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hergekommen. Und Sie sollen rüber nach Svea? In Schacht 7 arbeiten?«
Steinar konnte nicht nicken, da der Arzt schnell die Wunde auf der Stirn gesäubert hatte und sie jetzt mit geschickten Händen nähte. »Ja, das hat bestimmt wehgetan«, sagte er, als wäre Steinar eigentlich ein Weichei, das mit etwas vollkommen Lächerlichem angekommen wäre. »Haben Sie den Helm abgenommen?«
»Nein.« Steinars Stimme war sicher.
»Nein.« Der Arzt war fertig und trat einen Schritt zurück, in erster Linie, um seine Handarbeit aus der Entfernung zu bewundern. »Nein, das haben Sie wohl nicht. Bitte setzen Sie sich jetzt auf, dann schauen wir uns mal Ihr Bein an.«
Der Steiger hatte vom Büro des Direktors der Bergbaugesellschaft aus angerufen und mitteilen lassen, dass er sich ein wenig verspäten würde. Steinar sollte doch ins Café Schwarzer Mann rübergehen und dort eine Tasse Kaffee trinken, wenn er wollte. Dann könnte der Steiger ihn dort später aufsammeln. Steinar war klar, dass die Führung durch Schacht 7 nicht auf den nächsten Tag verschoben werden würde. Und er wusste, dass der Steiger ihn fragen würde, was denn eigentlich passiert sei.
Es war der Steiger selbst, der ihn schließlich in der Grube herumführte. Und das war eine andere Welt als die, in der er früher am Tag gewesen war. Breite, beleuchtete Gänge, übersichtlich ausgeschildert mit Schildern, die zeigten, wie weit man sich im Berg befand. Stützen entlang der Wände und Bolzen in der Decke. Und hoch genug, dass sie den ganzen Weg hinein aufrecht sitzen konnten.
Der Steiger fuhr mit dem Grubenjeep bis ans Schachtende, wo sich die gewaltige Abräummaschine wie ein blindes, prähistorisches Tier in den Kohlenflöz hineingrub. Es sah aus, als fräßen sich die rotierenden Trommeln in Kitt hinein. Aber es war offensichtlich, dass irgendetwas nicht lief, wie es laufen sollte. Die Maschine stoppte, als der Maschinenführer sah, dass der Steiger zurückgekommen war. Eine Gruppe sammelte sich um sie, offensichtlich müde von der Schicht, in schmutzigen Overalls, mit schwarzen Ringen vom Kohlenstaub um die Augen.
»Wir nähern uns. Sollen wir weitermachen oder sollen wir aufgeben?«
Der Steiger wandte sich Steinar Olsen zu. »Da haben wir den neuen Grubeningenieur. Wir können uns ja mal anhören, was er zu sagen hat.«
Er lächelte kurz und erwartete offensichtlich keine Antwort. Aber Steinar war eifrig darauf bedacht, einen guten Eindruck zu machen. »Worum geht es? Was klappt denn nicht?«
Einer der Männer trat näher, zog seinen Handschuh aus und streckte ihm eine Hand entgegen. »Guten Tag, ich bin der Vormann der Tagesschicht. Du weißt wohl, dass die Kartierung des Bergs einige Hohlräume in dieser Strosse aufzeigt. Wir nähern uns jetzt diesem Punkt. Und da fragen wir uns, ob wir nicht lieber aufhören sollten. Es könnte riskant sein, weiterzumachen. Wir könnten einen ziemlichen Steinschlag kriegen. Und wir wissen nicht, ob Gas in den Hohlräumen ist.«
»Andererseits«, warf der Steiger ein, »ist der Flöz hoch und gut. Es wäre schade, so viel Kohle zurückzulassen. Und wir wissen, dass natürliche Risse dieser Größe im Berg nicht üblich sind. Das Wahrscheinlichste ist aber doch, dass die Kartierung nicht stimmt.«
Der neue Grubeningenieur sah von einem zum anderen und versuchte zu begreifen, wovon sie redeten. Aber das Einzige, was er verstanden hatte: Es bestand die Gefahr eines Erdrutsches. Und er wollte nicht zum zweiten Mal an diesem Tag einem Steinschlag ausgesetzt sein. Er tat selbstsicherer, als er war: »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Aber ich glaube, ich würde mir gern die Messungen ansehen, bevor ich irgendeinen Entschluss fasse.«
Das war offensichtlich eine Antwort nach dem Geschmack der Kumpel. Sie nickten und murmelten ihre Zustimmung. Und als Steinar Olsen mit ihnen zurück in den Umkleideraum ging, spürte er ein warmes Gefühl der Kameradschaft. Er unterhielt sich eifrig mit dem Vormann, während sie sich umzogen.
»Warum hast du heute Morgen denn so laut in der Grube geschrien?«, grölte plötzlich eine Stimme quer durch den Raum. Steinar Olsen drehte sich um und entdeckte Lars Ove. »Meine Güte, du hast uns ja zu Tode erschreckt.«
Es wurde still im Umkleideraum. Die Kumpel, die sich eben noch verhalten hatten, als wäre er einer von ihnen, zogen sich ein wenig zurück und verstummten.
»Was redest du da? Du warst doch schuld daran, dass wir unter den Überhang gefahren sind.« Es war Kristian, der
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