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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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gemeint: ›Ich würde Angst haben, einen Fehltritt zu tun und abzustürzen‹.«
    »Oh.« Jetzt legte sie den Daumen auf seine Augenbraue und zeichnete den rauen Bogen nach, einfach nur um des puren Vergnügen willens. Sie konnte ihn berühren, wie es ihr gefiel.
    Seine Stimme klang leiser. »Und ich habe gesagt: ›Das ist der Grund, warum du nicht auf Berge steigst, Gwen‹. Aber jetzt bin ich überrascht. Du hast keine Angst vor der Höhe.«
    »Nein«, sagte sie. »Nicht besonders.«
    »Nur vor Fehltritten.«
    Mitten im Streicheln hielt sie inne. Wollte er damit andeuten, dies wäre ein Fehltritt gewesen? »Ich
hatte
Angst davor«, sagte sie vorsichtig. »Eine sehr lange Zeit. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Genau wie ich«, sagte er und küsste sie.
    Am nächsten Morgen wachte Gwen eng an ihn geschmiegt auf. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, die Arme hatte sie um ihn geschlungen. Es war noch sehr früh; das fahle Licht der Dämmerung erhellte kaum das Zimmer. Alex schlief tief, einen Arm im Winkel über den Kopf gelegt, der andere war um Gwens Taille geschlungen.
    Ungläubigkeit durchströmte sie, süß wie eine Melodie. Sie schloss die Augen, und im Wiedereinschlafen fragte sie sich, ob sie sich wohl traute zu träumen.
    Als sie wieder aufwachte, saß Alex im Schneidersitz neben ihr auf dem Bett, vollständig angekleidet, den Kopf über die Landkarten gebeugt, die sie von Barringtons Schreibtisch entwendet hatte. Seine Miene war ernst und nachdenklich.
    Beklommenheit ließ sie hellwach werden. »Alex«, wisperte sie. Er hob den Kopf und lächelte sie an.
    Dieses Lächeln war wie ein Sonnenaufgang. Sie erwiderte es. Bartstoppeln warfen einen Schatten auf sein kantiges Kinn, sein Haar war zersaust. Zögernd streckte sie die Hand aus und strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Ganz und gar war sie jetzt eine sündige Frau mit der Erlaubnis, so schockierende und unaussprechliche Dinge zu tun, wie bei einem Mann zu liegen, der nicht ihr Ehemann war, oder seine Haare mit einer Zärtlichkeit zu streicheln, die zu sehr von Verlangen erfüllt war, um auch nur im Entferntesten an Tugend zu grenzen.
    »Guten Morgen.« Er beugte sich vor und küsste ihr Ohr. Seine Zunge strich über ihr Ohrläppchen, als er sich wieder aufrichtete. Gwen spürte ein Prickeln auf ihrer Haut. »Kaffee?«, fragte er und zeigte auf eine kleine Tonkanne, die auf dem Tisch stand. »Madame Gauthier hat ihn gerade eben gebracht.«
    »Nein«, lehnte sie ab und setzte sich auf. Die Landkarten beschäftigten sie.
    Er folgte ihrem Blick. »Die Karten schienen dich letzte Nacht beunruhigt zu haben. Mir sagen sie offen gestanden überhaupt nichts.«
    »Oh?« Gwen griff danach. Sie hatte sie gestern Abend nur flüchtig angesehen, doch jetzt bestätigte sich ihr Verdacht. »Das sind Vermessungskarten.«
    »Ja, das ist mir klar. Aber warum denkst du, dass sie von Bedeutung sind?«
    Sie räusperte sich und sortierte zwei der Karten aus. »Hier«, sagte sie und legte die Blätter nebeneinander auf das Bett.
    Er rückte näher, seine Schulter streifte ihre. »Erklär mir, was ich da sehe. Es ist eine Art Landkarte. Topografisch?«
    Die Nähe und die lässige Art, wie er die Hand ausstreckte, um ihren Nacken zu streicheln, ließen Gwen schwindelig werden. Sie musste sich zwingen, sich zu konzentrieren. Die Karte wies schattierte Linien und vielgestaltige Formen auf, deren verschiedene Farben die jeweiligen Geländeformen kennzeichneten. »Ja«, sagte sie, »es ist eine topografische Karte. Solche Karten werden erstellt, wenn es gilt, den Wert eines Grundbesitzes festzustellen, oder wenn beschlossen wird, etwas daran zu verändern. Zum Beispiel sind sie sehr nützlich, wenn man eine Parklandschaft plant. Du bekommst eine Menge Informationen durch sie: Erhebungen, Erdbeschaffenheit, Grundwasserspiegel …« Sie machte ein verzweifeltes Gesicht. »Drainage und solche Dinge. Vor allem die Drainage! Nach der ersten Umgestaltung des Gartens in Heaton Dale fing der Teich an, in den griechischen Pavillon zu fließen. Das hat der klassischen Anmutung einen wahren Dämpfer versetzt. Athen als Sumpfgebiet.«
    Er lachte. »Aber irgendetwas stimmt wohl nicht mit diesen Karten?«
    »Nicht mit den Karten an sich. Aber …« Sie ordnete die Blätter paarweise untereinander an, wobei sie das übrig bleibende siebte beiseitelegte. »Siehst du es?«
    Alex betrachtete die Karten Reihe für Reihe. »Es geht hier um drei Ländereien – drei Karten mit jeweils einer

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