Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suche: Roman

Suche: Roman

Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
Vom Netzwerk:
Formalitäten. »Was willst du denn?« Es gefiel ihm nicht, hier zu liegen und mitten im Packeis aus dem Eismeer zu dümpeln, das sie gegen das Land drückte. Aber die drei Kapitäne hatten vereinbart, in dieser Saison zusammen zu fahren. Und Harald von der »Ishavstrål« hatte noch etwas zu regeln mit irgendwelchen Leuten aus Longyearbyen, die mit Schneescootern und Schlitten Waren bringen wollten, die mit zum Festland rüber sollten. Das war Haralds Sache, die anderen beiden Skipper mischten sich da nicht ein. Harald bekam immer seinen Willen – ohne dass einer nachfragte. Er besaß den größten Krabbenkutter, und es war immer gut, ihn als Freund in einer Notsituation an der Seite zu haben. Nicht wenige Trawler hatten im Fahrwasser um Spitzbergen herum bereits seine Hilfe oder Assistenz beim Bugsieren in den nächsten Hafen in Anspruch genommen. Aber in diesem Eis Richtung Süden fahren? Den anderen beiden Kapitänen gefiel das nicht.
    Harald dachte während des Funkverkehrs laut nach, ohne zu verraten, worum es sich bei seinen Geschäften eigentlich handelte. »Es muss zum Sorgfjord gehen. Scheiße, ich traue mich nicht, Kurs auf Kinnvika im Murchinsonfjord aufzunehmen. Und dann wird es auch kürzer für die, die uns von Süden her entgegenkommen.« Harald war in Harstad geboren und aufgewachsen, konnte aber mindestens genauso breit sprechen wie Jon vom Gryllefjord an Bord der »Polarjenta«. Das gehörte zum Job.
    Oddemann von der »Edgeøya« mischte sich ins Gespräch ein. »Das gefällt mir nicht. Sollen wir da alle drei einlaufen? Harald, du darfst nicht vergessen, dass ich den kleinsten Kutter habe. Und ohne Eisverstärkung oder Klassifizierung. Und mit der Førkja ist es das Gleiche«, erklärte er und benutzte dabei den Spitznamen der »Polarjenta«. »Außerdem dreht sich die Tide bald. Und du weißt, wie kritisch das in der Mündung vom Hinlopen ist. Ganz schnell hast du da eine Eiswand, die dir mit fünf, sechs Knoten Fahrt entgegenkommt.«
    Wenn er ehrlich war, hatte Harald auch keine große Lust, in den gefürchteten Nordporten einzulaufen. Aber er plante, in den Sorgfjord zu fahren, etwas südlich der Mündung der Hinlopenstraße, um sicher vor möglichen Änderungen in der Strömung der Eisschollen zu sein.
    »Ihr könnt hier liegen bleiben«, erklärte er entschlossen. »Ich fahr allein rein. Wenn ihr die nächsten zwölf Stunden nichts von mir hört, dann könnt ihr kommen und mal nachschauen. Aber ruft nicht nach der Polizei, es sei denn, es geht um Leben und Tod. Die können wir hier nicht gebrauchen.«
    Es war nicht verboten, in die Hinlopenstraße zu fahren oder dort zu fischen. Noch nicht. Aber sowohl die Regierungsbevollmächtigte als auch das Norwegische Polarinstitut bemühten sich, es unter Naturschutz zu stellen. Neue Naturschutzbestimmungen waren in Arbeit und durchliefen gerade die einzelnen Abteilungen der Ministerien, die ein besonderes Interesse an den Polarregionen hatten. Das Fischereiministerium war nicht besonders interessiert, weder im positiven noch im negativen Sinne. Der Krabbenfang in Hinlopen war zu gering, um eine ökonomische Bedeutung zu haben, höchstens für diejenigen, die ihn betrieben. Mit dem Dorschfang verhielt es sich jedoch ganz anders. Die Küstenwache hatte Bescheid bekommen, die internationale Fangflotte in der Barentssee und in dem Seegebiet weiter im Osten genau im Auge zu behalten. Natürlich würde die Küstenwache auch die kleinen Krabbenkutter beobachten, die nahe an der Küste Spitzbergens fischten. Aber bei zu geringen Ressourcen für die Flugüberwachung und zu wenigen Schiffen, um die riesige Meeresfläche abzudecken, war das fast unmöglich. Nicht einmal die schnellen Schiffe der Küstenwache konnten an zwei Stellen gleichzeitig sein.
    Der Chef vom Dienst bei Spitzbergen-Radio saß auf seinem abgewetzten Bürostuhl im Flughafentower und träumte sich durch eine ungewöhnlich langweilige Abendschicht. Das Festlandflugzeug war gelandet und bereits wieder gestartet. Ende Januar herrschte nicht gerade viel Verkehr zwischen Tromsø und Longyearbyen. Ein paar frierende Fluggäste hatten sich gegen die Kälte zusammengekrümmt und waren zwischen Flugzeug und Hangar entlanggeeilt. Aber eine Stunde später war es auf dem Rollfeld wieder still und dunkel. Die Landebahnbeleuchtung wurde ausgeschaltet, nur noch vereinzelte Warnlampen blinkten. Ein bisschen Schnee wirbelte am Ende der Rollbahn auf, ein warnender Hinweis auf das schlechte Wetter, das die

Weitere Kostenlose Bücher