Such mich Thriller
zurück«, sagte er zu der jungen Frau an seiner Seite. »Morgen früh habe ich eine Besprechung mit Kronewald in Chicago. Ich glaube, dass der alte Bastard mir etwas verschweigt.« Das war ein Spiel, das sie alle spielten. Er schätzte, dass Kathy Mallory weniger als die Hälfte von dem offengelegt hatte, was sie wusste - und er machte es ganz genauso.
Die Sonne war schon vor Stunden aufgegangen, als die beiden auf der alten Straße hinter Amarillo, Texas, standen. Der FBI-Mann war nach einer langen Nacht in Dale Bermans Kinderstube etwas angegriffen. Die Bodenproben waren aufgetaucht, und er hatte dafür gesorgt, dass man die Tests innerhalb von einer Stunde durch das Labor jagen würde. Als letzten Tagesordnungspunkt hatte er der Kriminalbeamtin aus New York einen Job beim FBI angeboten, und sie hatte zu seiner großen Erleichterung abgelehnt.
Er erinnerte sich an das Jahr, als sie zur New Yorker Polizei gegangen war und welchen Tribut das von ihrem Pflegevater gefordert hatte. »Teamfähig ist sie nicht«, pflegte Lou Markowitz zu sagen. »Aber Hut ab vor ihren Leistungen.«
Das konnte Harry Mars nur bestätigen. Es gehörte schon einiges dazu, einem Spitzenbeamten des FBI erfolgreich die Daumenschrauben
anzulegen. Beim Frühstück hatte er auch noch ihre letzte Forderung erfüllt. Nun sollte er Lous Tochter auch noch versprechen, die Untersuchung eines der toten Kinder zu beschleunigen und ihre sterblichen Überreste heimzuschicken.
»Ich will Riker einen Gefallen tun.« Sie drückte ihm einen Zettel in die Hand. »Das ist der Bestatter, der in drei Tagen George Hastings Tochter unter die Erde bringen wird. Jills Leiche hat deshalb für dich Priorität. Sobald sie begraben ist, schicke ich dir den Briefwechsel ihres Vaters mit Washington, die vielen billigen Formbriefe, die du unterschrieben hast.«
Zum Bluffen war es zu spät - sein Gesicht verriet ihn. Wenn diese Unterlagen bekannt wurden, hatte er keine Chance mehr, allein Dale Berman den Wölfen vorzuwerfen, um dann behaupten zu können, das FBI habe saubere Hände. Mit ihrem letzten erfolgreichen Erpressungsversuch hatte Kathy Mallory viel riskiert - und wofür? Für einen Sack voller Knochen.
Nach einem Frühstück mit Steak und Eiern hatte Harry Mars, im Texas Panhandle geboren und ein guter Verlierer, sich erboten, heute Vormittag den Reiseführer zu spielen. »Da ist sie«, sagte er und deutete auf etwas, was wie eine Reihe umstürzender Dominosteine auf einer Viehweide aussah. In Wirklichkeit handelte es sich um teure Autos, die mit dem Vorderteil in der Erde steckten. »Die Cadillac-Ranch. Dass du an ihr vorbeigefahren bist, wundert mich gar nicht. Du hast ein großes Hinweisschild erwartet, was?«
Kathy Mallory war unbeeindruckt.
»Mir hat sie immer gefallen«, sagte er. »Ich kenne sie noch aus der Zeit, als die Caddys neu waren und die Teenager sie noch nicht mit Graffiti besprüht hatten. Verdammte Kids. Tut mir leid, dass du enttäuscht bist. Von der Straße aus sieht sie nicht besonders aus, aber näher kommt man nicht heran, zu
der Herde gehört auch ein Bulle.« Und weil er sie kannte, setzte er hinzu: »Es wäre nicht recht, Kathy, einem Farmer das Vieh wegzuschießen.
»Mallory«, verbesserte sie zum dritten Mal an diesem Vormittag.
»Schon gut.« Harry Mars sah zu, wie sie die Cadillac-Ranch von ihrer Liste strich, und entdeckte dort eine weitere Sehenswürdigkeit, ein Gebäude, das genau auf der Mitte der Route 66 stand. »Dein nächster Halt ist also das Midpoint-Café.« Er wartete auf eine Erklärung, vielleicht auch nur ein schlichtes Ja oder Nein, gab es aber bald auf, er kannte sie zu gut. »Ich würde zu gern wissen, was diese Sehenswürdigkeiten mit unserem Fall zu tun haben …«
Statt einer Antwort klappte sie das Notizbuch zu und steckte es in die Gesäßtasche ihrer Jeans. »Wiedersehen.«
»Kathy, entschuldige, Mallory als Touristin - das hätte ich mir nie träumen lassen.« Er erinnerte sich gut an ihre erste Begegnung, da lebte sie noch nicht lange bei Lou und Helen Markowitz. Damals war sie viel kleiner gewesen, aber die Augen hatten sich nicht verändert. Schon damals hatte Harry Mars in diesen Augen gelesen, dass sie alles gesehen hatten, was die Welt einem Kind antun konnte.
Die Liste in ihrem Notizbuch sollte ihm noch lange nachgehen. Kathy Mallory würde in dieser Nacht gut schlafen und er nicht. Aber das war in Ordnung. Er hatte keine Lust, von siebenundvierzig kleinen Mädchen auf hölzernen
Weitere Kostenlose Bücher