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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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Angst vor seiner kleinen Schwester«, ergänzte Mallory.
    »Genau. Du hattest recht. Unser Täter scheut körperliche Berührungen. Wenn die Kleine ihrem Bruder zu nahe kam, ist er gerannt wie der Teufel. Das sollte mein großes Finale sein. Jetzt sag mir eins: Warum rufst du mich an, wenn du schon alles weißt?«
    Mallory beendete das Gespräch. Sie machte nicht gern viele Worte, und die wären wohl notwendig gewesen, um zu beschreiben,
was sie gerade sah. Ihr Atem stand weiß in der Luft, während sie die Reihen primitiver Pritschen abschritt, von denen jede die Ruhestätte eines Kindes war. Von den meisten waren nur noch Skelette erhalten, manche aber waren mumifiziert, so dass man meinte, Schlafende zu sehen, Kinder, deren Leben eines Tages auf dem Weg zur Schule ein Ende gefunden hatte. In den Unterlagen über dieses Lagerhaus zwanzig Meilen vor Amarillo, Texas, war die Miete unter dem Dateinamen »Die Kinderstube« erfasst.
    Ein silberhaariger Mann in dunkelblauem Anzug ging neben Mallory her. Er hatte offenbar Mühe zu begreifen, was er da sah. Harry Mars, jetzt ein hohes Tier in Washington, hatte früher das New Yorker FBI-Büro geleitet. Auf der Beerdigung von Inspector Louis Markowitz hatte er sich geschworen, dass er seiner Tochter helfen würde, wenn sie ihn einmal brauchte. Seit einer halben Stunde war es nun so weit. Er hatte die Wachposten angewiesen zurückzutreten und das Siegel von der Tür des Kühlhauses - der Kinderstube - zu entfernen.
    »Meine Leute zählen siebenundvierzig tote Kinder«, sagte Harry Mars, der im Rang nur eine Stufe unter den stellvertretenden Direktoren des FBI stand. Er führte Mallory zu einem offenen Blechsarg. »Und hier haben wir die sterblichen Überreste eines Erwachsenen.«
    »Wahrscheinlich Gerald Linden«, sagte Mallory, »das Mordopfer aus Chicago.«
    »So viel Inkompetenz ist unfassbar«, sagte Mars. »Der Fall hätte an unsere Spezialeinheit für Serienkiller gehen müssen. Ich verstehe nicht, wie Dale es geschafft hat, so viele Leichen zu verheimlichen.«
    Mallory verstand es nur zu gut. Eine gigantische Bürokratie konnte nicht alles verfolgen, was die einzelnen Mitarbeiter in den Außenstellen trieben, meist erfuhren sie davon erst in den
Abendnachrichten. Es war also keine Beleidigung ihrer Intelligenz, wenn Harry Mars ihr diese durchaus glaubhafte Lüge vorsetzte. Andererseits war der Mann ein Verbündeter und ein Freund der Familie, sie würde ihm also nicht vorwerfen, dass er sie bewusst zu täuschen versuchte. Noch nicht. Alles eine Frage des Timing.
    Mars war ihr Schweigen offenbar nicht geheuer, seine Worte überstürzten sich jetzt. »Ich kann keinem der anderen Agenten einen Vorwurf machen. Dale dürfte als Einziger die genaue Zahl der Toten kennen. Er arbeitet in den einzelnen Bundesstaaten mit verschiedenen Teams. Das Beweismaterial wurde nicht ausgewertet. Es sieht so aus, als hätte nur Dale den ganzen Überblick.«
    Er war also bereit, einen FBI-Agenten zu opfern, um dem FBI als Ganzes nicht zu schaden - aber so leicht würde sie es ihm nicht machen.
    »Du weißt schon seit einer Weile von dem Fall, Harry, nicht erst aus dem Fernsehen.« Das war keine Frage, keine Einladung, sie zu belügen. »Wie bist du darauf gekommen - durch die Briefe von George Hastings oder Jills Dad, wenn dir sein Internetname mehr sagt? Oder durch Christine Nahlman?« Mallory lächelte. Erwischt!
    Mars starrte auf die Pritschen mit den toten Kindern und versuchte Zeit zu gewinnen. Schließlich holte er einen Packen Dokumente aus der Brusttasche. »Das sind Emails, die das Labor von Agentin Nahlman bekommen hat. Sie fragt nach den Ergebnissen ihrer Bodenproben.«
    »Und die im Labor hatten keine Ahnung, aber wollten es nicht zugeben«, warf Mallory ein.
    »Neulich stellte Nahlman den Antrag, die Leiche von Jill Hastings freizugeben. Bis dahin, das schwöre ich, hatte ich George Hastings für einen Spinner gehalten.« Er knüllte die
Papiere zusammen. »Und da haben wir angefangen, nach diesem Lagerhaus zu suchen.«
    Eine elegant formulierte Lüge.
    Mallory hatte dazu ihre eigene Meinung. Nach Kronewalds Quellen war Agent Cadwaller vor drei Monaten in Dale Bermans Außenstelle versetzt worden, und sie hielt ihn für einen Späher aus dem Büro von Mars. »Als Nächstes«, sagte sie, »stellt sich die Frage nach dem Motiv.«
    »Bei Dale? Er ist ein hoffnungsloser Stümper.«
    »Das allein kann es nicht sein.« Ihr Lieblingsmotiv war immer Geld, aber welchen Markt gab es

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