ verschwiegenes Plätzchen unter einigen Bäumen und ließen uns dort auf dem Rasen nieder. Luc hatte schon die ganze Zeit einen kleinen Korb bei sich gehabt und jetzt enthüllte er seinen Inhalt: Pasteten und eine Flasche Wein. Er hatte eigentlich nicht genug Geld, um es für so etwas hinauszuwerfen, doch ich wusste, dass es keinen Sinn hatte zu protestieren. Jetzt war es schon passiert. Was immer er dafür im Gegenzug hatte opfern müssen schien es, zumindest in seinen Augen, wert gewesen zu sein.
Er hatte noch eine weitere Überraschung für mich: ein Buch. Wir beide tauschten immer Romane miteinander. Als ich mich aufs Gras niederlegte und begann, durch die Seiten zu blättern, überkam mich ein seltsames, jedoch angenehmes, friedliches Gefühl.
«Beim nächsten Mal solltest du deine Violine mitbringen», sagte ich und ließ das Buch sinken. «Ich will dich wieder spielen hören.»
Er streckte sich neben mir aus und seine Hand suchte die meine. Wir flochten unsere Finger ineinander und beobachteten, wie der Himmel einen purpurnen Farbton annahm. «Nicht hier draußen», antwortete er. «Ich möchte kein öffentliches Konzert.»
«Du würdest sie alle verzaubern», sagte ich. «Die ganze Stadt würde sich in Formation aufstellen und nach deinem Willen tanzen wie beim Rattenfänger.»
Er lachte und der Klang seines Lachens war so leuchtend und golden wie die Farbe seines Haars und die Strahlen der Sonne. «Und dann?»
«Dann stellst du sie alle in einer Reihe auf und schickst sie allesamt fort, damit wir alleine und ungestört sein können.»
«Wir sind doch allein und ungestört», meinte er und lachte wieder. «In gewisser Weise.»
Ich rollte mich auf die Seite und beugte mich über ihn. Die Schatten der umstehenden Bäume fielen auf uns. «Ungestört genug.»
Ich neigte meinen Kopf und küsste ihn – was uns beide überraschte. Das hatte ich eigentlich gar nicht vorgehabt. Wir hatten uns nie zuvor geküsst. Ich hatte mich zurückgehalten und mir damit Bastiens Tadel eingehandelt. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, Lucs Energie zu nehmen und damit sein Leben zu verkürzen. Doch in diesem Moment überkam es mich. Vielleicht lag es an meiner vorherigen düsteren Stimmung oder an den Gefühlen in meinem Inneren, die sich gruseligerweise wie Liebe anfühlten. Egal weshalb, jedenfalls wurde es in diesem Augenblick völlig egal, ob ich ein Sukkubus war.
Na ja, zumindest bis seine Energie begann, zu mir zu fließen. Unser Kuss wurde intensiver und unsere Lippen fordernder. Seine Seele hatte einen so strahlenden Glanz, dass mir nur dieser Kuss schon ausreichte, um von seiner Energie zu kosten. Es war herrlich. Mein Körper prickelte vom Fluss der Lebenskraft und unter seinen Berührungen.
Er schlang seine Arme um meine Taille, und ohne groß darüber nachzudenken, begann ich, sein Hemd aufzuknöpfen. Er rollte sich herum und nun lag ich auf dem Boden. Sein Mund widmete sich meinem Hals. Die knielangen
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