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Autoren: Monica Kristensen
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Andreassen hatte Knut gebeten, ihn zum Kindergarten zu begleiten. Jan Melum übernahm selbst die Aufgabe, die Eltern darüber zu informieren, wie die Befragung der Kinder vor sich gehen sollte, und Knut war beeindruckt über die Art und Weise, wie Melum die große Gruppe ängstlicher Eltern und lärmender Kinder dirigierte. »Noch irgendwelche Fragen, bevor wir anfangen?«, schloss er seinen Vortrag ab.
    Eine Mutter stieß sich von der Wand ab und fragte: »Wie lange wird das dauern? Wir waren gerade beim Essen, als Sie angerufen haben.« Es sind immer die Verärgerten, die zuerst fragen, dachte Melum. Die Verängstigten kamen in der Regel später, unter vier Augen.
    Die meisten Eltern gingen hinaus, und Jan Melum setzte sich auf eine niedrige Bank in einer Ecke des Zimmers. Zu Knuts Überraschung machte er keinerlei Versuch, mit den Kindern zu sprechen, ließ sie frei spielen. Aber er beobachtete sie genau. Nach ein paar Minuten bemerkte Knut auch die kleine Jungsgruppe, die in einer Ecke hockte und vorsichtig zu den Polizisten hinüberschielte. Melum stand auf, ging langsam durch den Raum und hockte sich neben die Kinder auf den Boden.
    »Hallo.« Er schaute in eine andere Richtung, zu einem der Erwachsenen, der mit anderen Kindern spielte.
    »Äh, hallo.« Sie waren dem Kripobeamten gegenüber auf der Hut.
    »Bist du wirklich Polizist?« Es war der Größte, der fragte.
    »Ja, bin ich. Und ich bin mit dem Festlandsflugzeug gekommen, um dem Regierungsbevollmächtigten hier zu helfen. Ihr wisst doch, dass Ella Olsen gestern vom Kindergarten nicht nach Hause gekommen ist. Und deshalb brauchen wir jetzt eure Hilfe.«
    »Sie is kein Mann, sie is ne Frau.« Die Kinder kicherten. »Diese Bewollmächtigte.«
    Melum lächelte auch. »Kann sich einer von euch denken, wo sie sein kann? Ella, meine ich?«
    »Kohlenkind, Kohlenkind, komm aus dem Versteck, Kohlenkind, Kohlenkind, warum bist du nur weg, Baparappa, baparappa, baparappa …« Ein Chor fröhlicher Kinderstimmen brummte und sang das Lied.
    »Das singt Ingrid immer, wenn wir uns verstecken«, erklärte der Kleinste der Jungs. Er guckte Melum scheu unter seinem langen Pony an. »Und dann kommen wir immer, denn dann kriegen wir einen Keks.«
    Melum nickte.
    »Ich bin ein Zwilling. Aber Arne Odd sieht mir gar nich ähnlich. Wir ham nämlich zwei Eier, weißt du.« Der Kleinste der Jungs schubste einen anderen, und jetzt konnte Melum die Familienähnlichkeit erkennen. »Also seid ihr nicht eineiig, meinst du?«
    Der andere Junge rutschte hin und her. Er war offensichtlich verlegen, wollte aber auch etwas sagen, traute sich nur nicht so recht. »Sie hat festgesteckt. Ich war drin und hab auf die Tür aufgepasst, aber sie is nicht mit den andren reingekommen.«
    »Jetzt bist du aber still, du.« Der größte Junge wurde knallrot im Gesicht.
    »Aber so war’s doch. Sie hat unterm Haus festgesteckt. Ich musste los, weil Heidi mich abgeholt hat. Aber ich hab die Tür nich wieder zugemacht. Dann is sie wohl später reingekommen …« Seine Unterlippe zitterte leicht.
    Melum blieb ruhig sitzen und schaute zu Knut hinüber, um sich zu vergewissern, dass dieser das Gespräch mitbekam. Knut nickte kaum merklich. »Du meinst also, Ella saß fest? Wie schafft ihr es denn, unters Haus zu kommen?«
    »Och, das is nich schwer.« Der vierte Junge wollte sich auch am Gespräch beteiligen, jetzt, nachdem ihr Geheimnis sowieso verraten worden war. »Das kann ich dir zeigen.« Er stand auf.
    In dem Moment klingelte Knuts Handy. Er ging auf den Flur hinaus, um das Gespräch anzunehmen.
    »Knut? Hier ist Kjell. Ich sitze im Büro und gehe alle Meldungen durch, die in den letzten Stunden eingegangen sind. Ziemlich viel Mist. Nun ja, nicht gerade Mist. Aber viel, was gar nichts mit dem verschwundenen Kind zu tun hat. Klatsch und Tratsch über Steinar Olsen, über die Verhältnisse in der Familie. Aber zwei, drei Tipps haben nichts mit der Olsen-Familie zu tun. Ich habe mir gedacht, dass ihr vielleicht die Kinder danach fragen könntet. Es gibt da mehrere, die haben einen großen, kräftigen Mann in der Nähe des Kindergartens gesehen. Er hat sich im Schatten der anderen Häuser aufgehalten. Und der Grund, warum er den Leuten aufgefallen ist: Er hat da lange still gestanden, gerade so, als ob er die Kinder beobachtet. Es war ja verdammt kalt, deshalb ist es verständlich, dass sich die Leute fragen, aus welchem Grund sich jemand bis zu einer halben Stunde vorm Kindergarten aufhält.«
    »Ganz

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