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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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Hausgast auf du und du …
    Die persönliche Habe des Opfers lag in seinem Kofferraum. Wenn er Glück hatte, lieferte sie noch den einen oder anderen Hinweis. Vordringlich war jetzt aber, Mallory zu erreichen, ehe sie oder ihr Wagen einen Knacks bekam.
    Über diesen Gedanken hatte er jedes Zeitgefühl verloren und war schon in Ohio, ehe der Kollege sich übers Handy meldete. Mallorys Wagen rollte wieder.
    Riker jagte den Tacho ans Limit, und ein schlafender Käfer unter dem Gaspedal starb eines grässlichen Todes.
     
    Ein Packen Briefe, um die ein Band gewunden war, rutschte vom Beifahrersitz auf die Bodenmatte. Mallory hielt an, um ihn aufzuheben, sehr vorsichtig, denn die Blätter waren in all den Jahren, in denen Savannah Sirus täglich in ihnen gelesen hatte, mürbe geworden. Mallory kannte viele Stellen auswendig. Sie erinnerte sich an diesen » unwahrscheinlich schönen Himmel und an ein Sternbild, das dort hängt wie die Notenschrift eines Roadsongs«. Zum letzten Mal in dieser Nacht ging ihr Blick nach oben, aber sie sah nur ein paar ungleichmäßig verteilte Lichtpünktchen. Bis zum Sonnenaufgang gab es keine weiteren Anweisungen.
    Sie besaß noch andere, ältere Leitlinien, die Louis Markowitz, ihr Pflegevater, Mallory als Gebote für das Leben unter Cops mitgegeben hatte: » Du sollst die Schafe schützen; du sollst keine Kugel unbedacht abfeuern, durch die sie zu Tode kommen könnten.«
    Von Sternen hatte Markowitz nichts gesagt.
    Aber den Rock and Roll hatte er geliebt und wie der Verfasser dieser Briefe die Songs der Rolling Stones und The
Who, die sie jetzt viele Meilen lang spielte. Die eine oder andere Nummer hatte auch Louis Markowitz in seiner Sammlung gehabt, und damit begleitete er sie ein Stück weit auf ihrem Weg.
    Sie brauchte etwas zu essen, und sie brauchte Schlaf.
    Morgen würde sie den nächsten Anlauf machen, die neuen Regeln zu begreifen, die Peyton Hale in seinen Briefen aufgestellt hatte. Als der Junge aus Kalifornien zum Mann geworden war, hatte er auf dem Weg zurück in die Heimat die alte Strecke gewählt und seine Spuren gelegt. Mallory war mit ihrem Versuch gescheitert, die Straße, die vor ihr lag, nach seinen widersprüchlichen Anweisungen zu betrachten, weil sie angehalten und zum Himmel aufgesehen hatte.
     
    Click.
    Das noch nicht entwickelte Foto kam aus dem Kameraschlitz. Nur langsam wurden die Konturen in dem quadratischen Polaroidformat schärfer. Jetzt war in dem hell erleuchteten Lokal eine Frau zu erkennen. Schwarze Haare, rote Kleidung. Totenstill saß sie da - auf dem Foto.
    Die reale Frau zappelte hin und her, wandte den Kopf nach rechts und nach links, als habe sie draußen auf dem Parkplatz die Kamera klicken hören. Als der Sucher sie wieder einfing, schien sie, in einer erschrockenen Bewegung erstarrt, für die nächste Aufnahme zu posieren. Dann aber regte sie sich wieder, sah sich unter den Gästen um und überlegte wohl, ob einer von ihnen schuld an ihren Ängsten war.
    Irrtum!
    Jetzt hatte sie wohl gespürt, dass die Gefahr auf dem Parkplatz lauerte, denn sie nahm ihre rote Handtasche und setzte sich an einen weit vom Fenster entfernten Platz.
    Der Fotograf startete den Wagen und rollte vom Parkplatz auf eine dunkle Nebenstraße.

    Mallory steuerte die hellen Lichter des Dixie Truckers Home an. Zwei haushohe Trucks füllten ihre Tanks an den Dieselzapfsäulen. Sie zählte zehn Laster auf dem Hof und nur einen Personenwagen, eine rote Limousine mit einem Nummerschild von außerhalb, dabei war jetzt, früh um vier, keine typische Touristenzeit. Den Rucksack über eine Schulter gehängt, betrat Mallory das Restaurant, bestellte Kaffee an der Kasse und ging weiter zu der Selbstbedienungstheke, auf der Gerichte unter Wärmehauben standen.
    Wie ein Roboter häufte sie ihren Teller voll, registrierte aber alle Einzelheiten des Raums und der Gäste, die allein oder zu zweit an den Tischen saßen, zehn Männer und eine Frau, die nervös mit den Füßen auf den Boden klopfte und - wahrscheinlich von zu viel Kaffee aufgeputscht - den Blick unruhig durch den Raum wandern ließ. Das konnte nur die Touristin aus dem kleinen roten Wagen sein. Alles an ihr war rot - rot in den verschiedensten Varianten -, die abgetragenen Schuhe, die ausgebeulte Hose und das verwaschene, zeltartige T-Shirt, das an einem pummeligen Körper herunterhing. Nur die Haare waren schwarz von Farbe aus der Tube, und der Haarschnitt war offenbar vor dem häuslichen Badezimmerspiegel

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