Such mich Thriller
Sie das Kind tot, dann ist es von seinem Leiden erlöst, und Sie geben den anderen ein gutes Beispiel.«
Eine Reporterin und ihr Kameramann kamen an Cadwallers Tisch vorbei. Sie waren Riker auf den Fersen, der ihnen wortlos den Stinkefinger zeigte und sich zu Dr. Magritte setzte. Dort hielt er sich nicht lange bei höflichen Vorreden auf.
»Wir suchen nach einem Geistesgestörten, und Sie sind der Anführer einer ganzen Horde dieser Spezies. Da muss es doch ein paar Favoriten geben, die nicht durch Ihre ärztliche Schweigepflicht geschützt sind. Sie sagten, dass diese Leute alle in der einen oder anderen Therapiegruppe sind.« Er deutete auf den Tisch, an dem der Mann mit dem Mustertick vor seinen ausgebreiteten Karten saß. »Horace kommt immer wieder zu dem Konvoi zurück, er sucht offenbar Ihre Nähe. Für solche Spinner muss das hier das reinste Paradies sein. Endlich mal ein Arzt, der seine Patienten nicht abwimmeln kann.«
Dr. Magritte lächelte entschuldigend und deutete mit einer Handbewegung an, dass ihm Riker nichts Brauchbares würde entlocken können, nicht einmal das Eingeständnis, dass Horace Kayhill sein Patient war.
Riker beobachtete Magritte scharf. »Sie wissen, wer der Killer ist, stimmt’s? Telefonieren Sie mit ihm? Chatten Sie mit ihm im Internet?«
»Der Kontakt zwischen Ihnen und Ihrer Partnerin ist offenbar nicht sehr gut«, sagte Magritte ein wenig erstaunt. »Und raten Sie mal, woher ich das weiß.« Er lächelte. »Ihr Cheeseburger wird kalt, Detective.«
Special Agent Dale Berman sonnte sich im Licht der Kameras und der Ehre, neben einer berühmten Moderatorin am Tisch zu sitzen. Die Lady, die stolz darauf war, stets zur besten Sendezeit in den Wohnstuben der Fernsehnation zu erscheinen, schien von seinem Profil eines Serienmörders nicht angetan. »Ist das nicht sexistisch?«, fragte sie. »Warum keine Frau als Verdächtige?«
»Es war ein Mann.« Dale Berman hatte für die Kameras seine tragikumwitterte Miene aufgesetzt. »Serienmörderinnen sind sehr selten.«
Die Fernsehfrau streckte ihr Mikrofon der wunderbar fotogenen Kriminalbeamtin aus New York hin, die am Nebentisch saß. »Was meinen Sie, Detective Mallory? Könnte all diese Morde eine Frau begangen haben?«
Mallory sah nicht von ihrem Laptop auf. »Mordende Frauen gibt es wie Sand am Meer.«
Dale Berman machte ein langes Gesicht.
»Wie diese Prostituierte, die ihre Kunden umgebracht hat?« Das professionelle Lächeln der Fernsehfrau war matter geworden. Kostbare Sendezeit verrann. »Und dann gibt es ja auch Mütter, die ihre eigenen Kinder töten.« Sie sah Detective Mallory auffordernd an. Wann würde die endlich den Mund aufmachen? Sie versuchte, die Pause zu füllen. »Krankenschwestern, die Patienten töten? Ach ja, und die Schwarzen Witwen - Ehefrauen, die ihre Männer umbringen, um die Versicherungssumme zu kassieren …«
»Geldmotive sind immer gut.« Detective Mallory blickte interessiert auf, aber sie sah Dale Berman an und nicht in die Kamera.
Der Kameramann stand vor Mallorys Tisch und beugte sich auf der Suche nach Augenkontakt tief hinunter, und die Fernsehfrau sagte: »Sie glauben also, dass eine Frau …«
»Es war ein Mann«, sagte Mallory, ohne den Blick von Berman zu lassen. »Männern geht es darum, sich ihre eigenen Denkmäler zu errichten. Das hat der Killer mit dieser Straße getan.«
»Genau!« Damit hatte Berman die Aufmerksamkeit des Kameramannes zurückerobert. »Der Killer glaubt, dass ihn diese Morde unsterblich machen werden.«
»Und was glauben Sie?«, fragte die berühmte Fernsehfrau, während ihr Kameramann wieder auf die Blonde aus New York schwenkte.
»Kein Mensch lebt ewig«, sagte Mallory zu Dale Berman.
Weit weg von Dale Berman und der Fernsehfrau fand Mallory einen freien Platz am Fenster und setzte sich zu dem Mann mit dem Mustertick, der prompt seinen Kaffee verschüttete. Während sie ihren Rucksack und den Computer auf seine Karten stellte, musste sie die wortreiche Entschuldigung für seine Tollpatschigkeit ertragen und sich anhören, welche Mengen an Koffein er an diesem Tag mit Kaffee und Cola zu sich genommen hatte. Dass sie nicht antwortete, schien ihn nicht zu stören. Offenbar führte er lieber Monologe als einen Dialog. Er faltete eine Karte auseinander, um die neuen Sehenswürdigkeiten zu schildern, die seit seiner letzten Fahrt über die Route 66 entdeckt worden waren. »Die Straße ändert sich ständig, ganz wie ein lebender
Weitere Kostenlose Bücher