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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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entstanden.
    Mallory ging mit ihrem Tablett zu dem entferntesten Tisch. Alle Gespräche waren verstummt, die Trucker feixten und zogen sie mit den Augen aus, ihrer Ansprüche so sicher, als hätten sie Karten für eine wandelnde Peepshow gelöst. Nur schade, dass Blicke nicht johlen und pfeifen konnten. Sie stellte den Rucksack auf den Tisch, zog die Denimjacke aus und hängte sie über eine Stuhllehne.
    »Mannomann«, sagte die Bedienung, die an Mallorys Tisch vorbeiging, als sie das Schulterholster und die.357 Smith & Wesson sah. Synchron wie eine Revuetänzertruppe senkten die
Männer den Blick und schienen auf ihren Tellern etwas sehr Fesselndes zu finden.
    Problem gelöst.
    Die Kellnerin schüttelte leise tadelnd den Kopf, als sei dieser Anblick nur ein unbedeutender Verstoß gegen die herkömmlichen Kleidersitten. Die Touristin in Rot grinste breit und reckte in einer angestaubten Geste der Solidarität und Schwesternschaft eine Faust hoch.
    Geschenkt.
    Mallory holte ein kleines Notizbuch aus der Gesäßtasche und schlug die Seite mit den Sehenswürdigkeiten auf. Sie hakte die grünen Löwen in Chicago ab, strich Tall Paul in Cicero und den Baseballplatz. Einen zweiten Riesen, den Gemini Man, eine Figur im Raumanzug, hakte sie ab, ebenso Funks Grove. Die Liste für Illinois war abgearbeitet mit einer Ausnahme, der Queen of the Road.
    »Hi! Ich heiße April.« Die Touristin in Rot drückte sich an ihrem Tisch herum in der Hoffnung, auch die andere Frau würde nun ihren Namen nennen, wie es die Höflichkeit gebot, aber Sekunden verstrichen, ohne dass Mallory sie auch nur zur Kenntnis nahm. »April Waylon aus Oklahoma«, ergänzte sie gedämpfter. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Mallorys eisiger Blick war eine unmissverständliche Warnung, aber April setzte sich trotzdem.
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie wohl nach Osten oder nach Westen fahren.« Lange Pause. Unerschrocken versuchte sie es noch einmal. »Wenn Sie in Richtung Osten unterwegs sind, kann es sein, dass Sie an meinen Freunden vorbeigekommen sind. Auf der Route 66. Eine große Gruppe, die im Konvoi reist. Das Treffen in Chicago habe ich nämlich verpasst.«
    Jetzt sah Mallory auf.
    »Da haben sie die Streckenkarten ausgegeben«, fuhr die
Frau in Rot fort, »und ich versuche seither, sie einzuholen. Inzwischen sind sie natürlich schon an ihrem Lagerplatz, aber ich weiß nicht, wo der ist. Ich hatte Telefonnummern, sie waren auf meinem Handy gespeichert, aber die Batterie hat schlapp gemacht, und dann …«
    »Nehmen Sie die Interstate«, fuhr Mallory dazwischen, die keine Lust hatte, sich die ganze Lebensgeschichte der Frau anzuhören, »da gibt es Hinweisschilder zu den öffentlichen Campingplätzen.«
    »Aber nicht zu unserem, der liegt auf einem Privatgelände irgendwo an der alten Straße. Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich trau mich nicht mehr raus. Heute Abend hab ich einen Riesenschrecken bekommen, und ich weiß nicht mal, warum. Klingt albern, was?«
    Ein Mann in Overall trat an den Tisch und wischte sich die Hände an einem öligen Lappen ab. »Ihr Wagen ist schon eine Weile fertig«, sagte er zu der Frau aus Oklahoma.
    »Tut mir leid, ich hab nicht auf die Zeit geachtet. Der Reifen ist also in Ordnung?«
    »Nein, ist er nicht.« Der Mann roch nach Benzin. »Keine Löcher, aber das Ventil ist hinüber, deshalb haben Sie einen Platten. Ich hab den Reifen gewechselt, aber wenn das noch mal passiert, bleiben Sie am besten, wo Sie sind, und warten auf den Abschleppdienst.«
    »Ich war mitten in der Pampa, und mein Handy hat’s nicht mehr getan.«
    »Als Sie hier ankamen, war der Reifen jedenfalls platter als platt. So zu fahren ist mörderisch für die Felgen und die Vorderradjustierung.«
    Die füllige Serviererin hatte eine Tasse Kaffee neben Mallorys Tablett gestellt und betrachtete neugierig die Liste der Sehenswürdigkeiten in Mallorys Notizbuch.

    Als der Mann im Overall abgezogen war, versuchte Mallory noch einmal, April Waylon loszuwerden. Sie deutete auf einen Trucker, der gerade das Restaurant verließ. »Fahren Sie ihm bis zur Interstate nach und übernachten Sie dort irgendwo, bei Tageslicht haben Sie bessere Chancen, Ihre Freunde zu finden.«
    »Ich habe aber Angst.«
    »Bitten Sie den Trucker, dass er Ihren Wagen im Auge behält, dann kann Ihnen gar nichts passieren.« Aber jetzt sah sie, dass April Waylon ihre Tasche offen auf dem Mitteltisch hatte stehen lassen. Sie kam entweder aus einer Kleinstadt, in der Kriminalität

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