Such mich Thriller
Pritschen in einem Kühlhaus zu träumen, Kindern, die das Leben noch vor sich gehabt hatten.
Mallory saß am Steuer und ließ den Motor aufheulen. Noch eine Frage verband ihn mit ihr, eine Frage, die er nicht stellen konnte. Eine Frage wie ein langes Gummiband, das immer länger wurde und zu reißen drohte, als sie davonfuhr.
War Dale Berman eine katastrophale Fehlbesetzung auf seinem Posten oder ein sehr kranker Mann?
Charles Butler stellte den Wagen vor dem Midpoint-Café in Adrian, Texas, ab. Es war anheimelnd wie ein Privathaus, klein und gemütlich, weiß getüncht mit schwarzem Fachwerk. »Hast du es so in Erinnerung?«
Riker zuckte die Schultern. »Ich war ein junger Kerl, als ich hier Station gemacht habe - und auf der Fahrt die meiste Zeit bedudelt. Wie kommst du darauf, dass Mallory hier aufkreuzen wird?«
»Ich habe den Namen in ihrem Notizbuch gesehen.«
An dem Café hatte Charles, der alles Alte liebte, sofort Gefallen gefunden. Alte Küchengeräte und andere hübsche Kleinigkeiten dienten als Dekoration. Er setzte sich neben Riker an die Theke und mied den Blick auf den Souvenirshop nebenan, in dem es moderner zuging.
Fran, die Serviererin, arbeitete schon lange in dem Café, hatte ein gutes Gedächtnis und war sehr schnell mit Charles auf du und du. Inzwischen hatte Riker seine Pie verdrückt und war wieder bereit für Dienstliches.
Er hatte seine Beschreibung von Detective Mallory gerade erst angefangen - groß, bildhübsch, blond, fährt ein VW-Cabrio … als Fran ihn unterbrach.
»Peytons Tochter? Die habt ihr knapp verfehlt.«
»Peyton«, wiederholte Charles.
Fran nickte. »Als sie hereinkam, habe ich sofort gesagt: Sie müssen mit Peyton Hale verwandt sein. Oder bilde ich mir das nur ein, weil Sie seine merkwürdigen grünen Augen haben und seinen Wagen fahren?«
Charles lächelte. Seine Theorie darüber, wer die von Savannah so sorgfältig gehüteten Briefe geschrieben hatte, schien
sich zu bestätigen. Jetzt hatte er endlich einen Namen für Mallorys Vater. »Ich kenne Peyton Hale nicht persönlich. Aber Sie haben ihn offenbar gut gekannt. Stammt er aus dieser Gegend?«
»Nein, als er zum ersten Mal kam, lebte er noch in Kalifornien, dann ist er nach Chicago gezogen. Hat dort studiert. Aber jahrelang ist er im Sommer über die Route 66 gefahren und hat zweimal hier Halt gemacht, einmal auf dem Hinweg und einmal auf dem Rückweg. Er hat immer nur Pies bestellt. Sie werden jeden Morgen frisch gebacken.«
Rikers Ton war gedämpft, und er lächelte nicht mehr. »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Das ist lange her.« Fran hielt das Messer über der Pieform in der Schwebe. »Seine Tochter war damals bestimmt noch nicht geboren, das hätte er erzählt.«
»Also kann es fünfundzwanzig Jahre her sein, vielleicht länger. Aber Sie erinnern sich an die Augen ihres Vaters? An seinen Wagen? Und was noch?«
»Er war ein Schwerenöter. Hat mir mit seinem Charme mal zwanzig Dollar abgeschwatzt und mir dafür einen Schuldschein gegeben. Damals fuhr er nach Westen, Richtung Kalifornien. Er würde mir das Geld auf dem Rückweg zurückzahlen, hat er gesagt. Und danach hab ich ihn nie wieder gesehen.« Fran legte Riker noch ein Stück Pie auf den Teller. »Peytons Tochter war noch misstrauischer als Sie. Wollte den Schuldschein sehen. Natürlich hatte ich den nicht mehr, aber sie jedenfalls hat ihre Rechnung beglichen.« Sie steckte eine Hand in die Schürzentasche und holte einen Hundert-Dollar-Schein heraus. »Ist sie immer so groß im Trinkgeldgeben?«
»Allerdings.« Riker, verführt durch die zweite Portion Pie, kehrte nicht mehr so sehr den Polizisten heraus. »Haben Sie erfahren, was aus Mallorys Dad geworden ist?«
»Ich hab nicht gefragt.« Fran sah aus dem Fenster. »Ich stelle mir gern vor, dass er immer noch auf dieser Straße unterwegs ist. Ein Höllentempo hatte sein kleiner Wagen drauf. Aber die Tochter kann’s auch ganz gut. Eben noch stand ihr Wagen draußen auf dem Parkplatz, und wruuum - war er weg.«
Ein neuer Tag, eine neue Raststätte.
Den Konvoi zu finden war kein Kunststück. Mallory brauchte sich nur die Interviews mit den Eltern anzuhören, die hinter Adrian, Texas, geführt wurden. Auf dem Parkplatz drängten sich die Autos, es herrschten chaotische Zustände, deshalb stellte sie sich einfach auf den Gehweg. Die jungen FBI-Agenten, die zum Wachdienst eingeteilt waren, hatten offenbar nichts dagegen, sie rissen sogar die Wagentür für sie auf
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