Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
nichts zu sagen.»
Ich versuchte nach Kräften, trotz des eisenharten Griffs des Soldaten, in Lucs Richtung zu spähen. «Geh», sagte ich zu ihm. «Es ist alles in Ordnung. Ich komme zurecht.»
«Kluges Mädchen», sagte der Deutsche.
Da stürzte sich Luc auf ihn. Ich wurde zur Seite gestoßen und die beiden Männer rangen miteinander. Ich starrte sie voller Entsetzen an. Alles geschah so schnell, dass mein Gehirn kaum registrieren konnte, was sich vor meinen Augen abspielte. Luc war stark und schnell, aber der Andere war riesig – und er hatte ein Messer. Ich sah, wie es in dem wenigen verbleibenden Licht aufblitzte, und dann wurde Lucs Körper plötzlich starr. Der Offizier trat zurück und zog dabei die Klinge aus Lucs Bauch.
Ich kreischte und versuchte, zu ihm zu laufen, doch der Arm des Nazis hielt mich zurück und griff erneut nach mir. Luc umklammerte seinen Leib, aus dem Blut floss. Er sah ungläubig an sich herab, als würde er auf die Pointe warten, und brach dann zusammen. Ich versuchte wieder, mich von meinem Peiniger loszureißen, doch schaffte es nicht. Luc lag am Boden und litt schreckliche Qualen, während das Leben aus seinem Körper floss, seine Augen starrten zu mir herauf, doch seine Lippen konnten keine Worte formen.
«So», sagte der deutsche Offizier, riss mich herum und drückte mich an seine Brust. Sein Messer war wieder dahin verschwunden, wo es hergekommen war, und mit der Hand, die es geführt hatte – der Hand, die Luc erstochen hatte – langte er wieder unter mein Hemd. «Jetzt werden wir nicht mehr abgelenkt.»
Der Offizier riss die letzten verbliebenen Knöpfe von meiner Bluse und ich hörte, dass Luc ein ersticktes Geräusch von sich gab. Da wich meine Schockstarre etwas von mir und ich erinnerte mich daran, dass ich mich ja wehren konnte. Ich konnte mich in einen Mann verwandeln, der zweimal so groß war wie dieser Kerl und –
Klong. Etwas traf den Nazi von hinten und sein Kopf ruckte nach vorne. Sein Griff lockerte sich und er stürzte bewusstlos zu Boden. Hinter ihm stand Bastien und in seinen Händen hielt er einen Hutblock, einen schweren, runden Gegenstand aus Holz, der bei der Herstellung von Hüten benutzt wurde.
«Deinen Schrei erkenne ich unter tausenden», sagte er.
Ich hatte keine Zeit für seine Witzchen oder um mich zu bedanken. Ich fiel neben Luc auf die Knie und riss mir meinen Blazer von den Schultern in dem verzweifelten Versuch, damit seine Blutung zu stoppen. Er war noch bei Bewusstsein und seine Augen, die noch immer erfüllt von Liebe und Hoffnung waren, hatte er auf mich geheftet. Bastien kniete mit ernster Miene neben mir.
«Keine menschliche Medizin kann das noch heilen, Fleur», sagte er ruhig.
«Ich weiß.» Ich hatte es in dem Augenblick gewusst, als ich Luc fallen gesehen hatte. Deshalb hatte ich Bastien nicht weggeschickt, um Hilfe zu holen. «Oh Gott. Das darf nicht wahr sein.»
«Es ist … schon in Ordnung.» Lucs Worte waren kaum zu hören und ich hatte den Eindruck, dass ihn etwas beim Atmen behinderte. «Du bist in Sicherheit … Einzige, was zählt …» Er hustete wieder und dieses Mal sah ich Blut auf seinen Lippen.
«Nein, nein», sagte ich. «Das war es nicht wert. Das war es nicht wert. Das hätte alles nicht passieren dürfen!»
Es war meine Schuld. Alles meine Schuld. Luc hatte mich vor dem Deutschen retten wollen. Ich war dem Deutschen in die Arme gelaufen, weil ich vor Luc geflohen war. Und vor Luc war ich geflohen, weil ich plötzlich meinen Moralischen gehabt hatte und nicht mit ihm schlafen wollte. Hätte ich doch einfach nachgegeben … hätte ich bloß gesagt, ich würde ihn heiraten und ihn so genommen, wie es einem Sukkubus gebührt, dann wäre es nie passiert. Dann würden wir jetzt nackt und eng umschlungen im Gras liegen. Stattdessen starb er in dieser Gasse – meinetwegen, weil ich schwach war. Ich war ein Sukkubus, der versuchte, ein Mensch zu sein – und ich war in beidem beschissen.
Luc sprach nicht mehr. Doch seine Augen, die mich anstarrten, als wäre ich ein Engel, der ihn nach Hause bringen würde, sprachen für ihn. Bastien stieß mich an.
«Fleur, er wird noch eine Weile am Leben bleiben. Du weißt, wie lange es bei Bauchwunden dauert. Das sind Höllenqualen.»
«Ich weiß», knurrte ich schluchzend. «Das brauchst du mir nicht zu sagen.»
Bastiens Stimme war todernst. «Du kannst es beenden. Erlöse ihn von seinem Leid.»
Ich blickte Bastien starr an. «Was erwartest du von mir? Soll ich
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