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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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hatten. Aber bei Alex war die Wirkung … verwirrend. Als wenn er während des Ankleidens unterbrochen worden wäre.
    Ihr ging durch den Sinn, was geschehen war, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten: Er hatte wahrhaft gekonnt geküsst. Da spürte sie, dass sie errötete.
    Er schlug die langen Beine übereinander und schaute sich so lässig um, als wäre er ihr nicht gerade erst unvermutet in einem fremden Land begegnet. Gwen saß sehr still da. Sie spürte ein Prickeln in den Fingerspitzen. Seine Wangenknochen übten eine geradezu dramatische Wirkung auf sie aus.
    Unmoralische Ladys hatten wahrscheinlich sündige Träume … wegen seiner Lippen.
    Diese Lippen, über die kein Wort kam.
    »Was
tust
du hier?«, platzte sie heraus.
    Er zog eine Augenbraue hoch, als er sie ansah. »Was für eine wenig originelle Frage. Ich hatte dir doch gesagt, dass ich nach Paris reisen wolle.« Das Lächeln, das um seinen Mund spielte, war nicht zu deuten. »Vielleicht sollte ich dich fragen, ob du mir nachgereist bist.«
    »Was für eine dumme Frage wäre das«, erwiderte sie gereizt, »da ich in unserem letzten Gespräch bereits meine Absicht zum Ausdruck gebracht hatte hierherzukommen.«
    Alex musterte sie aus schmalen Augen. »Ich glaube aber, ich hatte als Erster diese Absicht geäußert.«
    »Ja, meine Idee entstand jedoch ganz unabhängig davon. Das hatte mit dir überhaupt nichts zu tun.«
    »Du –« Er strich sich mit der Hand über das Gesicht und murmelte leise etwas vor sich hin, das sie nicht verstand. Dann richtete er sich auf und lächelte müßig. »Ach, was soll’s. Paris ist schließlich groß genug für uns beide.«
    »Warum bist du dann hier in meinem Café?«
    Ein Muskel zuckte kurz an seinem Kinn. »Eine gute Frage«, sagte er nach einer Weile. »Meine Schwestern haben kein Vertrauen in deine Anstandsdame, und offensichtlich ist ihr Misstrauen sogar berechtigt. Sie macht ein Nickerchen mit Gurkenscheiben auf ihrem Gesicht, während du allein herumziehst und Weinkaraffen leer trinkst.«
    »Du hast also die Nachricht gelesen, die ich Elma hingelegt habe?«
    Sein Mundwinkel hob sich, doch es schien nicht das Zeichen für gute Laune zu sein. »Ja«, sagte er. »Ich habe die Nachricht gelesen.«
    »Nun, ich hoffe, du bist nicht gekommen, um mich zurück nach London zu verfrachten. Ich glaube, dass ich meine Meinung sehr deutlich gemacht habe – in Hinsicht auf diesen lächerlichen Plan, mich bis zum Herbst zu verheiraten.«
    »Ja, das hast du«, sagte er. »Ich habe keinesfalls die Absicht, Sie irgendjemandem aufzudrängen, Miss Maudsley. Ich wünschte nur, meine Schwestern dächten ebenso. Ich bin nach Paris gekommen, um Ferien zu machen, nichts anderes.« Als wolle er dies unterstreichen, hielt er das Gesicht in die Sonne. Eine leichte Brise erhob sich gerade. Alex schloss die Augen und rutschte tiefer in seinen Stuhl, streckte sich aus wie eine große, sich sonnende Hauskatze.
    »Hmmm«, sagte Gwen und wünschte, er nähme von ihrer Skepsis Notiz. Soweit sie wusste, war Alex noch nie irgendwohin gereist, nur um Ferien zu machen, die ihm keinen Profit einbrachten.
    Hinter seiner Hand verbarg er ein Gähnen. Vielleicht sagte er die Wahrheit. Gewiss war jedenfalls, dass sie ihn noch nie so … unbekümmert gesehen hatte.
    Diese ungewöhnliche Entspanntheit beruhigte sie und gab ihr überdies die Möglichkeit, sich Alex so genau anzuschauen, wie sie es wollte.
    Unwillkürlich beugte sie sich vor. Sein Mund war wirklich bemerkenswert. Sollten Männer solche Lippen haben? Sie wirkten einen Hauch dunkler als seine gebräunte Haut, die obere ein wenig breiter als die untere, aber nicht ganz so voll. Die Konturen waren so präzise geformt, dass sie sie hätte nachzeichnen können, hätte sie Reispapier und einen Stift gehabt.
    Als er, ohne die Augen zu öffnen, etwas sagte, zuckte Gwen erschreckt zusammen. »Hast du den Viscount gefunden?«
    Sie lehnte sich zurück. »Noch nicht.«
    Er schlug die Augen auf und sah sie an. »Ich hatte dir doch gesagt, dass ich ihn für dich auftreiben werde. Traust du mir das etwa nicht zu?«
    Seltsam, dass sie sich nicht erinnern konnte, seine Augen in der Vergangenheit als beunruhigend empfunden zu haben. Aber sie waren von einem verwirrend hellen Blau und schienen sie festzuhalten wie eine Hand, die sich um ihre Kehle geschlossen hatte. »Ich bezweifle deine Fähigkeiten gar nicht«, sagte sie. »Und ich weiß, mein Bruder hätte dein Angebot zu schätzen gewusst. Aber wie ich

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