Suche nicht die Suende
verlassen«, erinnerte sie ihn.
Er neigte leicht den Kopf. Ein neuer Glanz lag in seinen Augen. »Das Fest nicht, den Saal aber schon«, sagte er.
Unter ihrer Hand fühlte sich seine Haut heiß an, seine Finger waren stark. Die Möglichkeit, die sein suggestives Lächeln verhieß, ließ ihren Puls schneller schlagen. »Alex, wir können doch nicht …«
»Komm«, sagte er und wandte sich zur Tür. In ihr Ohr hauchte er: »Seien Sie doch ein wenig verrucht, Miss Maudsley.«
Verrucht war es in der Tat, gestand Gwen sich ein, als sie ihm aus dem Ballsaal und den Gang hinunter folgte. Hiervon hatte sie geträumt, als sie auf der Suche nach dem richtigen Weg durch das Haus gewandert war. Sie wusste genau, wohin sie gehen mussten. Sie ging voraus, um ihn zu führen, und er folgte ihr dichtauf, stumm, sie weiterdrängend, wenn sie stehen blieb. Er knabberte an ihrem Ohr und vertrieb ihre Zweifel, wenn der neugierige Blick eines maskierten Gastes sie streifte, dem sie begegneten und der Gwens Mut sinken ließ.
Vor der Polstertür, die jetzt geschlossen war, blieben sie stehen. Dahinter hatte Gwen zuvor die Wäschekammer entdeckt. Mit einem tiefen Atemzug wandte sie sich zu Alex: »Ich denke, hier könnte es gehen. Dort drinnen, da gibt es ein –«
Er öffnete die Tür, griff unter ihre Arme und presste seinen Mund auf ihren, während er sie in die Kammer schob. Ihre Vernunft lauschte dem dumpfen Geräusch, das besagte, dass er die Tür wieder geschlossen hatte; der Rest ihres Verstands war bereits unter dem treibenden Druck seines Kusses zerschellt. Seit Mailand hatten sie sich nicht geküsst. Es hatte einfach keine Gelegenheit gegeben. In den Tagen seither hatte Gwen angefangen sich zu fragen, ob die Wildheit und die Freiheit, die sie in Alex’ Armen empfunden hatte, vielleicht nur das Produkt einer übersteigerten Fantasie gewesen waren, ob sie zum Wunschdenken einer Frau gehörten, die Angst davor hatte, in eine tödliche, niederdrückende Bequemlichkeit zurückzugleiten.
Aber sie hatte es sich nicht eingebildet. Sein Kuss machte sie erst lebendig. Sie presste sich an ihn und ließ geschehen, dass er sie gegen die Wand drückte, murmelte Ermutigungen in seinen Mund und drängte ihn zu einer noch größeren Wildheit. Ihre Finger gruben sich in sein Hemd und spürten die harten Muskeln darunter. Sein Mund glitt zu ihrem Nacken, Zähne kratzten, reizten; er biss die Stelle, wo ihre Kehle und ihre Schulter sich trafen, als wollte er sie festhalten.
Sie strich über sein Kinn, das in Mailand von Bartstoppeln rau gewesen war. Doch jetzt war es von der Klinge eines scharfen Rasiermessers glatt. Seine Hand lag auf ihrer Brust, hob sie aus dem Korsett, während seine Zunge über ihre Halsgrube strich. Gwen hoffte, er würde ihr unauslöschlich sein Zeichen aufdrücken. Sie wünschte, sie würden sich wie Kinder in den Finger schneiden können, um ihr Blut zu vermischen. Sie sehnte sich nach einer Verbindung, die unauflösbarer war als jene, die vom Gesetz und seinem Namen begründet wurde. Sie wollte etwas Tiefgehendes, das nur er in ihr auslösen könnte. Sie wünschte sich, dass auf der Straße jeder mit einem Blick wusste, dass sie ihm gehörte.
Der Stoff ihres Kleides war so zart, dass sie das Reiben seines Daumens über ihre Brustwarze fühlte, als wäre sie nackt. Jeder Zweifel in ihr schmolz, als sie sich an ihn drängte.
Ich will dies.
Gott im Himmel, sie wollte ihm gehören.
Sein Mund schloss sich durch den Stoff um ihre Brustwarze und saugte fest. Es löste eine heiße, süße Strömung tief in ihrem Bauch aus. Gwen fuhr mit den Händen seinen breiten Rücken hinauf und wieder herunter, unruhig und ungeduldig und dazu bereit, dass er sie jetzt nahm. Es war verrückt. Wahnsinn. Ein Diener könnte jeden Moment vorbeigehen.
Dieser Gedanke ließ Gwen für einen Moment klarer denken. Sie wollte sich den Konventionen nicht länger beugen, aber Anstand war nichtsdestotrotz ein nobler Gedanke.
Sie tastete nach der Wand hinter ihr. Dort irgendwo musste die Tür sein. Ihre Finger fanden nichts. »Warte«, keuchte sie.
»Nein«, sagte er und biss leicht in ihre Brustwarze. Ein tiefer heißer Ton löste sich aus Gwens Kehle.
»Jemand – Alex, jemand könnte jetzt kommen. Wir sollten … halt.«
Er hob sie an den Hüften hoch und drängte sie mit seinem Körper gegen die Wand. »Ja«, sagte er in ihr Ohr. »Jemand könnte kommen.«
Ein heißes, dunkles Entzücken durchfloss sie. Sie verstand mit einem Mal, dass
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